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Panorama: Das neue Wunder von Bethlehem

Tränen einer Ikone sorgen am Geburtsort Christi für Aufregung VON CHARLES A.LANDSMANNB>BETHLEHEM.

Tränen einer Ikone sorgen am Geburtsort Christi für Aufregung VON CHARLES A.LANDSMANN

B>BETHLEHEM. Ein Wunder oder nur eine optische Täuschung, vielleicht Kondenswasser oder schlicht ein PR-Trick: Jesus von Nazareth, geboren vor fast 2000 Jahren in Bethlehem, soll ausgerechnet in seiner eigenen Geburtskirche weinen.Einige Einheimische und Touristen, Pilger aber auch Kirchenmänner, wollen das "Neue Wunder von Bethlehem" gesehen haben.Noch viel mehr allerdings stehen vor der Ikone aus dem 4.oder aus dem 12.Jahrhundert und sehen nur ein goldfarbenes Jesus-Gesicht, dessen linkes Auge dunkler gemalt ist. Ein Koch aus einem der vielen leerstehenden Restaurants der südlich von Jerusalem gelegenen palästinensisch-autonomen Kleinstadt hatte vor einem Monat wieder einmal nichts zu tun.So ging er in die Geburtskirche, wohl um für eine gute Weihnachtssaison zu beten.Denn seit den blutigen Zusammenstößen zwischen palästinensischer Polizei und israelischer Armee Ende September sind die Touristen ausgeblieben.Von einer der vielen Marmorsäulen, in zweieinhalb Meter Höhe, in einer recht düsteren Ecke soll im Jesus zugeblinzelt und danach geweint haben.Nicht ganz so heftig, wie es der brave Koch jeweils beim Zwiebelschneiden tut, dafür aber erstmals und wunderbar. Jedenfalls ist Pater Anastasios, immerhin der offizielle Repräsentant des griechisch-orthodoxen Patriarchen von Jerusalem, überzeugt, daß es sich hierbei um ein Wunder handelt: "Ich habe es selbst gesehen. Kein Wunder, sondern "Quatsch" und eine Erfindung der Touristenführer - so sieht ein Mönch die Sache, die für eine Nonne gar "eine Wagenladung Blödsinn" ist.Und natürlich melden sich allerlei "Experten" zu Wort, wobei nicht ganz klar ist, wofür sie Fachleute sind.Einer, offensichtlich ein kirchlicher Würdenträger, spricht von Lichtreflexen und optischen Täuschungen.Ein anderer glaubt, daß die unterschiedliche Schattierung der Augen die Täuschung bewirkten.Und für einen dritten ist das für diese Jahreszeit zu heiße Wetter "schuld": "Keine wundersamen Tränen.Ich sage euch, das ist Kondenswasser." In Bethlehem jedenfalls meinen viele, daß die Tränen Schlimmes ankündigen: "Vielleicht ein Erdbeben, vielleicht Krieg" - sicher aber ein belebteres Weihnachtsgeschäft als befürchtet.

CHARLES A.LANDSMANN

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