zum Hauptinhalt

Panorama: "Das Solar-Zeitalter ist Realität"

Auf Kreta soll der Strom aus der Sonne kommen / Weltweit größtes Kraftwerk beschlossenVON GERD HÖHLER ATHEN.Die Sonne Kretas kann mehr, als Orangen reifen zu lassen und Touristen zu grillen.

Auf Kreta soll der Strom aus der Sonne kommen / Weltweit größtes Kraftwerk beschlossenVON GERD HÖHLER ATHEN.Die Sonne Kretas kann mehr, als Orangen reifen zu lassen und Touristen zu grillen.Das will die griechische Regierung unter Beweis stellen.Sie billigte den Bau des größten Solarkraftwerkes der Welt in der Nähe der Inselhauptstadt Heraklion.Greenpeace-Chef Thilo Bode, der zur Ankündigung des Projekts nach Athen anreiste, bezeichnete das Vorhaben als "Durchbruch" für die neue Technik: "Das Solar-Zeitalter ist kein Zukunftstraum sondern Realität". Athen und Brüssel wollen gemeinsam mehr als die Hälfte der Kosten in Höhe von rund 30 Millionen Mark tragen, die für die erste Phase des Projekts veranschlagt sind.Fünf Megawatt Leistung wird das Kraftwerk dann erbringen.Bis zum Jahr 2003 soll die Kapazität auf 50 Megawatt erhöht werden, fünfzehnmal so viel wie das bisher weltgrößte Solarkraftwerk in Italien.100 000 Wohnungen könnten dann über Sonnenenergie versorgt werden, plant Energieministerin Vasso Papandreou. Greenpeace hat errechnet, daß die neue Technik nicht nur umweltfreundlich, sondern auch preiswert sei: Der Solarstrom koste umgerechnet 14,6 Pfennig pro Kilowattstunde und damit nur unwesentlich mehr als die bisher auf der Insel im Durchschnitt anfallenden 14 Pfennig pro Kilowattstunde. Das Vorhaben ist allerdings auch umstritten.Fachleute des Athener Energieministeriums zweifeln an der Kostenkalkulationen: der Solarstrom werde weitaus teurer sein.Auch die Experten der EU-Kommission sollen Bedenken angemeldet haben, heißt es in Athener Presseberichten.Kritiker sind der Ansicht, Athen habe mit dem Projekt nur dem starken politischen Druck von Greenpeace nachgegeben. Kreta brauch dringend eine bessere Energieversorgung.Der Stromverbrauch auf Griechenlands beliebtester Touristeninsel steigt pro Jahr um durchschnittlich sieben Prozentzent.Die vorhandenen Kraftwerke sind längst am Rand ihrer Kapazität angelangt.Die Folge: insbesondere in den Sommermonaten, wenn die Klimaanlagen in den Hotels auf Hochtouren laufen, bricht die Stromversorgung immer mal wieder für Stunden zusammen.Pläne für den Bau eines konventionellen, mit schwerem Heizöl befeuerten Wärmekraftwerks existieren, liegen aber seit Jahren wegen Beschwerden von Bürgerinitiativen auf Eis.Zwar wird auch das Solarkraftwerk die auf rund 150 Megawatt bezifferte Energielücke auf Kreta nicht ganz schließen, Greenpeace glaubt aber, daß der Bau des Wärmekraftwerks dennoch verzichtbar ist: Der verbleibende Energiebedarf könne mit Windkraft gedeckt werden.Bereits bis Ende 1997 sollen auf Kreta Windanlagen mit einer Leistung von 50 Megawatt in Betrieb sein.

GERD HÖHLER

Zur Startseite