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Panorama: Das Vaterland ruft seine Töchter Wien will Nationalhymne umformulieren

Österreichs Bundeshymne soll weiblicher werden, verkündete Montagmorgen die österreichische Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat, in ihrer bürgerlichen Volkspartei (ÖVP) auch zuständig für Frauenfragen. Es geht ihr darum, zwei Textpassagen des Lieds von Paula von Preradovic umzudichten.

Österreichs Bundeshymne soll weiblicher werden, verkündete Montagmorgen die österreichische Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat, in ihrer bürgerlichen Volkspartei (ÖVP) auch zuständig für Frauenfragen. Es geht ihr darum, zwei Textpassagen des Lieds von Paula von Preradovic umzudichten. Zum einen soll die Textzeile: „Heimat bist du großer Söhne“ in „Heimat großer Töchter und Söhne“ umgewandelt werden. Und dann stört Rauch-Kallat auch ein Reim in der dritten Strophe. Dort soll der Text „Einig lass in Brüderchören, Vaterland dir Treue schwören“ in die geschlechtsneutrale Variante: „Einig lass in freud’gen Chören, Heimatland dir Treue schwören“ verwandelt werden.

Eigentlich sollte man meinen, dass es an Rauch-Kallats Vorschlag wenig auszusetzen gäbe, zumal die Österreicher, was ihre Hymne betrifft, vor allem bei den hinteren Strophen ohnehin nie sehr textsicher sind. Bei Länderspielen und Siegerehrungen wird nur die erste intoniert, und selbst das ist meistens ein instrumentales Vergnügen.

Doch offenbar hat Rauch-Kallat mit ihrem politisch korrekten Vorschlag einen Nerv getroffen, der über alle Parteigrenzen hinweg für Wirbel sorgt. Ihr ÖVP-Parteifreund Andreas Khol etwa, immerhin als Parlamentspräsident zweiter Mann im Staat, möchte das Thema erst einmal langsam und „sorgfältig diskutieren. Dann wird man sehen, ob die Forderung Sitz im Leben hat“, so Khol in einer ersten nicht ganz eindeutigen Stellungnahme.

Rauch-Kallats Koalitionspartner von Jörg Haiders Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ), sind ebenfalls nicht begeistert. Für die BZÖ-Herren kommt die geschlechtsneutrale Version der Hymne nicht in Frage, und auch die BZÖ-Damen rund um Sozialministerin Ursula Haubner sehen die Hymnen-Frage nicht als „dringliches Problem“.

SPÖ und Grüne wiederum sind zwar prinzipiell dafür, allerdings wollen Rot und Grün der ÖVP den Triumph in Sachen Emanzipation nicht alleine überlassen. So stört die ehemalige Frauenministerin Barbara Prammer von der SPÖ an Rauch-Kallats Vorstoß, dass die ÖVP die neue Hymne allein beschließen und sich dann vielleicht als Vorreiterin in Emanzipationsfragen feiern lassen könnte. Prammer: „Die Hymne gehört uns allen und nicht nur Schwarz-Blau.“

Wie immer das ausgeht, die Deutschen merken erst mal nichts davon. Beim nächsten Weltkongress der Hymnen – der Fußball-WM 2006 in Deutschland – ist Österreich nicht dabei. Die Kicker haben sich nicht qualifiziert.

Markus Huber[Wien]

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