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Der Regen hört hier bald auf. Trotzdem werden die Pegel der deutschen Flüsse weiter steigen.

© dpa

Dauerregen: Wenn die Wolken Trauer tragen

Die Flüsse steigen an, Hochwasser droht – die gefürchtete "Vb"-Wetterlage ist da. Das Hochwassermeldezentrum in Cottbus gab für die Flüsse Schwarze Elster und für die Spree bei Spremberg Warnungen heraus.

Von Andreas Oswald

Seit Samstag regnet es ohne Unterbrechung. Auch am heutigen Dienstag werden die Niederschläge weitergehen. In Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen wurden Hochwasserwarnungen ausgegeben. Und wenn es ums Wetter geht, muss auch die Bahn wieder mal mitreden. Beim ICE 1654 von Berlin nach Leipzig drang am Montag Wasser in den Innenraum zweier Wagen ein, wie ein Bahnsprecher sagte. Nach Augenzeugenberichten tropfte Wasser von der Decke, stellenweise sei es sogar in kleinen Rinnsalen herabgelaufen. Der Boden in einem Abteil sei feucht gewesen. Laut Bahn wurde dieser Teil des Zuges in Leipzig aus dem Verkehr gezogen. Der ICE T fuhr mit 25 Minuten Verspätung weiter Richtung Wiesbaden. Nach der Ursache werde gesucht, sagte der Sprecher.

Es ist eine nicht sehr häufige Wetterlage, die zu diesem Dauerregen geführt hat. Man könnte sie als eine Art „modifizierte Vb-Wetterlage“ bezeichnen. Das Kürzel „Vb“ – sprich „fünf-bee“ – stammt aus einer Systematik zur Charakterisierung von Wetterlagen in Europa, die Wilhelm Jacob van Bebber Ende des 19. Jahrhunderts erstellte.

Bei dieser Wetterlage kommt ein über dem Mittelmeer mit zusätzlicher Feuchtigkeit aufgeladenes Tief von Süden östlich an den Alpen vorbei nach Norden und setzt dabei Ost- und Norddeutschland unter Wasser. Solche Wetterlagen waren auch die Ursache der großen Oderflut oder der großen Elbe-Hochwasserkatastrophe. Das Tief „Lya“, das Ursache der derzeitigen Regenfälle ist, kam ebenfalls aus Italien, sagt der Meteorologe Wolfgang Traunmüller. „Lya“ bewegt sich aber stärker nach Osten, als dies normalerweise bei „Vb“-Lagen der Fall ist. Außerdem wird „Lya“ von einem nebenliegenden Tief „Kathrein“ gesteuert, was ebenfalls nicht ganz typisch für eine „Vb“-Wetterlage ist. Dabei dreht sich „Kathrein“ gegen den Uhrzeigersinn und beeinflusst dabei die Zugbahn des Nachbartiefs „Lya“.

Ob es sich um eine reine, oder modifizierte „Vb“-Wetterlage handelt, ist für das Ergebnis nebensächlich. Es regnet ohne Unterlass, die Flüsse schwellen an, Hochwasser droht.

Auch wenn der Regen in Berlin und Brandenburg am Mittwoch aufhören wird, in Polen und Tschechien werden die Niederschläge anhalten, was die Pegel in den deutschen Flüssen weiter ansteigen lassen wird.

Das Hochwassermeldezentrum in Cottbus gab für die Flüsse Schwarze Elster und für die Spree bei Spremberg Warnungen heraus. Der Mitteilung zufolge überstieg der Wasserstand im Oberlauf der Spree bereits teilweise die Richtwerte der Alarmstufe 2. In Spremberg kann laut Prognose ab Dienstag die Alarmstufe 3 erreicht werden. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) gab am Montag in Potsdam eine Unwetterwarnung heraus.

Wie der DWD weiter mitteilte, muss bis Dienstagmorgen gebietsweise mit mehr als 50 Litern Regen pro Quadratmeter gerechnet werden. Von Samstagnachmittag bis Montagvormittag sei in einigen Gebieten im Süden Brandenburgs der durchschnittliche Niederschlag eines ganzen Monats niedergegangen, sagte ein Sprecher des DWD in Potsdam. Der DWD erwartete am Montag, dass sich der Regen in Südbrandenburg noch verstärken werde. Durch den starken Dauerregen sind auch zahlreiche Flüsse in Sachsen deutlich angeschwollen. Seit Freitagabend hat es auch in Sachsen heftige Regenfälle gegeben. mit dapd/dpa/AFP

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