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Roswell

© dpa

Der Absturz von Roswell: 60 Jahre "fliegende Untertassen"

Am 8. Juli 1947 ging eine Meldung um die Welt: In der Nähe eines US-Luftwaffenstützpunktes sei ein Ufo abgestürzt, verkündeten die Radio- und Fernsehsender. Kurze Zeit später dementierte die Armee, doch es war zu spät. Der Roswell-Mythos war geboren.

Am 8. Juli 1947 ging eine wahnwitzige Meldung um die Welt: In der Nähe eines US-Luftwaffenstützpunktes sei eine "Fliegende Untertasse" abgestürzt, verkündeten die Radiostationen und Fernsehsender aufgeregt. Wenige Stunden später wurde die Erklärung eines übereifrigen Pressesprechers der Luftwaffe von der Armee dementiert - doch es war zu spät: Der Roswell-Mythos war geboren. Für die Stadt selbst wurde die Saga zum lukrativen Geschäft. Sie errichtete ein Museum und feiert das Ereignis alljährlich mit einem Festival, zu dem tausende "Gläubige" aus aller Welt anreisen. In diesem Jahr findet das "Amazing Roswell UFO-Festival" vom 5. bis 8. Juli statt.

Ufo-Meldungen füllten Nachrichtenloch

Als der voreilige Sprecher sein UFO-Statement abgab, hatten sich die Medien schon den gesamten Frühsommer über mit vermeintlichen Sichtungen "Fliegender Untertassen" beschäftigt. Der Hobbyflieger Kenneth Arnold hatte am 24. Juni jenes Jahres den US-Bundesstaat Washington überflogen und anschließend berichtet, neun in der Sonne glitzernde, sichelförmige Objekte seien in etwa 20 Kilometern Entfernung an ihm vorbei gerast. Schon diese Nachricht rauschte durch den Blätterwald. "Es gab ein sommerliches Nachrichtenloch und das Düsenflieger- und Raumfahrtzeitalter hatte gerade begonnen", erklärt Amateurastronom Werner Walter, Gründer des Centralen Erforschungsnetzes außergewöhnlicher Himmelsphänomene (CENAP) und des UFO-Telefons Mannheim.

Viele Menschen hätten damals noch gelaubt, dass in den vermeintlichen Kanälen auf dem Mars "kleine grüne Männchen" wohnen. "Es war noch unklar, dass die Kanäle nur eine optische Täuschung sind." Unterstützt wurde die Hysterie Walter zufolge vom Aufkommen Helium gefüllter Ballons, die vor allem bei Rodeos gen Himmel geschickt wurden  und von etlichen Menschen als mysteriöse helle Scheiben wahrgenommen wurden. "Damit blieben die "fliegenden Untertassen" in den Schlagzeilen und der Begriff saß endgültig fest."

Was entdeckte der Schafzüchter?

Dann kam es zum Vorfall von Roswell: Nachdem ein Fabrikant demjenigen eine Belohnung versprochen hatte, der ihm eine fliegende Untertasse bringe, gab ein Schafzüchter an, auf seinem Feld ein entsprechendes Gerät entdeckt zu haben. Ein Meteorologe habe das aus Folie, Klebebändern und Bambusstöcken bestehende "Gerümpel" rasch als Überbleibsel eines Wetterballons unbekannter Bauart identifiziert, sagt Walter. Ohne die Meldung des Armeesprechers wäre das Ereignis wohl nie bekannt geworden.

Roswell Area 51
Protestierende US-Büger fordern am 29.03.1947 die öffentliche Aufklärung der Vorfälle in Roswell. -

© AFP

Auch so flaute die Aufregung zunächst rasch ab. "Das hat erst mal nicht weiter interessiert. Erst 30 Jahre später ist die heute bekannte Roswell-Geschichte entstanden." Ein Buch von Charles Berlitz und William Moore rief den Fall 1980 ins Gedächtnis der Öffentlichkeit zurück und der Vorfall wurde im Fernsehen und in Magazinen so mystisch verklärt wie kaum ein anderes Ereignis der Menschheitsgeschichte. Überreste von Aliens seien von Roswell zum militärischen Sperrgebiet Area 51 im südlichen Nevada gebracht worden, hieß es plötzlich.

Etliche Filme und Bücher nahmen sich des Themas an, die Gemeinde der UFO-Gläubigen wuchs rasant obwohl mittlerweile als gesichert galt, dass die 1947 gefundenen Überreste zu einem neu entwickelten Fernaufklärungsballon gehörten, dessen Existenz zu Hochzeiten des Kalten Krieges unbedingt geheim bleiben sollte.

Gewaltiges Radioteleskop geplant

Auch wenn der Mythos des intelligenten Außerirdischen in der Öffentlichkeit derzeit kaum mehr eine Rolle spielt, setzen Astronomen die wissenschaftliche Suche nach anderen Horten des Lebens im All unvermindert fort. So soll im nächsten Jahrzehnt ein gewaltiges Radioteleskop aus Tausenden Einzelantennen, das "Square Kilometer Array" (SKA), errichtet werden.

"Sollte es irgendwo in der Milchstraße außerirdische Intelligenz geben, von deren Planeten Radarsignale abgestrahlt werden, könnte das SKA sie entdecken", betont Norbert Junkes vom Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn. Die US-Weltraumbehörde Nasa plant mit dem "Terrestrial Planet Finder" (TPF) ein Teleskop aus bis zu sechs im All schwebenden Einheiten, wie Axel Quetz vom Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg erklärt. Die Europäische Raumfahrtagentur Esa arbeitet mit dem System "Darwin" an einem ähnlichen Projekt.

Annett Klimpel[dpa]

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