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Panorama: Der Absturz war kein Terrorakt

Beim Unglück in Russland fiel die Maschine zwischen Wohngebiete –verhinderte der Pilot Schlimmeres?

Moskau - Russische Ermittler haben nach dem Absturz einer Boeing 737 mit 88 Menschen an Bord einen Triebwerkschaden als wahrscheinliche Unfallursache bezeichnet. „Nach vorläufigen Erkenntnissen ist das rechte Triebwerk in Flammen aufgegangen, was wiederum eine Explosion und den Absturz des Flugzeugs verursacht hat“, teilte die Staatsanwaltschaft am Montag nach Angaben der Agentur Interfax mit. In den Trümmern seien keine Sprengstoffspuren gefunden worden, womit ein Terroranschlag, der noch am Sonntag für möglich gehalten wurde, widerlegt sei.

Den Absturz der 15 Jahre alten Maschine der Regionalgesellschaft Aeroflot-Nord am Sonntagmorgen hatte niemand überlebt. An Bord waren auch sieben Kinder und 21 Ausländer.

Der russische Luftfahrtexperte und frühere Testflieger Anatoli Kwotschur äußerte Zweifel an der offiziellen Version. Das bordeigene Löschsystem hätte das Problem eigentlich beheben müssen, sagte Kwotschur. Der Experte hielt auch menschliches Versagen für möglich.

Ein Mitarbeiter des Flughafens der Stadt Perm hatte laut russischen Medien mitgeteilt, dass sich der Pilot beim Landeanflug nicht an die Vorschriften gehalten habe. Im Allgemeinen gelten russische Piloten als sehr gut. Die Tatsache, dass die Maschine exakt auf einer kleinen Freifläche zwischen zwei Wohngebieten niederging, spricht für den Piloten. Jeweils etwa 200 Meter von der Absturzstelle entfernt liegen Wohnhäuser. Es wäre eine Katastrophe gewesen, wäre die Maschine in eines der Wohngebiete gestürzt. Die von Augenzeugen bestätigte Explosion der Maschine in der Luft sowie die Verteilung der Trümmer im Umkreis von vier Kilometern hatten am Sonntag zu Spekulationen über einen Bombenanschlag geführt. Es gebe aber auch einen Tag nach der Katastrophe keinen Hinweis auf einen Terrorakt, teilte der russische Inlandsgeheimdienst FSB mit.

Die Ermittlungen am Unfallort selbst wurden abgeschlossen. Weitere Erkenntnisse erhoffen sich Experten von der Auswertung der Flugschreiber der Unglücksmaschine. Die Geräte befänden sich aber in einem schlechten Zustand, was die Aufarbeitung der Katastrophe möglicherweise verzögere, teilte die Luftfahrtbehörde in Moskau mit. Die Boeing war beim Landeanflug auf die Industriestadt Perm am Ural am frühen Sonntagmorgen aufgeschlagen. Präsident Dmitri Medwedew gedachte bei einem Treffen mit russischen Industriellen im Kreml der Opfer. Die Identität vieler Passagiere und Crew-Mitglieder kann nur noch mit Hilfe einer Erbgutanalyse festgestellt werden.

An der Untersuchung dieser größten Katastrophe im russischen Luftverkehr seit zwei Jahren beteiligt sich auch der Hersteller Boeing. Experten des US-Konzerns flogen nach Perm, um die russischen Behörden zu unterstützen. Die russische Luftfahrtbehörde kündigte an, die gesamte Flotte der vom Absturz betroffenen Regionalfluggesellschaft Aeroflot-Nord zu überprüfen. Unmittelbar nach dem Absturz hatte Russlands größte Fluggesellschaft Aeroflot angekündigt, ab sofort keine gemeinsamen Flüge mehr mit der Tochtergesellschaft Aeroflot-Nord durchzuführen. Tsp/dpa

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