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Panorama: Der Fall Adolph: Im Dickicht der Indizien

"Das ist der schwierigste Fall in meiner 22-jährigen Karriere", sagt der Leiter der Dresdner Mordkommission, Manfred Müller. Ihm und der akribischen Arbeit seiner zwölfköpfigen Mordkommission ist es zu verdanken, dass die Jagd nach dem Mörder von Oberlandeskirchenrat Roland Adolph und dessen Ehefrau Petra vorerst beendet ist: Seit Dienstag muss sich ein 35 Jahre alter Tatverdächtiger aus Dresden vor dem Landgericht wegen zweifachen Mordverdachtes verantworten.

"Das ist der schwierigste Fall in meiner 22-jährigen Karriere", sagt der Leiter der Dresdner Mordkommission, Manfred Müller. Ihm und der akribischen Arbeit seiner zwölfköpfigen Mordkommission ist es zu verdanken, dass die Jagd nach dem Mörder von Oberlandeskirchenrat Roland Adolph und dessen Ehefrau Petra vorerst beendet ist: Seit Dienstag muss sich ein 35 Jahre alter Tatverdächtiger aus Dresden vor dem Landgericht wegen zweifachen Mordverdachtes verantworten.

Der Doppelmord an dem Dresdner Oberlandeskirchenrat und seiner Ehefrau gilt als der spektakulärste Kriminalfall jüngerer Zeit in Sachsen. Am 5. Februar 1997 mittags waren das Ehepaar im "Kaurauschenholz" bei Moritzburg tot aufgefunden worden, von mehreren Pistolenschüssen in Kopf und Oberkörper getroffen, die Gesichter bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Der Jagdhund lag tot daneben. Überall waren Einschüsse zu finden. Es war davon ausgegangen worden, dass die beiden Adolphs auf dem Weg zur Wildfütterung - der Kirchenmann war ein leidenschaftlicher Waidgenosse - zufällig Zeugen krimineller Handlungen wurden. Die Spekulationen schossen ins Kraut, von ehemaligen Stasi-Leuten bis zu Rumänenbanden reichte die Bandbreite der Verdächtigungen.

Zwar gelang es den Ermittlern schon wenige Wochen später, die Tatwaffen zu identifizieren, zwei Pistolen, die wenige Wochen zuvor aus einem Dresdner Rechtsanwaltsbüro entwendet worden waren. Doch die Suche nach den Waffen selbst verlief ebenso ergebnislos wie Zeugenaufrufe im Fernsehen und ein Steckbrief, der für den entscheidenden Hinweis 100 000 Mark Belohnung versprach.

Manfred R. verdankt allerdings seine Festnahme keinem Tip aus der Bevölkerung, auch nicht aus der Drogenszene, wie gemutmaßt worden war, sondern modernen Ermittlungsmethoden: einem Datenabgleich mit DNA-Spuren, die an Zigarettenkippen am Tatort gefunden worden waren. Zunächst war R. auch geständig. Darauf stützt sich die Anklage, der zufolge R. mit den entwendeten Waffen im Wald Schießübungen veranstaltet hat und dabei vom Oberlandeskircherat erwischt wurde, der offenbar mit der Polizei drohte. Aus Angst, wegen des Einbruchs in der Anwaltskanzlei wieder in das Gefängnis zu müssen, habe er das Ehepaar und den Jagdhund erschossen, heißt es in der Anklage.

Zwischenzeitlich hat Manfred R. sein Geständnis widerufen. Vor Gericht lieferte er, in geübt wirkenden Sätzen sprechend, eine andere Version des Tathergangs. Danach wollte R. die Waffen zwei anderen Kriminellen verkaufen, die jene Pistolen im Wald ausprobiert hätten. R. habe nur dabeigestanden, als die Adolphs plötzlich erschienen, die Ertappten zur Rede stellten. Dann hätten sich Handgreiflichkeiten entwickelt, einer der beiden Waffenkunden habe um sich geschossen und auch R. bedroht. Er habe sich, so seine Aussage, in Todesangst in das Unterholz geflüchtet.

Die Verteidigung macht geltend, dass gar nicht erwiesen sei, dass R. seinerzeit allein am Tatort weilte. Sollten aber mehrere Personen anwesen gewesen sein, stelle sich die Frage, wer die tödlichen Schüsse wirklich abgegeben habe. Die Spur könnte dann wieder zu jenem Drogendealer und seinem Komplizen führen. Bis März soll in 15 Verhandlungstagen Licht in die Angelegenheit gebracht werden.

Ralph Hübner

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