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Panorama: Der Film meines Lebens: Komponist Jörg Widmann über "Amadeus"

Ich schätze mal, es ist mindestens zehn Jahre her, dass ich zuletzt im Kino war. Ich finde das ja selbst seltsam.

Ich schätze mal, es ist mindestens zehn Jahre her, dass ich zuletzt im Kino war. Ich finde das ja selbst seltsam. Immer höre ich von Freunden, wie dieser oder jener Film war, und es interessiert mich überhaupt nicht. Schon gar nicht, wenn es um Hollywood-Filme geht, auch wenn ich da einem ganz grauenhaften Vorurteil nachhänge, "American Beauty" oder wie der hieß, muss ja zum Beispiel ganz toll gewesen sein.

An einen Film erinnere ich mich gerne. Es ist mir fast peinlich, so ein Klischee - ein Film über Musik, übers Komponieren: "Amadeus" von Milos Forman. Zwei Szenen weiß ich noch ganz genau. Wie Constanzes Mutter einmal Mozart anbrüllt und ihr Brüllen nahtlos übergeht in die Arie der Königin der Nacht. Und dann die Szene, wo Salieri Constanze besucht und sich die Notenblätter anschaut, an denen Mozart gerade arbeitet. Er hört die Musik, die er liest. Die Gran Partita erklingt. Ergriffen beschreibt er, wie zärtlich die Klarinetten in die Oboen übergehen. Diese Szene rührt mich aus irgendeinem Grunde heute noch in der Erinnerung. Vielleicht auch einfach nur, weil die Musik so wunderwunderschön ist.

Für einen deutschen Film sollte ich mal musikalisch beratend tätig sein. Nach kurzer Zeit habe ich aufgegeben, die Filmszenen waren fertig und dann hieß es immer: Wir legen da jetzt Musik an. Musik anlegen! Wie soll denn das gehen? Ganz ehrlich, ich gehe hundertmal lieber in die Oper. Im Musiktheater sieht man Menschen, die live etwas machen, da bin ich begeistert und erstaunt. Im Kino sitzen zig Leute und schauen auf eine Wand. Sie sehen sich etwas Vorproduziertes an, lassen sich aber davon bewegen.

Johanna Adorján

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