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Bis heute ein Mysterium. Mit Schwertern kämpfen Ritter des Templer-Ordens.

© dpa

Der Fluch der Templer: Vor 700 Jahren starb der erste Avignon-Papst Clemens V.

Verschwörungstheoretiker lieben das Thema. Die Templer beschäftigen die Menschen auch heute noch. Vor 700 Jahren starb Papst Clemens V., der die Templer verbot.

Der Fluch der Templer beschäftigt die Menschen bis heute. Vor allem Verschwörungstheoretiker nehmen sich des Themas an. Vor 700 Jahren starb der erste Avignon-Papst Clemens V. Hatte er es nicht gesagt? Als am 18. März 1314 der Großmeister der Templer, Jacques de Molay, auf dem Scheiterhaufen starb, soll er Frankreichs König Philipp IV. und Papst Clemens V. vor das Jüngste Gericht zitiert haben. Starben dann nicht 33 Tage später der Papst und acht Monate darauf der König? Und war nicht 14 Jahre später das noch kurz zuvor so kinderreiche Königshaus der Kapetinger im Mannesstamm erloschen? Doch ganz so einfach liegen die Dinge nicht. Als Clemens V. am 20. April 1314, vor 700 Jahren, in Roquemaure starb, war er bereits seit vielen Jahren schwer magen-, womöglich krebskrank. Mit seinem Tod endete ein schwaches Pontifikat - das erste im „Exil des Papsttums“ im südfranzösischen Avignon (1309-1378).

Um die Templer ranken sich viele Geschichten

König Philipp IV., der Schöne genannt, hatte seinen Dauerrivalen Papst Bonifaz VIII. (1294-1303) mit Gewalt zum Sterben gebracht und bald darauf das Papsttum von Rom nach Avignon geholt - durch Clemens V. Geboren in Villandraut in der Gironde, wird Bertrand de Got, Erzbischof von Bordeaux, im Juni 1305 auf Betreiben Philipps zum Papst gewählt. Hochintelligent, aber hypochondrisch veranlagt und willensschwach, wird er immer mehr zum willfährigen Werkzeug der französischen Krone. Im November 1305 in Lyon in Gegenwart des Königs gekrönt, entscheidet der neue Papst, vorerst nicht nach Rom zu reisen. Nur einen Monat später ernennt er zehn neue Kardinäle, darunter neun Franzosen. Auch die Kardinalshüte von 1310 und 1312, an zahlungskräftige Interessenten und teils auch an Verwandte des Papstes, sichern die Unterstützung für Philipp IV. ab. Zeitgenossen sprechen vom „klementinischen Jahrmarkt“. Wohl ohne die politischen Folgen seines Residenzortes zu überblicken, bleibt Clemens V. zunächst in Lyon, nimmt dann nacheinander Sitz in Cluny, Bordeaux und Poitiers. Schwer krank, vertraut er allein seiner Familie, die er unverhohlen fördert. Seit 1309 hält er sich dauerhaft in der Provence auf, zeitweilig im Dominikanerkloster von Avignon und in Carpentras, vor allem aber an den Heilquellen bei Malaucene am Fuß des Mont Ventoux. Erst Johannes XXII., zuvor Bischof von Avignon, quartiert sich als Papst (1316-1334) in seinem alten Bischofshaus ein; dessen Nachfolger errichten den mächtigen Papstpalast über der Rhone.

Papst Clemens V. löste die Templer auf

Das wohl spektakulärste Ereignis in Clemens' Amtszeit ist die Auflösung der Templer, bei der er sich ganz dem Druck des Königs beugt, der sich des riesigen Ordensvermögens bemächtigt. Der Vorwurf war vorgeschützt: Homosexualität, Götzendienst und Blasphemie. Philipp drängt nun den willensschwachen Papst, die Templer auf dem Konzil von Vienne (1311/12) förmlich zu verurteilen. Immerhin bestehen die päpstlichen Untersuchungsrichter darauf, die Ritter nicht nur aufgrund ihrer häufig unter Folter erzwungenen abstrusen „Geständnisse“ zu verurteilen, sondern sie selbst vor dem Konzil anzuhören. Eine solche öffentliche Verteidigung weiß der König zwar zu verhindern; eine förmliche Verurteilung lehnt der Papst seinerseits ab. Er hebt den Orden per Verwaltungsakt auf.

Ein weiterer zentraler Punkt in Vienne ist die Kirchendisziplin. Um eine Argumentationsgrundlage für Reformen zu haben, hatte Clemens V. von den Bischöfen Berichte angefordert. Diese Beschwerdesammlungen belegen, dass die Missstände, die 200 Jahre später in die Reformation mündeten, bereits damals angelegt waren. Für eine Reform schafften freilich weder das Konzil von Vienne noch die späteren des 14. und 15. Jahrhunderts den Durchbruch. Die Viten der Päpste von Avignon sind überformt von römischer, antifranzösischer Propaganda einerseits und papsttreuer Hagiographie andererseits. Clemens V. erhält bis heute ein schlechtes Zeugnis. Immerhin: Die Berufung des ersten Erzbischofs von Peking, die Entsendung von Missionaren in den Fernen Osten und die Einführung von Sprachunterricht in Hebräisch, Griechisch, Arabisch und Syrisch an den Universitäten von Paris, Bologna, Oxford, Rom und Salamanca zeugen von einem Interesse für die Mission. Clemens V. wird in Uzeste in seiner Heimat, der Gironde, beigesetzt. Sein Grabmal wurde im Bildersturm der Religionskriege zerstört.

Verschwörungstheoretiker lieben das Thema

Um die Templer ranken sich viele Geschichten. Verschwörungstheoretiker lieben das Thema. Auch heute noch gibt es zahlreiche Gruppen und Bünde, die sich Templer nennen. Die Templer sind Gegenstand vieler Romane und Filme. (KNA)

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