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Panorama: Der neunjährige Mitja aus Leipzig ist tot

Überwachungskamera entlarvt Verdächtigen

Leipzig - Alle Hoffnung war vergebens: Der neunjährige Mitja aus Leipzig ist Opfer eines grausamen Verbrechens geworden. Am Samstagabend zerstörte die Nachricht vom Fund seiner Leiche in einer Kleingartenanlage die Erwartung seiner Eltern und seiner sieben Geschwister, den Jungen lebend wiederzusehen. Nur wenige Stunden später sind sich die Ermittler sicher: Mitja ist gewaltsam getötet worden. Noch am Sonntag wurde ein Mann als Tatverdächtiger ermittelt.

Es war das erste Mal, dass Mitja mit der Straßenbahn allein vom Hort nach Hause kommen durfte. Dort kam er aber nie an. Der Neunjährige war seit Donnerstag vermisst worden.

Nur zwei Polizeiwagen vor der Kleingartenanlage am Rand von Leipzig deuteten am Morgen nach dem grausigen Fund noch auf die Tat hin. Ansonsten war es gespenstisch ruhig: verwaiste Spielplätze, kaum Menschen auf den Straßen, ein verregneter Sonntag eben. Ein Teddybär und ein Zettel mit der Aufschrift „Wir trauern um Mitja“ liegen vor dem Haus der Eltern.

„Meine Frau lässt mich unsere zwei Kinder jetzt wieder mit dem Auto zur Schule bringen. Eigentlich sind sie mit der Bahn die paar Stationen gefahren. Aber selbst das ist heute nicht mehr sicher“, sagte der geschockte Mario Winkler. Er hat eine Laube in der Kleingartenanlage, in der die Leiche gefunden wurde. Der Garten des Laubenbesitzers sei nicht besonders gepflegt gewesen. „Aber wir hatten nie Ärger mit ihm.“ Zum mutmaßlichen Täter machten die Ermittler am Sonntag bislang keine Angaben. Sie ließen offen, ob der Laubenbesitzer auch der Mann auf dem Foto der Überwachungskamera in der Straßenbahn ist. Doch Gartennachbarn wollten ihn längst erkannt haben. Schnell machten Gerüchte die Runde, dass er vorbestraft sein solle. Die Staatsanwaltschaft wollte das nicht kommentieren.

Mitja galt als aufgeweckter und kontaktfreudiger Junge. Auch auf dem Foto der Überwachungskamera schien er zu lächeln. Möglicherweise saß da aber schon sein Peiniger neben ihm. Statt an seiner Haltestelle auszusteigen, fuhr er mit der Bahn weiter: ein, zwei, drei Stationen. Dann sahen Zeugen den Jungen mit einem Mann noch vor einer Bäckerei. Dort wurde er am Donnerstag zum letzten Mal lebend gesehen. Weil er nicht als Ausreißer bekannt war, startete die Polizei eine groß angelegte Suchaktion. Zwei Tage lang wurde mit Polizeihubschraubern und Spürhunden nach Mitja gesucht, doch vergebens. Die öffentliche Fahndung mit dem Bild aus der Straßenbahn führte die Beamten zu seiner Leiche. Wie er ums Leben kam und ob er zuvor missbraucht wurde, sollte eine Obduktion klären.

„Dass so etwas hier bei uns passiert, war unvorstellbar“, sagte ein älteres Ehepaar. Es hat gesehen, wie die Polizei den Weg von der Haltestelle zum Wohnhaus des Tatverdächtigen mit Spürhunden abging. Die Tiere sollten helfen, anhand eines Schuhs den letzten Weg des Kindes zu rekonstruieren. Am Nachmittag hatte das Schicksal des Neunjährigen im ganzen Stadtteil die Runde gemacht. dpa

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