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Panorama: Der Prinz mit der weißen Nelke

Für viele Niederländer war Bernhard ein Held – am Mittwoch starb er nach einer längeren Krankheit

Er war ein passionierter Flieger und ein engagierter Umweltschützer, der den World Wildlife Fund gründete. Er galt als Mann von Welt, der das niederländische Königshaus offener machte. Und er war bekannt für sein Markenzeichen, die weiße Nelke im Knopfloch. Stets im Schatten seiner Frau, der ehemaligen Königin Juliana, stehend, gehörte der aus Deutschland stammende Prinz Bernhard doch zu den beliebtesten Mitgliedern der niederländischen Königsfamilie. Am Mittwoch ist der Vater von Königin Beatrix an den Folgen einer Krebserkrankung gestorben. Ministerpräsident Jan Peter Balkenende sagte noch vor wenigen Tagen, das ganze Land fühle während seiner Krankheit mit dem Prinzen.

Bernhard Leopold Friedrich Eberhard Julius Kurt Karl Gottfried Peter Prinz zu LippeBiesterfeld wurde am 29. Juni 1911 in Jena geboren, legte in Berlin am Arndt-Gymnasium das Abitur ab und studierte in Lausanne, München und Berlin Rechts- und Staatswissenschaften. Als Direktionssekretär der IG Farben, Zweigstelle Amsterdam, lernte er Kronprinzessin Juliana kennen, die er am 7. Januar 1937 heiratete.

Nach dem deutschen Überfall 1940 ging er mit der königlichen Familie ins Exil nach London und organisierte von dort aus den Widerstand gegen die Deutschen. Bei der Royal Air Force lernte er fliegen, 1944 wurde er der Oberbefehlshaber der niederländischen Widerstandstruppen. Als 1948 seine Frau den Thron bestieg, war es seinem Einfluss zu verdanken, dass das strenge Hofzeremoniell durchbrochen und die Kinder auf öffentliche Schulen geschickt wurden. Er war der Meinung, dass die führenden Köpfe einer Monarchie durch Leistung die Menschen überzeugen müssten. Ausgezeichnete Kontakte zur Industrie machten ihn bald zum „ersten Handelsreisenden der Nation“, denn einem Prinzen öffnen sich ganz andere Türen. 1954 rief er die „Bilderberg-Konferenzen“ ins Leben, auf der Persönlichkeiten aller Sparten gesellschaftliche und politische Fragen diskutierten, war seit der Gründung 1961 bis 1977 Präsident des World Wildlife Fund. Zu den Hobbys zählten Filmen, Autos, Springreiten und Jagen sowie das Fliegen. 1958 gründet er den Praemium Erasmianum, einen Preis, der Leistungen auf kulturellem oder sozialwissenschaftlichem Gebiet für Europa auszeichnet.

Der tiefe Einschnitt in sein Leben kam mit der Lockheed-Affäre 1976, in deren Folge der Prinz den Eindruck erweckte, für Bestechungsgelder empfänglich gewesen zu sein. Zu beweisen war das nicht. Der Prinz bedauerte sein Fehlverhalten und trat von allen Ämtern zurück; bei der feierlichen Parlamentseröffnung musste er fortan Zivil tragen. Kurz vor seinem 80. Geburtstag 1991 erlaubte ihm die Regierung wieder, bei offiziellen Anlässen die Uniform des Generalinspekteurs zu tragen, womit einem Wunsch von Veteranenverbänden entsprochen wurde. Bernhard war bei ehemaligen Soldaten und Widerstandskämpfern sehr beliebt.

In den 90er-Jahren war es um den Prinzen deutlich stiller geworden. Er konzentrierte seine ganze Kraft auf den Naturschutz, setzte sich für einen Weltnaturfonds ein und gründete noch die Stiftung Prinz-Bernhard-Naturfonds. 1994 absolvierte er nach über 12 000 Flugstunden in 150 Flugzeugtypen zusammen mit Thronfolger Willem Alexander seinen letzten Flug am Steuerknüppel einer Maschine – das Ende einer über 50-jährigen Fliegerlaufbahn.

1994 und 2000 musste er sich jeweils einer Krebsoperation unterziehen. In den letzten Jahren hatte der Prinz sein Äußeres verändert, sich einen Vollbart wachsen lassen. Und er hatte weiter seine weiße Nelke im Knopfloch. So zeigt ihn auch die Website des Königshauses (www.koninklijkhuis.nl) mit einem letzten Foto.

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