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Panorama: Der Trick mit dem „Heatball“

Ein findiger Importeur verkauft verbotene Glühlampen – als Heizkörper

Befürworter sogenannter Energiesparlampen argumentieren, dass die gute alte Glühlampe nur fünf Prozent der Energie in Licht verwandelt und 95 Prozent in Wärme. Dieses Argument hat sich ein Glühlampen-Importeur zunutze gemacht. Er verkauft verbotene 75-WattLampen als Heizkörper mit fünf Prozent Lichtverlust und will so das Verbot umgehen. Siegfried Rotthäuser hat in den vergangenen Wochen fast 4000 solcher „Heatballs“ verkauft. Heizbälle? „Der Heatball ist ein Kleinheizelement im Retro-Look“, erklärt Rotthäuser. Klassisch sieht das Ding tatsächlich aus: ein runder Glaskolben, ein Glühdraht und ein Metallgewinde, das in eine Lampenfassung passt. Rotthäuser vertreibt auf seiner Internetseite Heatball.de schlicht Glühbirnen – und ärgert damit die fanatischen Regulierer der Europäischen Union.

Denn seit Anfang September dürfen in der EU Glühbirnen mit 75 Watt nicht mehr produziert werden. 100-Watt-Birnen fallen schon seit über einem Jahr unter das Verbot. Die EU-Kommission will die Birnen schrittweise durch sogenannte Energiesparlampen ersetzen.

Für Rotthäuser ist klar: „Ein Gerät, das zu 95 Prozent Wärme erzeugt, ist eine Heizung! Das Licht ist nur ein Nebeneffekt – wir haben Edison einfach falsch verstanden.“ Er ließ sich den Heatball als Marke schützen und baute seine Unternehmung mit seinem Schwager Rudolf Hannot auf. Ein Heatball mit 75 oder 100 Watt, matt oder klar, kostet 1,69 Euro plus Versandkosten. „Am Anfang haben wir gedacht, wir müssten uns die 4000 Birnen selbst einschrauben“, erinnert er sich. Doch mit dem Verbot im September stieg das Interesse. „Inzwischen sind wir auf rund 200 Blogs verlinkt, wir haben auf der Internetseite zwischen 5000 und 20000 Besucher täglich und liefern gerade die letzten Bestellungen aus“, sagt Hannot. Geld verdienen wollten die beiden Ingenieure mit dem Heatball aber nicht, betont er. Für jede verkaufte Birne spenden sie 30 Cent an ein Projekt zum Schutz des Regenwaldes. „Das ist eher ein als Kunst verstandener Protest“, sagt Hannot. Derzeit legten Rotthäuser und er eine zweite Auflage des Kunstwerks auf, die Packung soll sich von der ersten unterscheiden. „Wir hoffen, dass der Heatball irgendwann Sammlerwert entwickelt“, sagt Hannot.

Einen Unterschied zur herkömmlichen Glühbirne gibt es beim Heatball aber doch: Der Name ist als Schriftzug auf den Glaskolben geprägt. Offizielle Stellen haben bislang nicht auf Rotthäusers „Widerstandskunst“ reagiert. Einige Händler von Energiesparlampen forderten aber eine Unterlassung. „Wir sind juristisch abgesichert, wenn es darauf ankommt, werden wir dafür kämpfen, dass diese Kunstform erhalten bleibt“, bekräftigt Hannot.

Sophie Crocoll

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