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Panorama: Der Trick mit den "Triketts"

13jähriger Berliner erfindet neuartigen Brennstoff aus Herbstlaub VON MICHAEL HOCHHEUSER Berlin. Manchmal liegen die Ideen auf der Straße.

13jähriger Berliner erfindet neuartigen Brennstoff aus Herbstlaub VON MICHAEL HOCHHEUSER

Berlin. Manchmal liegen die Ideen auf der Straße.Als der 13jährige Berliner Nicolai Kanieß im Herbst durch die Steglitzer Alleen schlenderte, fiel wieder einmal Laub von den Bäumen und sein Blick auf den Boden: "Eigentlich müßte man damit doch etwas Sinnvolleres anstellen können, als es verrotten zu lassen", sagte sich der Pfiffikus.Warum sollte man es nicht einmal im größeren Rahmen als Brennstoff testen? Das war die Geburtsstunde des "Triketts". Das Trikett ist dreieckig, etwa 20 Zentimeter lang und brennt wie Zunder - besser noch als sein Namensvetter."Es brennt intensiver als Briketts, dafür aber nicht ganz so lange." Durch die Dreiecksform fängt die neue Erfindung schneller Feuer als herkömmliche Briketts.Das hat der junge Forscher mit einem einfachen Experiment bewiesen."Ich habe Butter mit meinem Trikett und einem Brikett erhitzt - beim Trikett war das Stück Butter nach 18 Minuten und 28 Sekunden komplett geschmolzen, beim Brikett nach 20 Minuten nur die Hälfte." Dabei ist im Trikett außer Herbstlaub nicht viel drin: nur ein bißchen Methylcellulose - Tapetenkleister, mit dem Nikolai die Blätter vermengt.Zunächst jedoch zerkleinert der Berliner das Herbstlaub in einer Kaffeemühle oder Küchenmaschine, bis es fein genug ist.Dann gibt er die mit dem Kleister vermischte Masse in eine eigens konstruierte Presse, die dem Trikett seine charakteristische Form verleiht, und drückt sie zusammen - fertig ist der Brennstoff. "Irgendjemand mußte ihn ja erfinden", grinst der 13jährige.Triketts seien schließlich wesentlich umweltverträglicher als Briketts."Mir geht es um die Umwelt, nicht so sehr um die Vermarktung." Nikolai hat nicht unbedingt vor, mit seinen Triketts die große Kohle zu machen.Ideen hat er indessen genug: "Man könnte sie in Kraftwerken einsetzen, und Länder, die kein Geld für Braunkohle haben, könnten sie importieren.Triketts sind viel billiger und nicht so schwer." Und auch die Einwohner eines Dorfes in Brandenburg könnten ruhiger schlafen, wenn die Triketts bereits auf dem Markt wären, ist sich Nikolai sicher: "Horno müßte nicht der Braunkohle weichen, wenn man meinen Trick kennen würde." Nur ein Problem gilt es noch zu lösen: Das Laub für die Triketts fällt nur in einer Jahreszeit."Wenn man sie im großen Stil herstellen würde, müßten Lagerhallen mit den technischen Möglichkeiten gebaut werden, um das Herbstlaub zu konservieren." Als ersten Schritt dahin hat der Nachwuchs-Düsentrieb, der in die achte Jahrgangsstufe des Gymnasiums Steglitz geht, sein Produkt zunächst einmal beim Bundeswettbewerb "Jugend forscht 1997" angemeldet, für den in der komenden Woche der regionale Vorentscheid für Berlin läuft."Ich rechne mir gute Chancen aus", sagt Nikolai, der später hauptberuflicher Erfinder oder Physiker werden will.Bei den Organisatoren von "Jugend forscht" hat das Trikett jedenfalls schon eingeschlagen - wenn auch in anderem Sinne als von seinem Schöpfer erwartet: "Alle wollen reinbeißen, weil sie es für einen Schokoriegel halten."

MICHAEL HOCHHEUSER

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