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Panorama: Der Westen brennt

Von Kanada im Norden bis Mexiko im Süden – Dürre und Hitze lassen in elf US-Bundesstaaten Flammen auflodern

Eine verheerende Kombination aus Hitzewelle, Dürre und Blitzschlägen haben Teile des Westens der USA in ein Flammenmeer verwandelt. In elf Bundesstaaten lodern 55 Großfeuer. Von Kanada im Norden bis Mexiko im Süden wüten die Brände. Mindestens drei Menschen kamen bislang ums Leben.

„Dies wird ein langer heißer Sommer“, stöhnte am Sonntag ein Feuerwehrmann im Rundfunksender NPR. Er kämpfte mit 400 Kollegen gegen einen Waldbrand im Inyo National Forest nahe Bishop, rund 400 Kilometer von Los Angeles entfernt im Osten der Sierra Nevada gelegen. Anfänglich ohne allzu großen Erfolg. Die Flammen fraßen sich blitzschnell durch 13 000 Hektar des 80 000 Hektar großen Waldes und kamen dem kleinen Ort Independence gefährlich nahe. Dort wie auch auf den Campingplätzen des Parks, einem beliebten Ausflugsziel der Region, wurden Hunderte von Menschen in Sicherheit gebracht. Manche hatten gerade zehn Minuten Zeit, um ihre Sachen zu packen.

Auch wurde der Highway 395, der die populärsten Ausflugsziele in Kalifornien, Mammoth Lakes, Lake Tahoe, John Muir Wilderness und Sequoia verbindet, vorübergehend gesperrt und die Polizei eskortierte vorsorglich Autofahrer aus der Gefahrenzone.

„Unsere Leute kämpfen gegen einen extrem unberechenbaren Brand an“, sagte am Sonntag Abend Marc Peeples, Sprecher der Feuerwehr, und warnte davor, dass neben Independence auch Big Pine in der Gefahrenzone läge. Als Ursache des Brandes gilt ein kurzes Gewitter mit rund 20 Blitzen vergangenen Freitag, die rund zehn verschiedene Brandherde auslösten. „Es ist so trocken hier, dass ein Funken genügt und das Buschwerk explodiert“, beschrieb Nancy Upham, Sprecherin des Parks, die Situation.

Bereits vor zwei Wochen hatte ein Waldbrand mehr als 250 Häuser am pittoresken Lake Tahoe zerstört. Seither gibt es täglich neue Feuer im Westen der USA. Folgende elf Bundesstaaten sind betroffen: Washington, Montana, South Dakota, Idaho, Oregon, Kalifornien, Nevada, Utah, Colorado, Arizona, New Mexico. Allein in Utah tobt ein Feuer auf einer Fläche von mehr als 115 000 Hektar. Tausende von Feuerwehrleuten sind rund um die Uhr im Einsatz. Eine extreme Hitzewelle der vergangenen Woche, bei der das Thermometer auf 46 Grad kletterte, fächelte die Flammen an, die sich durch das dürre Grasland fraßen. Es ist seit 1984 das größte Feuer in der Geschichte Utahs, berichtete der Lokalsender. Zeitweise sperrte die Polizei eine Autobahn, als der Brand immer näher rückte und dunkle, mit Asche geschwängerte Luft den Autofahrern die Sicht zu nehmen drohte. Zwei Besucher aus Kalifornien kamen auf diese Weise ums Leben, als verschreckte Autofahrer eine Massenkarambolage auf der Interstate 15 auslösten.

Gefährlich sind die Brände für Autofahrer auch deshalb, weil Büsche bei Bränden regelrecht explodieren können. Dabei können glühende Holzteile durch die Luft fliegen. Außerdem droht den Fahrern eine Rauchvergiftung. Ein drittes Opfer forderten die Flammen im Bundesstaat South Dakota. Ein Mann kam ums Leben, als sein Haus von den Flammen eingeschlossen wurde. Er wollte noch Dinge aus seinem Heim retten und ignorierte einen Evakuierungsaufruf. In Nevada konnten 1500 Einwohner nach Winnemucca zurückkehren, nachdem Brände die Sperrung der Landstraße und damit eine Ende der Evakuierung erzwangen. Auch in Kalifornien im Santa Barbara County brennt weiterhin ein Feuer, das am 4. Juli ausbrach. Rund 2000 Feuerwehrleute sind allein dort im Einsatz.

Die meisten Feuer werden durch Blitzeinschläge ausgelöst. Ursache für das rasante Ausbreiten aber ist die extreme Trockenheit, die derzeit die USA beherrscht. Wenn auch kein Experte direkt den Klimawandel als Schuldigen nennt, in privaten Gesprächen machen viele Amerikaner die globale Erwärmung verantwortlich. Erst vergangene Woche wurden in 64 Städten im Westen der USA Rekordtemperaturen gemessen. In Phoenix, Arizona, schwitzten die Menschen bei 44 Grad, in Death Valley herrschten 52 Grad. Meteorologen warnten am Wochenende, dass nun auch dem Osten der USA eine Hitzewelle drohe. Hier sollen die Temperaturen im Laufe der Woche auf bis zu 38 Grad steigen.

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