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Panorama: Deutsche Forscher entdecken Weg zu Sars-Medikament „Nicht perfekt, aber guter Ansatz“ Keine Entwarnung für China

Lübeck/Athen (Tsp). Deutsche Forscher haben einen Ansatz für ein Mittel gegen die lebensgefährliche Lungenkrankheit Sars entdeckt.

Lübeck/Athen (Tsp). Deutsche Forscher haben einen Ansatz für ein Mittel gegen die lebensgefährliche Lungenkrankheit Sars entdeckt. Dem Team um Rolf Hilgenfeld von der Universität Lübeck gelang es, ein Enzym des SarsVirus nachzubauen, mit dessen Hilfe sich der Erreger reproduziert und im Körper ausbreitet. Die Forscher stellen ihr Enzym-Modell in der Online-Ausgabe des US-Wissenschaftsmagazins „Science“ vom Dienstag vor. Hilgenfeld erläuterte dazu, dass ein Mittel gegen ein Schnupfenvirus (Rhinovirus) auch das Sars-Enzym lahm lege. Zwar sei dieser Stoff noch „nicht perfekt, aber ein guter Ausgangspunkt“ zur Entwicklung eines Sars-Medikaments.

Bei dem Virus-Enzym handelt es sich um ein Eiweiß namens Protease. Es ist für das Überleben des Erregers lebenswichtig, weil es unfertige Virusbauteile (Proteine) „vom Fließband“ abschneidet und damit für die Endmontage vorbereitet. Das Schnupfenvirus-Mittel blockiert die Protease just an der Stelle, an der diese aktiv ist. Vereinfacht gesagt: Die Schere ist nun stumpf und schneidet nicht mehr. Es werden keine fertigen Viren mehr produziert.

Das Mittel mit dem Kürzel AG7088 – es wird zur Zeit bei Schnupfen getestet – ist aber vermutlich nicht exakt passgenau für das Virus. Es muss wahrscheinlich noch chemisch leicht verändert werden, um das Virus effektiv auszuschalten, vermutet der Biochemiker Hilgenberg.

In Griechenland gibt es derweil den ersten Sars-Verdachtsfall. Eine 22-jährige Flugbegleiterin, die Symptome der lebensgefährlichen Lungenkrankheit zeigt, befindet sich auf der Isolierstation einer Athener Klinik.

Trotz eines Rückgangs der Neuinfektionen in Peking sieht die WHO noch keinen Grund für eine Entwarnung in China. „Es ist zu früh für eine Feststellung, dass die Epidemie abklingt“, sagte der WHO-Berater Keiji Fukuda. Die chinesische Regierung hatte für Peking vier Tage in Folge jeweils 50 neue Sars-Fälle ausgewiesen, nachdem die Zahl zuvor zwei Wochen lang täglich um mehr als 100 Fälle zugenommen hatte. China verabschiedete neue Vorschriften, in denen Beamten mit Haftstrafen oder Entlassung gedroht wird, wenn sie den Ausbruch einer gefährlichen Krankheit nicht umgehend melden.

Möglicherweise sei ein Abwärtstrend zu beobachten, sagte Fukuda. Doch selbst wenn die Sars-Epidemie abklinge, werde die Krankheit nicht schnell verschwinden. Die chinesische Regierung teilte mit, im gesamten Land habe es seit dem Vortag 80 neue Fälle gegeben; zehn Menschen seien gestorben. Weltweit sind nach Angaben von WHO und Gesundheitsbehörden mehr als 570 Menschen an Sars gestorben, der weitaus größte Teil davon in China und Hongkong. Aus Hongkong wurden sieben neue Todesfälle gemeldet. Darunter befand sich auch ein Arzt, der sich bei seinen Sars-Patienten angesteckt hatte. In Toronto starb eine 67-Jährige – sie war das erste Sars-Todesopfer in Kanada seit dem 30. April.

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