zum Hauptinhalt
Weltweit einzigartig. In der Isoliereinheit des Evakuierungsflugzeugs „Robert Koch“ können Ärzte bereits während des Fluges Ebola-Patienten optimal versorgen und überwachen.

© dpa

Deutsches Evakuierungsflugzeug: Einmaliger Airbus: Fliegende Isolierstation für Ebola-Patienten

Die Lufthansa hat einen umgebauten Airbus, mit dem Ebola-infizierte Helfer aus Westafrika evakuiert werden können, übergeben. Die Kranken können darin intensivmedizinisch behandelt werden.

Wenn sich deutsche Helfer bei ihrem Ebola-Einsatz in Westafrika mit der Seuche anstecken sollten, können sie nun ohne Wartezeit und sicher nach Deutschland evakuiert werden. Nach sechswöchiger Planung und zehn Tagen Umbau übergab die Lufthansa am Donnerstag das Evakuierungsflugzeug „Robert Koch“ an die Bundesregierung. „Es ist eine fliegende Isolierstation“, sagte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe, nachdem er es besichtigt hatte. Außenminister Frank-Walter Steinmeier betonte, dass während des Fluges eine optimale Versorgung möglich sei.

Die Ausstattung des Airbus A340-300 ist weltweit einmalig. Ebola-Kranke wurden bisher ausschließlich mit kleinen Phoenix-Air-Maschinen ausgeflogen. Sie müssen mitunter zwischenlanden, außerdem können sich die Ärzte im Innern kaum um ihre Patienten kümmern. „Ebola-Kranke verlieren durch Erbrechen und Durchfall sehr viel Flüssigkeit“, sagte Reinhard Burger, der Präsident des Robert-Koch-Instituts. Man könne die Betroffenen nicht einfach liegen lassen. Außerdem brauchen sie bis zu 15 Liter Elektrolyt-Infusionen. „Sonst kommen sie völlig dehydriert in Deutschland an.“

Sicher. Zwei Schleusen trennnen den Patienten vom übrigen Personal an Bord. In der ersten ziehen Ärzte ihre Schutzkleidung an oder aus, in der zweiten wird desinfiziert.
Sicher. Zwei Schleusen trennnen den Patienten vom übrigen Personal an Bord. In der ersten ziehen Ärzte ihre Schutzkleidung an oder aus, in der zweiten wird desinfiziert.

© dpa

In dem 14 Jahre alten Langstreckenflugzeug wichen im Mittelteil und im Heck die Sitzreihen einer mobilen Isoliereinheit. Zwei luftdichte, vorgelagerte Zelte dienen als Schleusen, in denen Ärzte ihre Schutzkleidung an- und ausziehen sowie desinfizieren können. In der Isoliereinheit herrscht Unterdruck, es kann kein Erreger entweichen. Sie bleibt selbst bei einer Luftnotlage mit plötzlichem Druckabfall intakt. Der Müll wird gesondert entsorgt. Die Ausstattung entspricht einer kleinen Intensivstation mit Überwachungsmonitor, Ultraschall und Beatmungsgeräten. Auch Blutuntersuchungen und Infusionen mit Elektrolyten, Schmerzmitteln oder Antibiotika gegen zusätzliche bakterielle Infektionen sind möglich.

Ärzte der Charité werden die Kranken während des Flugs versorgen

Im Notfall begleiten erfahrene Ärzte und Pfleger der Sonderisolierstation der Charité den Flug. Sie stellen sicher, dass der Kranke gut behandelt wird. „Das Personal ist mindestens so wichtig wie die Technik“, sagte Burger. Zu einer Evakuierung gehören außerdem ein Einsatzleiter, ein technisches Team sowie Piloten und Flugbegleiter der Lufthansa, die sich freiwillig gemeldet haben.

Der Umbau erfolgte in enger Zusammenarbeit mit dem Robert-Koch-Institut. Die Maschine ist zunächst für sechs Monate geleast, je nach Bedarf kann dieser Zeitraum verlängert werden. „Wir hoffen, dass wir dieses Flugzeug nie brauchen“, sagte Walter Lindner, der Ebola-Beauftragte der Bundesregierung. „Aber wir müssen vorbereitet sein.“ Selbstverständlich werde Deutschland es auch anderen Nationen und Organisationen zur Verfügung stellen, wenn internationale Helfer evakuiert werden müssen.

Geschützt. In der Isoliereinheit herrscht Unterdruck. Kein Erreger kann entweichen.
Geschützt. In der Isoliereinheit herrscht Unterdruck. Kein Erreger kann entweichen.

© dpa

Im Moment seien über das Deutsche Rote Kreuz, das Technische Hilfswerk und die Bundeswehr etwa 50 freiwillige Helfer in Westafrika. Sie haben eine Behandlungsstation in Kenema (Sierra Leone) übernommen und eine in Monrovia (Liberia) aufgebaut. Zwar werden dort im Moment nicht alle Betten gebraucht. „Aber es ist zu früh, Entwarnung zu geben“, sagte Lindner. Die bevorstehenden Wahlen in Liberia, das Weihnachtsfest oder unsichere Beerdigungen könnten die Epidemie neu anheizen.

"Die Helfer werden in jedem Fall gebraucht"

In den letzten Wochen hatte sich die Lage zumindest in Liberia etwas entspannt, die Fallzahlen steigen nicht mehr exponentiell. Vor allem in der Hauptstadt Monrovia und im Norden des Landes werden viel weniger Menschen krank, vermutlich weil sich ihr Verhalten geändert hat. Dort stehen in einigen Behandlungszentren Betten leer. In Sierra Leone ist die Not dagegen immer noch immens, in Guinea gibt es keine große Veränderung. Bisher haben sich nach der Statistik der Weltgesundheitsorganisation 15 935 Menschen angesteckt, 5689 starben.

„Die Helfer werden in jedem Fall gebraucht“, sagte Lindner. In Monrovia hätten die Menschen das Vertrauen in das größte und einzig offene Krankenhaus verloren. Schließlich könne auf jeder Station ein Ebola-Patient ankommen und andere in Gefahr bringen. Damit das nicht passiert, werden deutsche Helfer nun eine Art Notaufnahme aufbauen. Dort werden Ärzte in Schutzanzügen alle Patienten untersuchen. Je nach Diagnose können sie sie dann in ein Ebola-Behandlungszentrum oder auf die entsprechende Station überweisen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false