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Panorama: Deutschland hat den Superstar

Doch nach dem Wettbewerb stellt sich die Frage, wer am Ende der wirkliche Gewinner ist

Endlich ist der Zirkus vorbei. Nach vier Monaten endlich wieder ohne schlechtes Gewissen ins Kino gehen oder Freunde zum Abendessen treffen. Endlich wieder im Büro über die wichtigen Dinge des Lebens tratschen können. Endlich vorbei die Zeiten, in denen im „Superstar“-Zentralorgan „Bild“ Exklusiv-Intimitäten über Juliettes künstliche Oberweite oder Alexanders Ausflug in die Gogo-Welt verbreitet werden. Endlich wieder die multimedial aufgepuschten Gefühle auf Sparflamme köcheln lassen, weil niemand mehr tränenreich rausgekickt wird. Endlich ist das beste Pferd im Bertelsmann-Stall gekürt: RTL und seine geniale Dukateneselshow „Deutschland sucht den Superstar“.

Aber vor das erleichternde „endlich“ hat der Talentfördersender RTL den Schweiß des Finales gesetzt. Und den roten Teppich ausgerollt. Auf dem kamen sie hereinstolziert, Juliette Schoppmann aus Stade und Alexander Klaws aus Sendenhorst. Die Nerven im Hexenkessel des Coloneums behalten zu haben, allein dafür gebührt den Popprobanden Lob. Die Zuschauer standen auch diesmal Kopf, klatschten und kreischten. Wie gut, dass einer der Sponsoren Hustenpastillen ausgeteilt hatte.

Madame Glamour, alias Juliette, war die erste, die in den Ring steigen musste – nach einer ersten Werbepause, für die RTL seinen Werbekunden jeweils satte 76 000 Euro abgeknöpft hatte. Juliette setzte wie immer den „Sex-Joker“ („Bild“), trug noch weniger auf dem Leib als im Halbfinale, was auch der überwiegend männlichen Jury nicht entging. Im schwarzen Chiffonnichts sang sie Mariah Careys „Through the rain“. Und sie weinte, vielleicht, weil sie wusste, dass sie es gegen ihren männlichen Konkurrenten sehr schwer haben würde.

Der schöne Schwiegersohn, der im letzten Moment noch von „Bild“ zum Mann gemacht worden war – er habe „splitterfasernackt“ mit „sechs Gogo-Girls“ in einer Provinzdisco getanzt, wurde am Freitag berichtet – sang in Runde eins sein Liebslingslied, „She’s the one“ von Robbie Williams.

Nichts war zu hören von der Stimmbandentzündung, an der die gesamte Republik in den Tagen vor dem Finale Anteil genommen hatte. Aus dem Rohdiamanten sei ein „Megadiamant“ geworden, urteilte Dieter Bohlen. Eine Metapher, die bald bare Münze werden dürfte. Der Sieger bekommt 250 000 Euro Vorschuss auf seine erste Platte. Am Montag geht es zu Viva und „Beckmann“. Im Mai startet die Tournee mit allen zehn Superstars.

Und was wird aus uns? Gibt es ein Leben nach den Superstars? Michelle Hunziker kann sich einen Samstag ohne Superstars und Co-Moderator Carsten Spengmann gar nicht mehr vorstellen. Alles hat ein Ende, nur die Pop-Verwurstungsmaschine „Deutschland sucht den Superstar“ läuft weiter. Ab dem Herbst gehören die Samstagabende wieder ihnen, den singenden Bertelskindern, Teil II.

Senta Krasser

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