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Panorama: Die Astronomen hoffen, dass sich die vorhergesagte Wolkendecke auflockert

Die totale Sonnenfinsternis im letzten August war ein Ereignis, genauestens beobachtet, befeiert und geschickt vermarktet. Eine Mondfinsternis löst keinen derartigen Rummel aus, und spezielle Brillen braucht man für sie auch nicht.

Die totale Sonnenfinsternis im letzten August war ein Ereignis, genauestens beobachtet, befeiert und geschickt vermarktet. Eine Mondfinsternis löst keinen derartigen Rummel aus, und spezielle Brillen braucht man für sie auch nicht. Allerdings ist das Mondverschwinden auch leichter zu verschlafen: Die nächste totale Finsternis ist am Freitagmorgen von 4.01 bis 7.25 Uhr zu beobachten.

Wenn denn die Wolkendecke den Blick auf das Himmelsphänomen freigeben. "Die Chancen sind nicht so gut", sagt Thomas Globig vom Wetterdienst Meteofax. Es sähe ziemlich bedeckt aus, aber mit Chancen auf Wolkenlöcher. Besonders im Norden und Nordwesten der Republik.

Alles dunkel bei der Mondfinsternis? Mitnichten: Zwar durchwandert der Mond in den knapp dreieinhalb Stunden den Kernschatten der Erde, doch wird er dabei nicht schwarz, sondern rot. Die Erde, die dann auf einer Bahn zwischen Sonne und Mond steht, ist von einem atmosphärischen Lichtsaum umgeben. Dieses "Erdlicht" wird genau in den Kernschatten gelenkt und beleuchtet den Mond. "Das sieht aus wie beim Morgenrot, also Dämmerungslicht", sagt der Physiker und Astronom Manfred Gaida vom Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR) in Bonn. Eine Stunde und 18 Minuten wird der Erdtrabant auf seinem Kernschattenweg total verfinstert, beginnend am linken Mondrand um 5.05 Uhr, Höhepunkt ist um 5.44 Uhr. Die Helligkeit und Intensität der rötlichen Mondtönung gibt Auskunft über die Verunreinigung der irdischen Hochatmosphäre, wie sie zum Beispiel Vulkanausbrüche verursachen.

Höchstens sieben Finsternisse kann es pro Jahr geben, Sonnenfinsternisse inklusive. Die sind sowieso häufiger: Zwei Mond- und vier Sonnenfinsternisse haben die Astronomen für 2000 berechnet, die zweite totale Mondfinsternis wird aber am 16. Juli nur im pazifischen Raum zu sehen sein. "Eine Mondfinsternis ist überall dort sichtbar, wo der Mond über dem Horizont steht, also am Freitag in ganz Europa", sagt der Astronom Gaida. Wissenschaftler nutzen das Phänomen, um mit besonders lichtempfindlichen Messgeräten die Helligkeit der Mondoberfläche zu untersuchen und Rückschlüsse auf ihre Beschaffenheit zu ziehen. "Das sind ergänzende Spezialmessungen", so Gaida. Schließlich kenne man die Oberfläche des Mondes nur an den wenigen Landeplätzen und damit nur in winzigen Ausschnitten.

Dass der Vollmond bei bestimmten astronomischen Konstellationen im Schatten der Erde verschwindet, haben die Menschen seit Urzeiten beobachtet und sich mythisch erklärt. Im alten China fraß dann zum Beispiel der himmlische Drache den Mond. Chaldäische Astronomen kamen schon im achten vorchristlichen Jahrhundert darauf, dass sich Mondfinsternisse in einem gewissen Abstand wiederholen, sie begannen mit Vorausberechnungen.

Griechische Astronomen nutzten ab dem vierten Jahrhundert vor Christus die Mofis ganz bewußt zur Beweisführung: Aristoteles sah, dass der Erdschatten auf dem Mond rund war und sich also bestätigt, dass die Erde ein Kugel sei. Andere nutzen den Blick auf den verschatteten Planeten, um Rückschlüsse auf die Größenverhältnisse zwischen den Himmelskörpern zu ziehen oder auf die Entfernung von Städten auf der Erde. Alles noch mit dem bloßen Auge. "Erst Galilieo Galilei betrachtete den Mond per Teleskop", sagt der Luft- und Raumfahrttechniker René Laufer von der DLR in Berlin. Aber eine Mondfinsternis sei auch sehr gut ohne Hilfsgeräte zu beobachten. Die für Freitag angekündigten Wolken schrecken ihn auch nicht besonders. "Die Mondfinsternis dauert ja so lange, da wird sich schon das ein oder andere Wolkenloch auftun", hofft er.

Wer am Freitag in der Frühe doch lieber durch Teleskope guckt, kann zur Wilhelm-Foerster-Sternwarte zum Munsterdamm 90 kommen, die ab 3.30 Uhr geöffnet ist. Experten erklären die Vorgänge und der Eintritt ist frei. Wem die Mondfinsternis zu früh ist, der kann das Spektakel später im Internet nachvollziehen. Die DLR stellt Bilder ins Netz. Oder er hofft auf die nächste hier sichtbare Mondfinsternis: Am 9. Januar 2001. Sie soll abends zu sehen sein.Wilhelm-Foerster-Sternwarte, Munsterdamm 90, ab 3 Uhr 30 www.dlr.de/dlr-homepage

www.dlr.de/mofi2000

Tina Heidborn

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