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Die Boko Haram verbreiten Angst und Zerstörung in ganz Nigeria. Hier März 2014 in Maiduguiri.

© dpa

Die Boko Haram in Nigeria: Wo sind die entführten Mädchen wirklich?

Was passiert mit den entführten Schülerinnen? Die Angaben des Militärs und der Eltern widersprechen sich. Die Suche nach ihnen geht weiter und so auch der Terror der islamistischen Sekte Boko Haram.

Zwei Tage nach der Entführung von über 120 Schülerinnen in Nordnigeria ist das Schicksal vieler Mädchen weiter unklar. Während das Militär am Mittwochabend mitteilte, Sicherheitskräfte hätten fast alle Mädchen befreit, dementierten sowohl Eltern als auch der Direktor der Schule diese Angaben.

Bewaffnete Männer hatten in der Nacht zum Dienstag eine Schule im Bundesstaat Borno angegriffen und zahlreiche Jugendliche verschleppt. Es wird vermutet, dass radikale Islamisten der Sekte Boko Haram für die Tat verantwortlich sind. Die Gruppe hatte schon häufiger Frauen entführt. Oft werden sie als Sexsklavinnen missbraucht.

„Tod und Morde sind mittlerweile an der Tagesordnung“

Gleichzeitig wurde bekannt, dass die Gruppe erneut zugeschlagen hat: Wie die Zeitung „This Day“ am Donnerstag berichtete, griffen Boko-Haram-Kämpfer am Mittwoch das Dorf Wala im Nordosten Nigerias an und töteten dort 19 Menschen. Viele weitere wurden verletzt.

„Wir leben in einer schwierigen Zeit. Tod und Morde sind mittlerweile an der Tagesordnung“, sagte ein örtlicher Behördensprecher, der anonym bleiben wollte. Die Boko Haram will im Norden des bevölkerungsreichsten Landes Afrikas einen Gottesstaat einrichten. Seit 2009 verbreitet sie ihren blutigen Terror. Mindestens 6000 Menschen sollen bereits ihren Anschlägen und Angriffen zum Opfer gefallen sein. Es handelt sich um den dritten schweren Anschlag der Extremisten allein in dieser Woche. Die Boko Haram soll am Montag auch den schweren Bombenanschlag auf einen Busbahnhof in der Hauptstadt Abuja mit vermutlich weit über 200 Opfern verübt haben.

Das Militär stiftet Verwirrung: Wo sind die entführten Mädchen wirklich?

Derweil bleiben die Angaben über den Verbleib der verschleppten Mädchen widersprüchlich. Die Zeitung „Premium Times Nigeria“ zitierte Militärsprecher Chris Olukolade mit den Worten, nur noch acht der Entführten würden vermisst. Zudem sei einer der Terroristen gefasst worden, der an dem Angriff im Ort Chibuk beteiligt gewesen sein soll. Der britische Sender BBC berichtete hingegen am Donnerstag, die Eltern der betroffenen Mädchen bestritten die Version des Militärs.
Zahlreiche Schülerinnen seien noch immer verschwunden. Auch der Schuldirektor, Asabe Aliyu, soll dies Medienberichten zufolge bestätigt haben. Mindestens 14 Mädchen ist es nach Angaben des Gouverneurs von Borno, Kashim Shetima, mittlerweile gelungen, den Entführern zu entfliehen.
Shetima setzte eine Belohnung von 300 000 Dollar (217 000 Euro) für Hinweise aus, die zur Rettung der Mädchen beitragen können. Die Zeitung „Punch“ schrieb, Soldaten, Polizisten und viele Freiwillige durchkämmten noch immer den Busch nach dem Versteck der Terroristen.

Boko Haram heißt soviel wie „westliche Bildung ist Sünde“

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte die umgehende Freilassung der Mädchen. Die Schülerinnen müssten sofort zu ihren Familien zurückkehren. Zuvor hatte die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton die Entführung „aufs Schärfste“ verurteilt. Sie sei „besorgt über die zunehmende Häufigkeit und Ausbreitung terroristischer Angriffe“ in Nigeria, fügte Ashton in einer in Brüssel veröffentlichten Erklärung hinzu.
Präsident Goodluck Jonathan berief seine wichtigsten Berater zu einer Sitzung ein. Dabei solle es um die Sicherheitslage gegen, nachdem schon am Montag 75 Menschen bei einem Anschlag in Ajuba getötet worden waren, teilte das Präsidentenbüro mit. Boko Haram kämpft seit Jahren im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias für einen islamischen Staat und verübt regelmäßig Anschläge. Der Name bedeutet übersetzt etwa „westliche Bildung ist Sünde“. (dpa/AFP)

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