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Panorama: Die Katastrophe kommt

Düsteres Szenario des Weltklimarats

Addis Abeba/Kampala - Lehmhütten in afrikanischen Slums werden von Wassermassen hinfortgespült, Häuserteile und Autos in der Karibik fliegen bei Wirbelstürmen wild durch die Luft, und Inseln versinken im Meer – das könnte bis Ende des Jahrhunderts immer häufiger Realität sein. Das Szenario, das der Weltklimarat IPCC in einem Sonderreport zum Thema „extreme Wetterphänomene und der Umgang damit“ zeichnet, ist düster. Nach Auffassung von Experten bleibt nicht mehr viel Zeit, um den Trend umzukehren.

Da aber wahrscheinlich auch beim bevorstehenden UN-Klimagipfel in Durban keine durchgreifenden Entscheidungen fallen werden, soll das Übel auf andere Weise ganz schnell an der Wurzel gepackt werden. Vorsorge ist besser als Nachsorge, wie der Klimaexperte des Internationalen Roten Kreuzes und Mitverfasser des Berichts, Maarten van Aalst, am Freitag sagte. „Wir müssen den betroffenen Menschen und Regionen helfen, bevor diese Katastrophen passieren“, sagt er der Nachrichtenagentur dpa. „Das Rote Kreuz etwa unterstützt viele Länder bereits bei der Anpflanzung von Bäumen, um Erdrutschen vorzubeugen.“ Katastrophenvorsorge lautet das Ziel, statt – wie lange geschehen – erst nachher die Scherben aufzusammeln und viel Geld in den Wiederaufbau von Dörfern und Landstrichen zu stecken. „Ein Dollar, der dafür ausgegeben wird, Katastrophen vorzubeugen, kann vier Dollar sparen, die hinterher in den Wiederaufbau gesteckt werden müssten“, rechnet van Aalst vor.

Besonders dramatisch ist zudem die Tatsache, dass aller Wahrscheinlichkeit nach wieder überwiegend die Ärmsten der Armen unter den extremen Wetterbedingungen leiden werden. Für Europa werden zwar ebenfalls längere Dürreperioden sowie eine Zunahme von Hitzewellen prognostiziert. Aber dies führt wahrscheinlich vor allem zum vermehrten Kauf von Klimaanlagen und Ventilatoren sowie zu stärkeren wirtschaftlichen Verlusten in einzelnen Staaten. Für die Menschen in Entwicklungsländern sieht die Sache anders aus: Sie bezahlen häufig mit dem Leben.

Allein in den vergangenen 40 Jahren ereigneten sich dem Weltklimarat zufolge 95 Prozent der durch Naturkatastrophen verursachten Todesfälle in armen Ländern. „Die durch den Klimawandel verursachten Kosten sind vor allem in den reichen Ländern spürbar, weil sie mehr zu verlieren haben“, sagt van Aalst. „In den armen Ländern leiden die Menschen hingegen, und viele sterben.“ dpa

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