zum Hauptinhalt

Panorama: Die letzte große Herausforderung

WASHINGTON .Es gilt als die letzte große Herausforderung der Luftfahrt.

WASHINGTON .Es gilt als die letzte große Herausforderung der Luftfahrt.Noch nie hat es ein Mensch geschafft, die Erde im Ballon ohne Zwischenlandung zu umfliegen.Trotzdem versuchen Abenteuerlustige seit einigen Jahren jeden Winter aufs Neue, die in dieser Jahreszeit vorherrschenden günstigen Windverhältnisse zu nutzen und sich möglichst schnell im sogenannten Jet Stream um die Erde treiben zu lassen.Sechs Teams stehen zur Zeit in den Startlöchern und warten weltweit auf günstige Witterung - in den USA, Marokko, Spanien, Australien und der Schweiz.

Die meiste Erfahrung hat der Amerikaner Steve Fossett.Der Börsenmakler bringt es auf vier gescheiterte Versuche.Bei seinem jüngsten Anlauf startete er im August in Argentinien, mußte aber nach der Rekorddistanz von 23 000 Kilometern bei einem Gewitter nordöstlich von Australien im Pazifik notlanden.Daraufhin verbündete sich der Einzelkämpfer mit seinem früheren Rivalen, dem britischen Virgin-Boss Richard Branson, und dem Schweden Pers Lindstrand.Gemeinsam wollen die drei vom südmarokkanischen Marrakesch aus mit dem Ballon "ICO Global" ihr Glück versuchen.Branson will bei seinem dritten Anlauf endlich Erfolg haben.Bei seinem ersten Versuch im Dezember 1996 mußte der Virgin-Boß weniger als 24 Stunden nach dem Start in Marrakesch in der algerischen Wüste notlanden.Auch im vergangenen Winter hatte Branson das Nachsehen: Sein halbgefüllter Ballon löste sich aus der Verankerung und flog ohne Besatzung allein davon.

Der Schweizer Bertrand Piccard ist ebenfalls frusterprobt: Der Psychiater startet nun schon im dritten Jahr mit seinem Ballon "Breitling Orbiter".Erst im Februar mußte der Ballonfahrer in Birma aufgeben, weil die chinesische Regierung dem Eidgenossen die Einfluggenehmigung verweigerte.Diesmal, so versichert Piccard, habe Peking ihm grünes Licht gegeben.Jetzt will das Ballonteam, zu dem auch britische Staatsbürger gehören, wegen der aktuellen Irak-Krise allerdings erst starten, wenn sicher sei, daß die Kampfhandlungen beendet seien und der Kurs des Ballons nicht über den Irak führe.

Piccards glückloser Kabinen-Kollege vom Februar, der Brite Andy Elson, hat sich diesmal mit seinem Landsmann Colin Prescot vereint.Die beiden vertrauen auf ihren Ballon "Cable and Wireless", der im Gegensatz zu den Propangas-Ballons der Konkurrenz mit Kerosin betrieben wird.Der Start im spanischen Almeria steht unmittelbar bevor.

Ein weiteres Team wartet ungeduldig in Albuquerque, New Mexico.Die drei Abenteurer aus Großbritannien und den USA geben sich optimistisch, daß sie mit ihrem "Spirit of Peace" die ersten Erdumrunder sei werden.

Den kürzesten Flug des vergangenen Winters kann Kevin Uliassi für sich verbuchen.Drei Stunden nach dem Start im US-Bundesstaat Illinois mußte er im benachbarten Indiana wegen eines Ballonschadens aufgeben.In diesem Jahr ist der Amerikaner der einzige, der das Abenteuer allein wagt."Das ist einfach eine zusätzliche Herausforderung, vor allem in einer Kabine ohne Druckausgleich", sagt der 35jährige.Im Gegensatz zu dem bescheidenen Amerikaner setzt das amerikanisch-australische Trio Dave Liniger, Bob Martin und John Wallington auf modernste Flugtechnik.Sie wollen mit dem High-Tech-Ballon "Re/Max" von Australien aus 36 Kilometer emporsteigen und in der Stratosphäre um die Erde kreisen, "an der Grenze zum Weltraum in einer Maschine, die eigentlich eher ein Raumschiff als ein Ballon ist", erklärt die Crew.

Gemeinsam scheint allen Konkurrenten neben dem hochfliegenden Ziel derzeit lediglich das Dezemberwetter, das ihre Startpläne verzögert.

PHILIPPE ALFROY (AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false