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Panorama: Die Mücken – wo sind sie geblieben?

Wegen der Trockenheit gibt es kaum stehende Gewässer, in denen sie sich vermehren können

Sie können einem normalerweise jeden lauen Sommerabend gründlich verderben: Mücken. Doch in diesem Jahr ist das ganz anders. Kein nervtötendes Summen, keine schlaflosen Nächte, kaum juckenden Stiche. Bislang wurden wir in Deutschland von den blutsaugenden Plagegeistern weitestgehend verschont. „Tatsächlich gibt es in diesem Sommer im Vergleich zu anderen Jahren relativ wenig Stechmücken", sagt Frank Menzel vom Deutschen Entomologischen Institut in Eberswalde.

Das hat einen einfachen Grund: Die Mücken sitzen buchstäblich auf dem Trockenen. Denn alle der insgesamt 46 Arten aus der Gattung der Stechmücken (Culicidae), die hierzulande beheimatet sind, mögen es nicht nur besonders warm, sondern auch möglichst feucht. Die Weibchen legen ihre Eier in Tümpeln, Regenwasserpfützen und Teichen ab. Dort erwärmt sich das Wasser mit den ersten Sonnenstrahlen schnell und schafft so ideale Brutbedingungen.

Die Mücken können sich dann geradezu explosionsartig vermehren. So war es im vergangenen Jahr. Nicht so in diesem: Denn der Sommer ist zwar außerordentlich heiß, aber auch ungewöhnlich trocken. „Viele stehende Gewässer sind mittlerweile nahezu ausgetrocknet oder sogar versandet", sagt Mückenforscher Menzel.

Entgegen der weitläufigen Meinung hat der vorangegangene Winter allerdings keinen Einfluss auf die Zahl der Mücken im Sommer. Denn die Eier sind extrem widerstandsfähig. Sie werden im Herbst von den Weibchen auf feuchten Wiesen und an den Ufern von Seen und Bächen abgelegt, dort wo sich im Frühjahr Regenwasser sammelt. Die Monate bis dahin überdauern die Eier problemlos. Selbst Temperaturen bis zu minus 40 Grad können sie überstehen.

Im Mai beginnt dann die erste Hauptschlupfzeit der Mücken. Sie dauert bis Mitte Juli an. Aus den Eiern schlüpfen zunächst Larven, die sich im Wasser noch viermal häuten. Das dauert im Schnitt zwei Wochen. Ist es warm und feucht, entwickeln sich die Tiere jedoch schneller; ist es kalt oder aber trocken wie in diesem Jahr, brauchen sie einige Tage mehr. Sind die erwachsenen Mücken geschlüpft, geht es nur noch darum, sich möglichst schnell fortzupflanzen. Dazu benötigen sie das Blut eines Warmblüters – wie des Menschen. Denn unser Blut enthält Eiweiße, welche die Weibchen für die Bildung der Eier brauchen. Deshalb sind die Männchen ganz harmlos. Nur die Mückenweibchen werden für uns zur Plage. Mit ihren sensiblen Sinnesorganen können sie ihr Opfer auf mehrere Meter Entfernung erkennen – an dem Kohlendioxid im Atem und an den Schweißausdünstungen auf der Haut.

Die zweite Hauptschlupfzeit steht allerdings noch bevor. Sie reicht von Mitte August bis in den September hinein. Also doch noch kein Grund zur Entwarnung? Können wir noch von einer Mückeninvasion heimgesucht werden? Nein. „Der Grundwasserspiegel ist überall extrem stark abgesunken, mancherorts sogar bis zu 30 Zentimeter", sagt Menzel. So ist es kaum denkbar, dass die lästigen Insekten in diesem Jahr noch viele geeignete Brutstätten finden werden.

Und die Wespen? Manch einer fürchtet sich vor ihnen mehr als vor den kleinen Mücken. „Für dieses Jahr lässt sich noch keine Voraussage machen", sagt Andreas Taeger, Wespenkundler am Deutschen Entomologischen Institut. Denn die Zeit beginnt erst im Spätsommer und Herbst. Die Tiere lieben ebenfalls die Hitze, aber sie können auch extreme Trockenheit recht gut tolerieren. Das gilt besonders für die Arten, die uns Menschen häufig lästig werden: für die Deutsche und die Gemeine Wespe.

Das ist jedoch noch kein Grund zur Panik. „Wir sind zwar die natürlichen Opfer der Mücken, passen aber eigentlich nicht in das Beuteschema der Wespen", sagt Taeger. Richtig aggressiv werden sie nur, wenn man in die Nähe ihrer Nester kommt. Der Stich der weiblichen Wespen – die Männchen stechen auch bei ihnen nicht – ist durch die lokale Giftwirkung schmerzhaft. Bei Allergikern oder Stichen in den Mund oder Rachen kann der Stich lebensgefährlich sein.

Elke Binder

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