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Panorama: Die spannende Taille

Eine Studie zeigt: Es gibt einen Erbfaktor, der mitentscheidet, ob ein Mensch zu Übergewicht neigt

Vor allem auf der Waage ist das Leben ungerecht. Während manche Menschen ständig gegen die Pfunde kämpfen, können andere fast alles essen, ohne Fett anzusetzen.

Jetzt haben Wissenschaftler um Mark McCarthy von der Universität Oxford entdeckt, dass ein herkömmlicher Erbfaktor für diesen Unterschied verantwortlich ist. Ihre Arbeit wurde in der Online-Ausgabe des Fachjournals „Science“ veröffentlicht. Auf der Suche nach Ursachen für den Typ-2-Diabetes kamen sie dem Dickmacher-Gen FTO auf die Spur. Jeder Mensch trägt zwei Kopien dieses Gens in sich. Sind beide Kopien verändert, steigt die Wahrscheinlichkeit, an Fettleibigkeit zu erkranken, um 70 Prozent. Gleichzeitig haben die Träger dieser Variante ein erhöhtes Diabetes-Risiko.

Zwar konnten schon früher Gene mit Übergewicht in Verbindung gebracht werden – doch die jetzt entdeckte Variante ist keine seltene Mutation. Immerhin 16 Prozent der weißen Europäer tragen den Risikofaktor in zweifacher Ausführung in sich. FTO könnte eine Schlüsselrolle bei der Bekämpfung von Übergewicht in Industrieländern zukommen.

Schon 1994 hatten Forscher von der Rockefeller-Universität in New York das Hormon Leptin entdeckt, das von den Fettzellen gebildet wird und dem Gehirn meldet, wie voll die Fettspeicher sind. Ist das Gen, das die Leptin-Produktion steuert, defekt, führt das zu ungezügeltem Appetit. Auch für das bereits in den fünfziger Jahren erstmals beschriebene Prader-Willi-Syndrom, eine Behinderung, die mit Übergewicht einhergeht, ist ein seltener Gendefekt verantwortlich.

Zwar betrifft die jetzt entdeckte Genvariante deutlich mehr Menschen als die seltenen Mutationen – aber wer den Risikofaktor trägt, muss nicht zwangsläufig dick werden. Neben anderen Erbfaktoren spielt die Ernährung immer noch die größte Rolle.

Dagny Lüdemann

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