zum Hauptinhalt

Panorama: Die Syphilis ist zurück

Vor allem Schwule in Großstädten betroffen

Berlin Über Jahrzehnte spielte die Geschlechtskrankheit Syphilis in Deutschland keine große Rolle mehr. In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Neuinfektionen jedoch wieder rasant angestiegen. Allein 2003 registrierte das Robert Koch Institut (RKI) in Berlin bundesweit mit 2932 neu diagnostizierten Erkrankungen 20 Prozent mehr Fälle als im Jahr zuvor. Das sind 3,6 Betroffene pro 100000 Einwohner. „Seit 2000 erleben wir einen Anstieg der Neuinfektionen“, sagt der Berliner Epidemiologe Osamah Hamouda. Diese Entwicklung sei „alarmierend“.

Denn die Rückkehr der Syphilis nach Deutschland lasse auch auf eine steigende Sorglosigkeit beim Sex schließen. Nachdem Aids Mitte der 90er Jahre Angst und Schrecken verbreitet habe, sei derzeit die Verwendung eines Kondoms gerade bei homosexuellen Männern nicht mehr unbedingt an der Tagesordnung, beklagt Hamouda. Die 2003 neu registrierten Syphilis-Fälle waren laut RKI vermutlich zu 76 Prozent auf sexuelle Kontakte zwischen Männern zurückzuführen.

Professor Norbert Brockmeyer von der Dermatologischen Klinik der Universität Bochum warnt vor einer Verharmlosung des Problems. Gegen den Trend zur nachlassenden Vorsicht beim Schutz vor Geschlechtskrankheiten müsse massiv vorgegangen werden. Der irrige Glaube, Syphilis sei hierzulande kein Problem, sei gefährlich, sagt Brockmeyer, der auch Vorsitzender der Deutschen Aids-Gesellschaft ist.

Besonders hoch sind die Syphilis-Raten laut RKI in Großstädten wie Berlin, Hamburg, Frankfurt am Main und Köln. Vorzugsweise homosexuelle Männer sind betroffen, aber auch durch heterosexuellen Kontakt kann Syphilis übertragen werden. ddp

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false