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Panorama: Die Waffenfrage

Stuttgart und München äußern sich zurückhaltend

Er könne sich vorstellen, die Hürde für Waffenbesitz höher zu legen, sagte der baden-württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) noch am Vortag, nachdem Bundeskanzlerin Merkel gesagt hatte, man müsse über unangemeldete Kontrollen der Waffenbesitzer nachdenken. Einen Tag später in Stuttgart treffen die Medien auf einen nachdenklichen Oettinger. Waffenrecht und Kontrollen verschärfen? „Das steht in diesen Tagen nicht im Vordergrund.“ Notfallpläne an Schulen optimieren? „Wir sind noch nicht so weit, mit völlig klarem Kopf nüchterne Folgerungen zu ziehen.“ Schnelle Erkenntnisse seien zwar für Schlagzeilen gut, aber „nicht sachgerecht“. Die Regierungen von Baden-Württemberg und Bayern sind zurückhaltend, wenn es um Waffenbesitz geht. Auch der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat davor gewarnt, den Waffenbesitz bei Privatleuten generell zu problematisieren. Eine zentrale Aufbewahrung von Waffen etwa in Schützenvereinen lehnte Herrmann ab.

Die Regierung in Stuttgart lenkte das Thema von der Waffenkontrolle weg auf Computerspiele, Eltern und Medien allgemein. Innenminister Heribert Rech sieht einen Zusammenhang zwischen den Killerspielen von Tim K. und dem Blutbad. Bei der Durchsuchung des Zimmers des 17-Jährigen waren Gewaltfilme und Computerspiele wie „Counterstrike“ gefunden worden. „Da hat schon was stattgefunden und sich was angebahnt“, sagte Rech. Oettinger sprach sich für strengere Maßnahmen gegen Gewalt in elektronischen Medien aus: „Ich bin da persönlich zu sehr restriktiven Maßnahmen bereit.“ Die umfangreiche Berichterstattung über den Amoklauf von Winnenden und Wendlingen ermutigt nach Ansicht von Oettinger weitere potenzielle Amoktäter in ihren Plänen. „Bei manchen Gestörten“ wirke die Debatte um die schreckliche Bluttat als Anreiz zu Nachahmungstaten, sie wirke nicht abschreckend, sondern begünstige „gegenteilige Gefahren“. Neben Computerspielen und Medien sprach Oettinger auch die Rolle der Eltern an. Die Hauptverantwortung liege nun mal bei den Eltern. „Die zweite Identität wird ja nicht auf der Straße, sondern im Jugendzimmer herausgebildet“, sagt Oettinger.

Die Obduktion der Leiche von Tim K. ergab derweil, dass sich der 17-Jährige mit einem Kopfschuss tötete. Es sei ein „Nahschuss“ gewesen, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Stuttgart. Das Landratsamt Waiblingen will die Waffenbesitzkarte des Vaters einziehen. Man zweifele an seiner Zuverlässigkeit. Er hatte die Tatwaffe im Schlafzimmer aufbewahrt. mit AFP/dpa/ddp

Gabriele Renz[Stuttgart]

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