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Das Wahrzeichen der Firma Bahlsen in Hannover - der Keks in der Mitte - wurde gestohlen.

© dpa

Diebstahl bei Bahlsen: Her mit dem Keks

Das Wahrzeichen des Traditionsunternehmens Bahlsen wurde gestohlen – die mutmaßlichen Täter fordern soziales Engagement.

Es kommt nicht allzu oft vor, dass Firmenchef Werner M. Bahlsen vor die Presse tritt. Aber was bleibt dem Mann übrig, wenn es um das Wahrzeichen und Aushängeschild des Unternehmens, den berühmten Leibniz-Butterkeks geht? Unbekannte hatten sein rund 20 Kilogramm schweres, vergoldetes Pendant aus Messing vermutlich Anfang Januar aus einer Bronze an der Außenfassade der Firmenzentrale in Hannover gestohlen. Eine Angestellte hatte den Diebstahl vergangene Woche durch Zufall bemerkt und angezeigt.

Der oder die Diebe schnitten den Keks nach ersten Erkenntnissen offenbar mit schwerem Gerät aus seiner Verankerung in fünf Metern Höhe. Am Dienstag war ein „Bekennerbrief“ bei Bahlsen und der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ eingegangen, in dem die Firma aufgefordert wird, Kinder in einem Krankenhaus mit Keksen zu versorgen – erst dann werde das Gebäck aus Messing zurückgegeben. Beigefügt war das Foto von einer Person im Krümelmonster-Kostüm, die einen vergoldeten Keks hält.

Firmenchef Werner M.Bahlsen findet das überhaupt nicht lustig – für ihn ist die Sache mit dem Keks eine ernste Angelegenheit. „Es ist eine Straftat. Wir wollen, dass die Sache aufgeklärt wird“, sagt der 63-Jährige am Mittwoch in die Mikrofone und Kameras der Journalisten. Das Unternehmen hat 1000 Euro für die Wiederbeschaffung des Wahrzeichens ausgesetzt. Die Summe allein zeigt, dass das Stück dem Unternehmen einiges wert ist. „Wir wollen den Keks zurückhaben“, forderte Werner M. Bahlsen am Mittwoch. „Dieser Keks ist für unser Haus ein Symbol. Er ist auch wichtig für Hannover.“ Das Unternehmen lasse sich „nicht erpressen“. Allerdings werde Bahlsen eine soziale Aktion starten, wenn das Kunstwerk zurückgegeben werde.

Der charakteristisch gezackte Leibniz- Butterkeks wurde 1891 von Unternehmensgründer Hermann Bahlsen auf den Markt gebracht und ist damit das älteste Produkt des Hauses. „Es ist uns deswegen ein großes Anliegen, den Keks wiederzukriegen“, sagte eine Sprecherin des Unternehmens dem Tagesspiegel. Das goldene Gebäck ist Teil eines Kunstwerks, das Bahlsen vor mehr als hundert Jahren beim Jugendstil-Bildhauer Georg Herting in Auftrag gab. Die Bronze zeigt zwei Männer, die eine Brezel tragen. In der Brezel war der Leibniz-Keks mit Ketten verankert. „Wir wissen nicht, wie viel das ganze Kunstwerk wert ist, nur, dass es schon seit mehr als hundert Jahren an Ort und Stelle hängt“, hieß es aus der Bahlsen-Zentrale. In dieser Zeit sei die Bronze nur zwei Mal abgenommen worden: 1972, als die Hannoveraner U-Bahn ausgebaut wurde, und 1989 zum 100-jährigen Firmenjubiläum. Damals sei die Bronze restauriert worden.

Wer hinter dem Diebstahl des Messing-Kekses stecken könnte und wie es gelang, den schweren Gegenstand inmitten der hannoverschen Innenstadt abzumontieren und zu entwenden, ist bislang völlig unklar. Die Polizei hat nach dem Eingang des „Bekennerschreibens“ nicht mehr „nur“ einen Diebstahl aufzuklären, sondern ermittelt nun auch zum möglichen Tatbestand der versuchten Erpressung. Derzeit prüfen die Spezialisten der Polizeidirektion Hannover, ob es sich bei dem beigelegten Bild zum Bekennerbrief um eine Fotomontage handelt. „Das wird noch einige Tage dauern“, sagte Polizeisprecherin Jacobe Heers am Mittwoch. Noch sei unklar, ob die wahren Keks- Diebe oder Trittbrettfahrer das Schreiben verfasst hätten.

In dem aus Zeitungsschlagzeilen zusammengeschnipselten Drohbrief verlangt das Krümelmonster, allen Kindern im hannoverschen Kinderkrankenhaus Kekse zu schenken. Die 1000 Euro Belohnung, die Bahlsen zur Ergreifung des Keks-Diebes ausgesetzt hat, sollen zudem an ein Tierheim gespendet werden. Alles nur ein Witz? Im Internet jedenfalls wird bereits heftig über die Identität des schielenden Krümelmonsters diskutiert, das auf dem Foto ein wenig an Kermit, den Frosch, erinnert.

Bei Bahlsen stoßen die Forderungen der „Erpresser“ auf Unverständnis. „Sie sind merkwürdig, weil wir uns bei Bahlsen seit Jahren sozial engagieren“, sagte eine Unternehmenssprecherin. So spende die Firma Jahr für Jahr Kekse an Institutionen und soziale Projekte, beispielsweise „Ein Herz für Kinder“. Auch seien dem Krankenhaus, das in dem Bekennerschreiben genannt werde, mehrfach Spenden aus dem Hause Bahlsen zugegangen. (mit dpa)

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