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Drama in Helios-Cockpit: Steward wollte Maschine angeblich notlanden

Ein Steward des nahe Athen abgestürzten Flugzeugs hat offensichtlich versucht, das Unglück in letzter Minute abzuwenden.

Athen/Nikosia (17.08.2005, 12:37 Uhr) - Er habe die Maschine, in der die meisten Menschen vermutlich wegen defekter Klimaanlage das Bewusstsein verloren hatten, notlanden wollen, berichteten griechische Medien unter Berufung auf das Verteidigungsministerium und einen Chefermittler am Mittwoch. Die Maschine der zyprischen Fluggesellschaft Helios Airways war am Sonntag führungslos am Himmel gekreist und abgestürzt, alle 121 Menschen an Bord kamen ums Leben.

Ein Boeing-Experte sprach in Athen von einem der eigenartigsten Unfälle in der fast 90-jährigen Geschichte des US-Flugzeugbauers. Unerklärlich sei vor allem, warum die Piloten nicht rechtzeitig Sauerstoffmasken aufsetzen konnten und warum der deutsche Pilot nicht im Cockpit war. Das hatten Kampfbomberpiloten beobachtet, die nach Abbruch des Funkkontakts aufgestiegen und nahe an die Unglücksmaschine herangeflogen waren. Sie sahen im Cockpit zwei «Gestalten», wie es hieß.

Unterdessen durchsuchte die zyprische Polizei erneut die Helios- Büros. Wie das zyprische Fernsehen berichtete, waren bei der Razzia auch Luftfahrt-Sachverständige anwesend. Bei der zweiten Durchsuchung innerhalb von 48 Stunden sollten Unterlagen gesichert werden, die Aufschluss über die Wartung der Helios-Flugzeuge geben. «Sollten Beweise gefunden werden, dass die Maschinen der Helios nicht richtig gewartet werden, werden wir die Fluggesellschaft zwingen, am Boden zu bleiben», sagte der zyprische Innenminister, Andreas Christou.

92 der 121 Opfer waren am Mittwoch noch nicht identifiziert. Drei Opfer - darunter der 58-jährige deutsche Pilot - konnten zunächst nicht geborgen werden. An Bord waren meist Griechen und griechische Zyprer.

Die Kampfbomber-Piloten hatten von zwei «Gestalten» im Cockpit gesprochen. Diese hätten versucht, die Kontrolle über die Maschine zu gewinnen. Der Helios-Pilot sei nicht im Cockpit gewesen, sein Co- Pilot war bereits ohnmächtig. Die «Gestalten» könnten der Steward und seine Verlobte, eine Stewardess, gewesen sein. Der Steward habe vermutlich rechtzeitig eine Sauerstoffflasche finden und auch seiner Verlobten in der Notlage helfen können.

Die Maschine habe 23 Minuten vor ihrem Absturz keine Kreise mehr gedreht, beobachteten die Luftwaffenpiloten. Offensichtlich habe jemand den Autopiloten ausgestellt und versucht, den Flughafen Athen zu erreichen um notzulanden. Die Piloten hätten gesehen, dass die Maschine zunächst von 10 000 auf 3000 Meter und anschließend auf etwa 800 Meter über dem Meer bei Athen sank. Danach flog sie Richtung Festland und Flughafen. Dabei nahm das Flugzeug wieder an Höhe zu, als ob der Mann im Cockpit bemerkt hätte, dass er zu tief fliegt. Unmittelbar danach ging vermutlich der Treibstoff aus und das Flugzeug zerschellte auf einem Hügel nahe dem Dorf Grammatikó. (tso)

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