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Drei Stunden Fernsehübertragung: RBB – Rundfunk Blaues Blut

Verdorfung eines öffentlich-rechtlichen Programms plus Verdoofung eines Publikums?

Der Rundfunk Berlin-Brandenburg mutiert am Samstag zum Rundfunk Blaues Blut. Von elf bis 14 Uhr am Samstag wird die Prinzenhochzeit in Potsdam übertragen, um 20 Uhr 15 wird zusammengefasst. Der Sender rechtfertigt seine Anstrengung mit einem „gesellschaftlichen Großereignis“ und dem Interesse des Publikums. Hessen-Fernsehen und Südwest-TV schließen sich der Übertragung an.

Von SPD und Linkspartei in Brandenburg gab es bereits Kritik am „Adelskult“, an den Kosten und an der Prioritätensetzung im Programm. Für zahlreiche Gebührenzahler ist es schlicht ein Unding, dass sich ein öffentlich-rechtlicher Rundfunk in der Ausstellung einer Privatangelegenheit mit Geld und Personal engagiert. Nun richtet der RBB sein gesamtes Fernsehangebot an „Brandenburg aktuell“ und an der „Abendschau“ für Berlin aus. Kritiker sehen in dieser Verengung die „Verdorfung eines Programms“, das bitte auch ein Metropolenklientel zu bedienen hat. Von der „Verdorfung des Programms" sei es nur ein kleiner Schritt zur „Verdoofung des Publikums“, wie sie sich im Angebot einer Adelshochzeit ausdrückt.

Der Rundfunk Blaues Blut hat sich bewusst für die Frack-Sause in Potsdam entschieden. Er will mit dem „Großereignis“ groß rauskommen. Ist das Jawort in der Friedenskirche wirklich ein „Großereignis“, ist ein anderes Ereignis am Samstag nicht von größerer Relevanz? Rainer Maria Woelki, der designierte Erzbischof für Berlin, wird in sein neues Amt öffentlich eingeführt.

Katholiken schäumen, dass der RBB auf eine Übertragung aus der Sankt-Hedwigs-Kathedrale von zehn Uhr an verzichtet. Der Erzbischof (und spätere Kardinal) wird in den nächsten Jahren und Jahrzehnten eine öffentlich bedeutendere Rolle spielen als jeder Blaublüter in seiner Remise. Das Requiem für den verstorbenen Kardinal Georg Sterzinsky hat das RBB-Fernsehen großflächig übertragen. Das Glück der Katholiken bestand an jenem 9. Juli darin, dass der Adel seine Trakehner bewegen musste. Joachim Huber

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