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Drogenhandel: 35 Tonnen Haschisch beschlagnahmt

Tanger im Norden Marokkos ist ein Dorado der Drogenschmuggler. Letztes Jahr stellten Ermittler einen Rekord in der landesweiten Fahndung auf. Mehr als jeder Achte in der Haftanstalt für Rauschgifthandel ist Ausländer. Meistens sind es Profis, oft aber auch Menschen, die auf Tricks hereingefallen sind.

Zwei Mal im Monat werden die schweren Türen der Haftanstalt in Tanger für den französischen Generalkonsul aufgeschlossen. Der Diplomat besucht mehr als hundert seiner Landsleute, die in dem Gefängnis im Norden Marokkos einsitzen - die meisten wegen Drogenschmuggels. "Ich habe das traurige Privileg, in meinem Konsularbezirk die höchste Zahl französischer Inhaftierter in der ganzen Welt zu betreuen", seufzt Alain Bricard. Die meisten verbüßen ihre Haftstrafe wegen Drogenschmuggels. Und sie sind nicht allein: Mehr als jeder achte der 2650 Insassen im Gefängnis von Tanger ist Ausländer. Die Inhaftierten kommen aus 34 Nationen, am stärksten vertreten sind Franzosen und Spanier.

Tanger ist ein Dorado der Drogenschmuggler. Fast eine halbe Million Fahrzeuge mit ausländischen Nummernschildern steuern jedes Jahr den Hafen zwischen Europa und dem marokkanischen Rif-Gebirge an, einer Bergkette, auf der nach offiziellen Angaben jährlich 1200 Tonnen Haschisch für den Export geerntet werden.

35 Tonnen Haschisch beschlagnahmt

Im vergangenen Jahr stellten die Grenzer einen neuen Rekord auf, als sie 35 Tonnen Haschisch beschlagnahmten - über ein Viertel mehr als im Vorjahr. Von den 437 festgenommenen Schmugglern waren fast die Hälfte Ausländer: Profis, Gelegenheitsschmuggler und solche, die auf Tricks von Fremden oder Freunden hereingefallen sind, die fremdes Gepäck oder fremde Autos über die Grenze bringen sollten.

Ihre vorläufige Endstation ist das Gefängnis von Tanger. Der Franzose Sébastien ist hier seit fast zwei Jahren eingesperrt. Er hatte 300 Kilo Cannabis in seinem Wohnmobil versteckt - ein Kurierdienst, für den ihm tausend Euro Lohn und Ferien in der Sonne versprochen worden waren. "Ich wurde zu vier Jahren verurteilt, aber der König hat mich letztes Jahr begnadigt, und jetzt bleiben mir nur noch neun Monate", sagt der etwa 30-Jährige.

"Wir versuchen, sie mit Würde zu behandeln", sagt Gefängnisdirektor Abdelhad Blouz über seine Häftlinge aus aller Welt. "Da ihre Familien oft von weit her kommen, erlauben wir ihnen tägliche Besuche." Vier Zimmer habe das Gefängnis für "intime Beziehungen zwischen Eheleuten" eingerichtet, verrät der 50-Jährige.

Hochzeit im Gefängnis

Vor anderthalb Jahren organisierte Blouz die Hochzeit von zwei inhaftierten Franzosen im Festsaal seiner Haftanstalt, mit hundert Insassen als Gästen. Geschlossen wurde die Ehe vom Konsul. Die Unterstützung durch das Konsulat beginnt am Tag der Festnahme mit einem ersten Kontakt zur Polizeiwache und endet mit dem Tag der Freilassung oder der Überstellung nach Frankreich. Das Konsulat versorgt die Gefangenen mit Listen mit Anwälten, organisiert finanzielle Unterstützung durch die Angehörigen, nimmt Post, Medikamente und Päckchen entgegen.

Für machen Häftling wird die Zeit trotzdem sehr lang. Zwei Drittel der Inhaftierten in Tanger sitzen zwischen zwei und sechs Jahren hinter Gittern. Sébastien verteilt im Gefängnis die Post und organisiert alle zwei Wochen ein Treffen der Gefangenen mit Schwester Monique. "Ich bringe ihnen ein wenig Trost", sagt die Franziskanerin aus dem Kloster von Martil.

Auch der Konsul setzt sich manches Mal ganz persönlich ein. Vergangenes Jahr hatte Alain Bricard Zwillingsmädchen und einen kleinen Jungen bei sich wohnen, weil ihre Eltern mit Haschisch im Gepäck festgenommen worden waren. "Eine schreckliche Unverantwortlichkeit", schimpft der Diplomat. "Drogen zu schmuggeln, während man seine Kinder dabei hat." Die Kleinen blieben eine Woche lang in seiner Obhut - so lange, bis die Behörden Familienmitglieder in Frankreich ausfindig gemacht hatten. (nal/AFP)

Sammy Ketz

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