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DSDS: Deutschlands neue Super-Sternschnuppe

Daniel ist Deutschlands neuer Superstar, aber der geheime wahre Star war seine Konkurrentin. Sinti aus ganz Europa riefen für Sarah an.

Als kleiner Junge wurde er wegen seiner piepsigen Stimme gemobbt und sogar von Mitschülern deswegen geschlagen. Schon bei der Showstaffel 2008 versuchte er sich als Kandidat, war damals noch dunkelhaarig und gepierct und flog raus. Am Samstagabend aber erhielt er unter Freudentränen das Superstar-Etikett: Daniel Schuhmacher, 22, aus Pfullendorf. Sechs Millionen Fernsehzuschauer verfolgten das Finale der in diesem Jahr von den Quoten her in ganz Europa erfolgreichsten Casting- Unterhaltungsshow. Und sie sahen, wie der gerührte Gewinner seine Konkurrentin Sarah Kreuz, 19, aus Poppenhausen spontan zu sich ans Mikro zog, um seinen Siegertitel „Anything but Love“ mit ihr gemeinsam zu singen. Schuhmacher gewann hauchdünn mit einem Miniaturvorsprung von exakt 0,47 Prozent. So knapp war das noch nie.

Derweil sagte Heike Eilfeld, die Mutter der von RTL zur polarisierenden DSDS- Zicke stilisierten Sängerin Annemarie, am Rand des inszenierten Gesangswettbewerbs: „Der einzige Sieger für mich an diesem Abend ist Dieter Bohlen, der konnte seinen neuen DSDS-Hit, der Freitag rauskommt, gleich vier mal auf der Bühne zeigen lassen.“ Erst von Sarah, dann von Daniel, dann im Duett, und dann noch mal vom Gewinner – wenn sich das nicht einprägt.

„Deutschland sucht den Daniel Schuhmacher“, das hatten schon die Daniel- Fans auf ihre grünen Anfeuerungs- T-Shirts drucken lassen. Der sensible, bescheiden wirkende angehende Industriekaufmann sagte bei der Pressekonferenz nachts nach eins in die Mikrofone der Nachrichtenagenturen, er sei überglücklich, fühle sich aber auch „irgendwie leer“. Musikalisch sei er „nicht sehr offen“, er wolle was machen mit „Pop und Rock“. Mal sehen, wie das klingt, wenn sein selbst von Popsänger Seal gelobter Sound aus der Dieter-Bohlen-Musikmaschinerie auf CD gepresst wird. „Ich kenne keinen anderen Sänger auf dieser Welt und den umliegenden Ortschaften, der so viel Gefühl und einen so großen Wiedererkennungswert besitzt wie du“, hat der Dieter Sonnabendnacht zum Daniel gesagt.

Das sahen viele DSDS-Zuschauer jeden Alters anders, das kam gestern heraus. Die vergangenen Folgen führte nämlich nicht der von Hauptjuror Bohlen auffällig gehätschelte Daniel an, sondern die – ebenfalls hochgelobte – Sarah. Und zwar mit deutlichem Vorsprung. „Ich kenne keine in Deutschland, die so einen Soul in der Stimme hat, und sie ist eine von uns“, sagte Zuschauerin Marion Laubinger vom Sintiverband Hildesheim. Sogar in Spanien haben Angehörige der Sinti voll Stolz für ihre Sarah beim Telefonvoting mitgestimmt. Auch viele jugendliche Fans von Sarah dürften jetzt ordentlich Handyschulden haben, eine Voting-SMS kostete schon in Deutschland einen Euro. Sarahs Großvater hatte in seiner Heimatstadt Bremerhaven sogar die große Leuchtanzeige an der Stadthalle mit einem Votingaufruf zugunsten seiner Enkelin gebucht. Sarah will da jetzt hinziehen.

Der geheime wahre Superstar zeigte sich gestern viel gewitzter und selbstsicherer vor den Kameras, als sie RTL in den TV-Spots immer präsentierte. Sie gönne es Daniel von ganzem Herzen, liebe seine Stimme abgöttisch und sei extrem stolz, überhaupt als Frau ins Finale gekommen zu sein. Sie finde, es gebe zwei Superstars, einen weiblichen und einen männlichen. „Jedenfalls habe ich jetzt immerhin Zeit, erstmal meine Abendschule und meinen Führerschein nachzuholen.“

Lorielle London, Dschungelcamp-Teilnehmerin und als Lorenzo Ex-DSDS-Kandidat, sagte, man lerne durch diese Show viele professionelle Menschen aus der Branche kennen. Das tat auch die Kandidatin, die während der letzten Folgen am meisten Aufmerksamkeit auf sich zog, obwohl sie infolge der Bohlen-Buh-Show vor Millionenpublikum schon mal überlegte, aus Frust hinzuwerfen: Annemarie Eilfeld.

Wie sie hatten sich auch andere Kandidaten nach dem Finale darüber beklagt, dass sie oft gewisse Titel hätten singen müssen, die sie gar nicht wollten, damit sie die Jury dafür später so schön quotenträchtig ausbuhen konnte. Alle großen Celebrity-Blätter der Bundesrepublik machen seit Monaten Auflage mit Stories über Annemarie, sie selbst profitiere jetzt auch mit einer Rolle in „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“. Sagt sie – und muss nun auf der After-Show-Party schnell weiter, „Entschuldigung, aber der Mann in dem dunklen Anzug ist wichtig für mich.“

Annette Kögel[Köln]

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