zum Hauptinhalt
Dubrovnik

© dpa

Dubrovnik: Die Frau und das Feuer

Es war ein Wettlauf mit der Bora, dem Fallwind, der sich immer wieder drehte und das Feuer neu entfachte: Wie Mirjana Tolj in Dubrovnik gegen die Flammen kämpfte, die sich ihrem Haus näherten.

Mirjana Tolj wusste, was sie zu tun hatte, als die Flammenfront sich durch Büsche und Bäume fraß und den Hang hinunterraste. Geradewegs auf die Häuser im Zlatni potok zu: einer Gasse in den Hügeln hoch über Dubrovnik mit Traumblick über die Altstadt, die Adria und die Insel Lokrum. Mirjana, 35 Jahre alt und Mutter dreier kleiner Jungen, riss Bezüge und Laken aus den Schränken, drehte den Wasserschlauch voll auf und hängte die nasse Bettwäsche über das Weinspalier und die hölzernen Fensterländen. Dann setzte sie den Rasen und die Steinfliesen auf der Terrasse unter Wasser. Glühende Äste und Asche sollten keine Chance haben.

Ein bisschen fürchtete Mirjana sich. Ihre Kinder hatte sie schon am Samstag, als das Feuer ausbrach, zu Verwandten auf die Halbinsel Peljesac gebracht, Ehemann Ante half beim Löschen, und Mirjana war ganz allein in dem Haus mit den fünf Stockwerken geblieben.

Die meist älteren Mitbewohner hatten am Sonntag das Nötigste zusammengerafft und wie im Bürgerkrieg in der alten Festung Revelin Schutz gesucht. Mirjana indes bangte nicht nur um die Wohnung, sondern auch um den schönen Garten. Er ist voller Hartlaubgewächse, die wie Zunder brennen.

Stündlich sprengte sie Oleander und Bougainvilleas, Zypressen und Blumenesche. Zwei Tage und zwei Nächte lang - am Schluss mit einer vor Mund und Nase gebundenen Windel als Atemschutz gegen den beißenden Rauch. Im Wettlauf mit der Bora, dem Fallwind, der sich immer wieder drehte und die Flammen neu entfachte, und voller Angst, der Strom könnte ausfallen und damit die Wasserpumpe. Bis zur Hinterwand der Häuser auf der anderen Straßenseite hatten sich die Flammen genähert, bevor sie von den Feuerwehren in dramatischem Einsatz gestoppt werden konnten. Am Dienstag kehrt Mirjana Tolj mit dem Reisigbesen die Asche zusammen. Ihr sehnlichster Wunsch: ein sauberes Laken und 24 Stunden Schlaf.

Nachdem die Brände am Montag unter Kontrolle gebracht werden konnten, haben am Dienstag starke Winde das Feuer rund um Dubrovnik wieder angefacht. Die Stadt selbst war aber nicht wieder in Gefahr. Ein neuer Großbrand nähere sich zudem aus dem benachbarten Bosnien-Herzegowina, meldete das kroatische Fernsehen HRT. Die Bürgermeisterin von Dubrovnik, Dubravka Suica, geht inzwischen von Brandstiftung aus. Sie sei trotz fehlender Beweise überzeugt, dass die Feuer von "Verrückten" gelegt wurden, sagte Suica. Bis jetzt sei die Altstadt von Dubrovnik mit Hilfe der Feuerwehrleute, der Löschflugzeuge, ganz Kroatiens und "des Glaubens an Gott" gerettet worden.

An der mehr als 15 Kilometer langen Feuerfront kämpften in der Nacht zum Mittwoch etwa 500 Feuerwehrmänner. Sie konnten mehr als 100 Wohnhäuser vor den Flammen retten. Die seit Samstag tobenden Brände haben bereits über 500 Hektar Wald vernichtet. Mehrere Ortschaften sind seit Tagen ohne Strom und Wasser.

Bis jetzt seien zwölf Menschen wegen Brandstiftung festgenommen worden, teilte das Innenministerium mit. Ein 55-Jähriger habe sogar sieben Brände gelegt, davon einen in Bosnien, der sich auf kroatisches Gebiet ausweitete. (mit dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false