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Ein Ebola-Opfer wird aus einem Haus in Liberia getragen. Ein Mitarbeiter des Gesundheitsdienstes desinfiziert das Haus, um eine Ansteckung seiner Bewohner weniger wahrscheinlich zu machen.

© dpa

Update

Ebola: Notstand in Nigeria - Liberia, Guinea, Sierra Leone schließen Grenzen

Auch Nigeria hat wegen der Ebola-Epidemie den Notstand ausgerufen. Experten gehen davon aus, dass eine weitere Ausbreitung der Seuche in Westafrika unvermeidbar ist. Liberia, Guinea und Sierra Leone schließen ihre Grenzen.

Nigerias Präsident Goodluck Jonathan gab umgerechnet 8,7 Millionen Euro zur Bekämpfung der Ebola-Epidemie frei. Damit sollten unter anderem zusätzliche Isolierstationen, Personal und die Überwachung an den Grenzen finanziert werden, erläuterte ein Sprecher von Jonathan. Zudem rief das Land wegen der Seuche den Notstand aus. Die Weltgesundheitsbehörde (WHO) hatte schon am Freitag den internationalen Gesundheitsnotstand ausgerufen und riet allen betroffenen Ländern in Westafrika, dies ebenfalls zu tun.

Nigeria, das bevölkerungsreichsten Land Afrikas, gab die Zahl der Ebola-Fälle in der Wirtschaftsmetropole Lagos mit sieben an. Zwei davon seien gestorben. Dutzende seien unter Beobachtung. Sie waren mit einem Mann in Kontakt gekommen, der nach seiner Ankunft aus Liberia erkranke. Lagos ist mit 20 Millionen Einwohnern die größte Stadt Afrikas. Präsident Jonathan forderte Religionsführer auf, auf große Zusammenkünfte zu verzichten. Schulen sollten ihre Sommerferien verlängern. Der Transport von Leichen in andere Gemeinden habe zu unterbleiben. Zudem sollten alle Todesfälle aufgrund von Krankheit den Behörden gemeldet werden. Er warnte zudem vor der Verbreitung von falschen Informationen über die Seuche. Dies sei irreführend und könne eine Massenpanik auslösen.

Erhöhte Alarmstufe in der Elfenbeinküste

Auch in der Elfenbeinküste galt angesichts der drohenden Ausweitung der Seuche seit Freitag eine erhöhte Alarmstufe. In Liberia warnten Einwohner in den seit Mittwoch vom Militär abgeriegelten Provinzen unterdessen vor einer drohenden Hungersnot. Die Preise für Lebensmittel seien bereit stark gestiegen, sagte ein Abgeordneter des Parlaments in Bomi. Nach Einschätzung der US-Gesundheitsbehörden ist eine weitere Ausbreitung von Ebola in Westafrika "unvermeidbar". Der Einsatzleiter der Organisation Ärzte ohne Grenzen, Bart Janssens, sagte, das Virus sei "außer Kontrolle". Medikamente oder einen Impfstoff gibt es noch nicht.

Das Ebola-Virus hat sich seit Anfang des Jahres von Guinea aus in den Nachbarstaaten Sierra Leone und Liberia ausgebreitet. Nach WHO-Angaben starben bislang fast eintausend Menschen an dem durch Körperflüssigkeiten übertragenen Erreger, etwa 1800 Menschen infizierten sich.

Guinea, Sierra Leone und Liberia schlossen am Samstag die Grenzen zwischen den drei Ländern, um eine weitere Ausbreitung des Virus einzudämmen. In Liberia wurde der Zugang zu den besonders betroffenen Gebieten im Norden gesperrt. Der Senator der Provinz Bomi, Sando Johnson, sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Armee habe Bomi komplett abgeriegelt. Es drohe Lebensmittelknappheit, weil die Preise wegen der Quarantäne in die Höhe schnellten, sagte Johnson. "Die Armen werden an Hunger sterben", wenn die Regierung von Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf nicht schnell etwas unternehme, sagte der Senator weiter.

In Kanada ist ein Nigeria-Rückkehrer mit Ebola-Symptomen unter Quarantäne gestellt worden. Der Mann habe sich mit Fieber und anderen Symptomen in eine Notaufnahme eines Krankenhauses in einem Vorort von Toronto begeben, teilte die Klinik am Freitag (Ortszeit) mit. Aus Vorsorge seien die höchsten Überwachungsmaßnahmen getroffen worden, darunter die Isolierung des Patienten. Es liefen Untersuchungen um herauszufinden, ob der Mann tatsächlich mit dem hochgefährlichen Erreger infiziert sei.

Gefahr für Deutschland?

Dass Reisende das Ebola-Virus mit nach Deutschland bringen, hält der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Reinhard Burger, für "unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich". Das Risiko einer Weiterverbreitung sehe er hierzulande aber nicht, weil es in Deutschland und Europa "alle Voraussetzungen zur sicheren Versorgung Betroffener" gebe, sagte Burger der "Passauer Neuen Presse" vom Samstag. Burger zufolge gibt es in Deutschland ein Netzwerk von Kompetenz- und Behandlungszentren, das auf den Umgang mit Krankheiten wie Ebola spezialisiert ist. Die Gesundheitsämter, in deren Zuständigkeitsbereich internationale Flughäfen liegen, "haben Erfahrung im Umgang mit internationalen Gesundheitsrisiken und sind vorbereitet für solche Ereignisse".

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte die Ebola-Epidemie in Westafrika am Freitag zum internationalen Gesundheitsnotfall erklärt. Diese Einstufung habe für Deutschland "keine direkte Folge", sagte Burger. Sie bedeute, dass die WHO für die betroffenen und angrenzenden Staaten "eine Reihe von nachdrücklichen Empfehlungen zu Eindämmung und Kontrolle des Ebola-Ausbruchs" herausgegeben habe.

Das Ebola-Virus hat sich seit Anfang des Jahres von Guinea aus in den Nachbarstaaten Sierra Leone und Liberia ausgebreitet. Nach WHO-Angaben starben bislang fast eintausend Menschen an dem durch Körperflüssigkeiten übertragenen Erreger, etwa 1800 Menschen infizierten sich. Es ist erst das dritte Mal, dass die WHO einen Gesundheitsnotfall ausruft.

Patienten in den USA und Spanien geht es besser

In den USA werden zwei Ebola-Patienten mit dem experimentellen Serum ZMapp behandelt. Ihr Zustand hat sich nach Ärzteangaben verbessert. Die US-Lebensmittel- und Medikamentenbehörde FDA lockerte Beschränkungen für ein noch nicht zugelassenes Medikament. Wie die in Kanada ansässige Firma Tekmira mitteilte, könnte das Mittel TKM-Ebola damit an Patienten in Westafrika getestet werden.

„Ich fühle mich jeden Tag ein bisschen stärker“, erklärte einer der Patienten, der Arzt Kent Brantly in einer von seiner christlichen Hilfsorganisation verbreiteten Stellungnahme. „Ich schreibe diese Zeilen aus dem Isolationszimmer des Emory University Hospital, wo mir Ärzte und Schwestern die bestmögliche Behandlung geben.“ Brantly beschrieb, dass es sich vor gut zwei Wochen quasi selbst diagnostiziert habe. „Als ich mich an dem Mittwochmorgen krank fühlte, habe ich mich sofort selbst isoliert, bis ich drei Tage später die Diagnose bekam. Sie war positiv, und ich bemerkte bei mir selbst einen tiefen Frieden jenseits aller Vorstellungskraft.“ Er bat alle, für ihn und seine ebenfalls erkrankte Kollegin und für die Menschen in Liberia und ganz Westafrika zu beten.

Dem ersten nach Europa gebrachten Ebola-Patienten geht es den Umständen entsprechend gut. Der Zustand des spanischen Geistlichen Miguel Pajares sei weiterhin stabil, sagten am Samstag die Ärzte, die den 75-Jährigen in einem Madrider Krankenhaus behandeln. Pajares hatte sich in Liberias Hauptstadt Monrovia mit dem Virus infiziert und war am Donnerstag in seine Heimat geflogen worden. Dagegen starb eine Mitarbeiterin des Missionars, eine aus dem Kongo stammende Nonne, am Samstag in Monrovia an dem Virus. Dies teilte die katholische Hilfsorganisation „Juan Ciudad“ mit, für die Pajares gearbeitet hatte.

Pajares und eine mit ihm in einer Maschine der spanischen Luftwaffe ausgeflogene Nonne, eine aus Äquatorialguinea stammende Spanierin, werden im Krankenhaus Carlos III unter strengsten Sicherheits- und Quarantäne-Vorkehrungen behandelt. Bohi ist zwar krank, bei ihr wurde bisher aber keine Ebola-Infektion festgestellt.

Spanien ist nach den USA der zweite westliche Staat, der seit dem Ausbruch der Epidemie in Westafrika einen mit Ebola infizierten Staatsbürger heimgeholt hat. Pajares hatte in Monrovia in einem mittlerweile geschlossenen Krankenhaus gearbeitet. „Juan Ciudad“ teilte am Samstag mit, man wolle schon in Kürze ein Sanitäter-Team nach Monrovia entsenden, das das Krankenhaus wieder öffnen solle.(dpa/Reuters/AFP)

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