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Panorama: Ein Asteroid kommt

Versicherungen wollen künftig für Einschläge haften

Von Matthias Eggert

Der nächste Meteoriteneinschlag kommt bestimmt. Da sind sich alle Wissenschaftler einig - und die Münchner Rückversicherung. Die Versicherungsbranche müsse mit dem Schlimmsten rechnen, warnt der Rückversicherer, eine der weltgrößten Assekuranzen. Alle drei bis fünf Jahrhunderte sei mit einem schweren Einschlag zu rechnen. Das hat Gerhard Berz, Spezialist bei der Münchner Rück für Naturkatastrophen, errechnet. Der letzte große Meteorit prallte 1908 in Sibirien auf. Allein seine Druckwelle wälzte 2000 Quadratkilometer Wald nieder. Ein Einschlag in dieser Größenordnung beispielsweise in einem der Weltmeere hätte eine verherrende Flutwelle zur Folge. Das wäre nicht nur eine Katastrophe an den Küsten - es wäre vermutlich auch der Kollaps des Versicherungswesens.

Noch gibt es für die Versicherungsbranche keine Möglichkeit, sich bei der Münchner Rück gegen Meteoriteneinschläge zu versichern. „Momentan sind wir noch dabei, das Risiko einzuschätzen“, sagt Florian Wöst, Sprecher der Assekuranz. In naher Zukunft soll es aber möglich sein, Verträge abzuschließen, die diese Gefahr miteinkalkulieren. Der einzelne Bürger hat bisher kaum Chancen, sich abzusichern, wenn ihm der Himmel auf den Kopf fällt. „Sowohl für private Gebäude als auch für die Industrie ist ein Schaden durch Meteoriteneinschlag bei uns nicht versicherbar“, erklärt ein Sprecher der Allianz. Hingegen sei ein Auto mit Vollkaskoschutz gegen mögliche Einschläge von oben automatisch versichert.

Die Gefahr von kosmischen Felsbrocken ist der Münchner Rückversicherung nicht neu. Schon vergangenes Jahr hat sie darauf in der Publikation „Topics 2001“ aufmerksam gemacht. Mit immer neuen Meldungen über mögliche Asteroideneinschläge gewinnt das Thema innerhalb der Versicherungsbranche nun wieder Aktualität. Erst vor zwei Wochen meldeten Wissenschaftler, dass ein Brocken von zwei Kilometern Durchmesser am 1. Februar 2019 auf die Erde einschlagen wird. Die Berechnungen haben sich inzwischen als falsch erwiesen. Kaum ist diese Nachricht verhallt, kommt nun der nächste Asteroid der Erde gefährlich nahe. 2002 NY40, so haben ihn die Astronomen genannt, wird in gut zwei Wochen so nahe an der Erde vorbei fliegen, dass Amateure ihn mit einem Teleskop am Himmel ausmachen können. Der Asteroid hat nach Angaben der US-Weltraumbehörde NASA einen Durchmesser von 600 Metern und wird in rund 540 000 Kilometern Entfernung an der Erde vorbei rasen. Das ist knapp eineinhalb mal die Entfernung zwischen Mond und Erde, in astronomischen Dimensionen ein Klacks. „Es besteht absolut keine Kollisionsgefahr“, meint der Direktor des NASA-Instituts Jet Propulsion Laboratory in Pasadena im US-Bundesstaat Kalifornien, Don Yeomans.

Der Himmelskörper soll einige Stunden vor Tagesanbruch von Europa aus mit lichtstarken Ferngläsern und kleinen Teleskopen zu erkennen sein. Die Größe und Nähe des Asteroids erlaubt Wissenschaftlern einen außergewöhnlich guten Blick auf ihn. Astronomen in aller Welt erhoffen sich gute Einblicke in Größe und Form sowie Aufschluss über die Mineralien. Außerdem sieht der Nasa-Experte Yeoamans an dem Vorbeiflug die einmalige Chance, wichtige Informationen darüber sammeln zu können, wie ein kosmischer Felsbrocken auf Kollissionskurs in der Zukunft abgelenkt oder zerstört werden könnte. Die meisten Himmelskörper, die der Erde nahe kommen, schätzen die Wissenschaftler jedoch als ungefährlich ein. Vielmehr hoffen sie darauf, dass sie in ferner Zukunft vielleicht sogar mal als Lieferanten kostbarer Bodenschätze dienen.

2002 NY40 rast mit einer Geschwindigkeit von 21 Kilometern in der Sekunde an der Erde vorbei und dürfte nach Angaben von Yeomans zwei Nächte lang in den Sternbildern Aquarius und Herkules zu beobachten sein. Am 20. August um 2.00 Uhr MESZ sei „NY 40“ der Erde am nächsten. Es liegt lange zurück, dass ein Brocken dieser Größe der Erde so nahe kam: Am 31. August 1925 sauste der Asteroid 2001 CU11 nur knapp außerhalb des Mondorbits vorbei. Viel mitbekommen haben die Erdbewohner damals wahrscheinlich wenig. Wissenschaftler haben ihn erst letztes Jahr entdeckt.

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