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Panorama: Ein falsches Signal führte zum bisher schwersten Eisenbahnunglück mit mindestens 500 Toten

Unbeleuchtete Bahnübergänge, Tiere auf den Gleisen, überalterte Anlagen - auf dem viel befahrenen Eisenbahnnetz Indiens lauern zahllose Unfallgefahren. Fast täglich verunglückt einer der überfüllten Züge.

Unbeleuchtete Bahnübergänge, Tiere auf den Gleisen, überalterte Anlagen - auf dem viel befahrenen Eisenbahnnetz Indiens lauern zahllose Unfallgefahren. Fast täglich verunglückt einer der überfüllten Züge. Beim bislang vermutlich schwersten Unglück kamen am Montag in der westbengalischen Ortschaft Gaisal bis zu 500 Menschen ums Leben; etwa 1000 weitere wurden verletzt.

In den ersten Stunden wurden nach einer amtlichen Zwischenbilanz 210 Leichen geborgen. Vermutlich gerieten die beiden Züge durch ein falsch gestelltes Signal auf dasselbe Gleis. Allerdings wurde auch ein Anschlag nicht gänzlich ausgeschlossen. Die beiden Lokomotiven sowie mehrere Waggons waren völlig ineinander verkeilt, so dass mit sehr langwierigen Bergungsarbeiten gerechnet wurde. Indien hat - nach der Volksrepublik China - das zweitgrößte Eisenbahnnetz der Welt. In den vergangenen Jahren kam es dort schon mehrfach zu schweren Unglücken.

Die Katastrophe ereignete sich gegen zwei Uhr morgens im Bahnhof von Gaisal. Der Ort liegt im Bundesstaat West-Bengalen, rund 80 Kilometer von der Grenze zum Bundesstaat Assam entfernt. Einer der beiden Züge war ein Personenzug, der von Abodh nach Assam unterwegs war. Bei dem anderen Zug handelt es sich um einen Postzug, in dem ebenfalls viele Passagiere saßen. Nach Angaben der indischen Nachrichtenagentur PTI waren dies zumeist Mitglieder von Grenztruppen, die sich auf dem Weg zum Dienst im Norden befanden. Die vorläufige Opferzahl wurde von den Behörden auf 210 beziffert. Der westbengalische Minister für Zivilschutz, Srikumar Mukherjee, äußerte allerdings die Befürchtung, dass sogar die Zahl von 500 Todesopfern noch überschritten werden könnte.

Die Rettungskräfte waren auch Stunden nach dem Unglück mit der Suche nach weiteren Opfern beschäftigt. Mehrere hundert Passagiere mußten mit teilweise schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden. Etwa hundert waren nach Angaben der Rettungskräfte "in kritischem Zustand". An den Such- und Bergungsarbeiten waren auch die paramilitärischen Grenztruppen Border Security Force (BSF) beteiligt, von denen viele Mitglieder in dem Zug gesessen haten. Auf dem Bahnhof von Neu Delhi wurde eine Anlaufstelle für Angehörige der Zuginsassen eingerichtet. Die indische Regierung kündigte an, jeder betroffenen Familie 15 000 Rupien (rund 650 Mark) zur Verfügung zu stellen.

In ersten Berichten der Nachrichtenagentur PTI hatte es geheißen, ein Bombenanschlag sei Auslöser für die Katastrophe gewesen. Dies wurde von einem der Einsatzleiter, Samit Bannerjee, jedoch dementiert. Der laute Knall, der von vielen Augen- und Ohrenzeugen für eine Explosion gehalten wurde, sei durch den Zusammenstoß der beiden Lokomotiven entstanden. In der Region hatten gewalttätige Gruppen, die für eine Autonomie der nordöstlichen Landesteile kämpfen, wiederholt Anschläge auf Züge verübt.

In einer ersten Reaktion auf das neue Unglück sprach Präsident K.R. Narayanan am Montag vom "dringenden Bedürfnis, zum Schutz der Passagiere die Sicherheitsmaßnahmen zu verbessern". Konkrete Maßnahmen kündigte er nicht an.

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