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Panorama: „Ein Held war ich nicht“

Mutproben machten Evel Knievel zum Idol – jetzt starb der bescheidene Stuntman

Los Angeles - Mit halsbrecherischen Motorradsprüngen wurde Evel Knievel in den 60er und 70er Jahren zu einer Idolfigur für Teenager in aller Welt. Einen seiner bekanntesten Stunts wagte er 1967 in Las Vegas: Mit dem Motorrad versuchte Knievel, über die Brunnenanlage des „Caesar’s Palace“-Kasinos zu springen – der Sprung endete mit 40 Knochenbrüchen und 29 Tagen im Koma. Am Freitag ist der legendäre US-MotorradStuntman im Alter von 69 Jahren in Florida an Lungenversagen gestorben.

Der 1938 in Montana geborene Robert Craig Knievel begann seine Karriere als Stuntman im Alter von 27 Jahren. Als junger Mann war er davor wegen Einbrüchen und Überfällen mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Nach seiner Entscheidung für die Stunt-Karriere unter dem Künstlernamen „Evel“ ging es jedoch schnell bergauf. „Evel Knievel’s Motorcycle Devils“-Shows mit dem Hauptdarsteller in weißer, von Sternen bedeckter Ledermontur wurden zu einem Renner. Seine waghalsigen Motorradsprünge über lange Reihen von Bussen oder Autos zogen Zehntausende in ihren Bann.

Viele lebensgefährliche Sprünge überlebte „Daredevil“ (Draufgänger) Knievel unversehrt, andere nur knapp. So versuchte er 1974 vergeblich, mit einer fallschirmgebremsten Kreuzung aus Motorrad und Rakete über den Snake River Canyon in Idaho zu fliegen; der Bremsfallschirm war defekt, öffnete sich zu früh und Knievel stürzte in die Schlucht.

Mit seinem Motorrad überflog er 13 Busse im Londoner Wembley-Stadion und 50 Autos in Los Angeles. 1976 schaffte er den Sprung über ein Haifischbecken, stürzte aber bei der Landung schwer und setzte sich wenig später zur Ruhe, ohne seinen großen Traum verwirklicht zu haben: einen Sprung über den Grand Canyon. Die Behörden des Nationalparks hatten ihm keine Genehmigung für die Aufstellung einer Rampe erteilen wollen.

Später unterstützte und beriet der vierfache Vater seinen Sohn Robbie, der Knievels gefährliche Arbeit fortsetzte. 1999 gelang dem Sohn ein 68 Meter langer Satz über eine 600 Meter tiefe Schlucht am Grand Canyon. Sein Vater erholte sich zu diesem Zeitpunkt von einer Lebertransplantation.

Bei einer seiner vielen Bluttransfusionen soll sich der Extremsportler mit Hepatitis C angesteckt haben, berichtete die „Los Angeles Times“. Er litt seit Jahren neben der Lebererkrankung an schwerer Arthritis und an Diabetes.

Trotz seiner Berühmtheit und der großen Verehrung seiner jugendlichen Fans blieb Evel Knievel – wenn er nicht gerade auf einem Motorrad saß – sehr bescheiden. „Ich mag das Wort Held nicht“, sagte er einmal. Dieses Wort werde überstrapaziert und sei zumeist unverdient. Die wahren Helden seien diejenigen, die ihr Leben ohne großes Aufsehen in den Dienst am Mitmenschen stellten. „Ich war ein guter Motorradfahrer und ein ziemlich guter Geschäftsmann“, sagte Knievel, „ein Held war ich nicht.“

Sein Heimatdorf Butte ist seit 2002 Gastgeber des Festivals „World’s Greatest Daredevil“. Das dreitägige Treffen Ende Juli zieht Jahr für Jahr bis zu 50 000 Besucher an, unter ihnen Stuntmen aus aller Welt. Tsp/AFP/dpa

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