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Panorama: Ein Hemd ist ein Hemd: Soto-Stich ziehen Männer romantisch, aber nicht verspielt an

Wer Männermode macht, bewegt sich auf sehr begrenztem Terrain. Männer kleiden sich zurückhaltender und konventioneller als Frauen, wichtiger als die modische Aussage sind ihnen Qualität und Langlebigkeit.

Wer Männermode macht, bewegt sich auf sehr begrenztem Terrain. Männer kleiden sich zurückhaltender und konventioneller als Frauen, wichtiger als die modische Aussage sind ihnen Qualität und Langlebigkeit. Trotzdem entwerfen Markus Stich und Markos Soto Mode für Männer - und das mit großem Erfolg, denn unter dem Label Soto-Stich zeigen sie in zwei Wochen in Paris ihre fünfte Kollektion schon in einer eigenen Schau. Das französische Pressebüro Girault-Totem, das seit anderthalb Jahren eine Dependance in Berlin führt, hat diese Schau mit auf den Weg gebracht.

Wer erfolgreiche Männermode macht, nimmt die Beschränkung auf nur wenige Komponenten als kreative Herausforderung an. Unter den Händen von Soto-Stich entsteht durch das richtige Zusammenwirken von Farbe, Material und ausgeklügelten schnitttechnischen Details aus einer klassischen Form ein modernes Kleidungsstück. Dabei soll ein Hemd ein Hemd bleiben: "Nur nicht zu verspielt." Wenn Rosa, dann ein ganz zarter Ton wie bei den Oberhemden aus der Sommerkollektion, die in Hongkong der Renner sind (in Berlin ist das Label Soto-Stich derzeit nirgends zu haben.) Auch bei der kommenden Kollektion wählten Soto und Stich überwiegend blasse, eigenwillige Farben: Hellblau, Gelbgrün, Senf, Elfenbein, Rosa und Camel. Sie ließen sich von der Palette des von ihnen bewunderten britischen Malers Francis Bacon inspirieren und gaben damit ihrer Kollektion eine überraschende Farbharmonie.

Bei den Schnitten wiederholt sich an unterschiedlichen Stellen eine Streifenoptik. Entlang der Frontseite der Hosenbeine, diagonal über die Brust eines Pullovers oder mehrfarbig längs eines Oberhemdes verlaufen breite, extra eingesetzte Streifen. Für einen Anzug nahmen Soto-Stich feinen Babycord und schnitten ihn im schrägen Fadenlauf zu, eine Technik, die sonst nur in der Damenmode üblich ist. Die diagonal verlaufenden Rippen ergeben nicht nur einen geometrischen Effekt, der gesamte Anzug fällt weicher.

Weich und anschmiegsam sind auch die Nappalederhosen und Kaschmirpullis. Diese exquisiten Materialien verlangen eine erstklassige Verarbeitung. Soto-Stich scheuen dabei keinen Aufwand. Für das "Highlight" der Kollektion wurden Lederstreifen verschiedener Breite und Farbe auf Baumwollstretch genäht und zusammengefügt. Bis zu 150 Stunden Arbeit stecken in diesem Teil. "Solche kreativen Stücke braucht jede Kollektion", findet Stich. Der 35-Jährige hat eine Ausbildung als Handelskaufmann sowie ein Modestudium bei Esmod in München und Paris hinter sich. Anschließend arbeitete er bei Thierry Mugler, Lanvin und Plein Sud und gab sein frisch erworbenes Wissen als Dozent für Stylismus bei Esmod Berlin weiter. Sein zehn Jahre jüngerer Kompagnon Markos Soto lernte zunächst das Schneiderhandwerk, studierte dann ebenfalls bei Esmod in München und war dort bei All about Eve tätig. Sotos Abschlussarbeit vor drei Jahren gefiel Stich so gut, dass sich die beiden zusammentaten.

Gibt es einen bestimmten Typ Mann, für den sie ihre Mode entwerfen? "Einer, der sich durchsetzt und trotzdem seine romantische Seite behält wie Johnny Depp." Dementsprechend gaben sie ihrer neuen Kollektion den Namen "Loving Rebel". Ein Name für eine Kollektion, das ist eher ungewöhnlich. "Er soll Assoziationen auslösen und unsere Inspiration erklären." Ob sie Johnny Depp, der zur Zeit in Paris lebt, zu ihrer Schau einladen, überlegen sie noch. Aber wieso eigentlich nicht?

Cornelia Kubitz

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