zum Hauptinhalt

Panorama: Ein Meister der Erotik

Er hatte die schönsten Filmstars vor der Kamera: zum Tod des Fotografen Peter Basch in New York

„Stars!“, mit Ausrufezeichen, heißt der grandiose Bildband, mit dem er im letzten Herbst in Deutschland spät noch einmal gefeiert wurde: der Fotograf Peter Basch. Er hatte in den 50er und 60er Jahren fast alle Größen des europäischen und amerikanischen Kinos vor seiner Kamera – von Marlon Brando bis Liz Taylor, von Brigitte Bardot und Catherine Deneuve bis zur Monroe, Belmondo, Romy Schneider, der jungen Senta Berger, Kim Novak oder Anita Ekberg. Vor allem für die erotisch bezaubernden, ausdrucksstarken Frauen, für ihre Gesichter und Körper, hatte der 1921 in Berlin geborene Sohn österreichischer Juden, der 1933 mit seiner Familie nach Paris und später in die USA emigriert war, einen Blick wie nur wenige Fotografen des 20. Jahrhunderts.

Als Peter Basch im Oktober 2003 seinen Band „Stars!“ in mehreren deutschen Städten, im Fernsehen und auf Pressekonferenzen präsentierte, da war er schon von einer Krebsoperation und Chemotherapien gezeichnet, doch der erkahlte Kopf sprühte noch voller Pläne, und seine leise, heisere Stimme mit dem amerikanisch-deutschen Akzent plauderte ungebrochen witzig, voll menschenfreundlicher Ironie und in schier unerschöpflicher Fülle beruflicher und privater Anekdoten. Wie seine Frau, die kanadische Schauspielerin Jacqueline Bertrand, jetzt mitteilte, ist Peter Basch bereits am Montag in einem New Yorker Krankenhaus mit 82 Jahren seinem Krebsleiden erlegen.

Sonderbare Koinzidenz: Vor wenigen Wochen ist auch Helmut Newton gestorben, gleich alt wie Basch, wie er in Berlin geboren und von den Nazis vertrieben – der andere große Meister der erotischen Fotografie. Newton aber gelangte zum Weltruhm, als die beste Zeit von Peter Basch schon vorbei war. Newtons offensive Akte, die in glamouröser Souveränität mit dem Brio des Halbpornografischen und der sarkastisch persiflierten Lüsternheit spielten, waren als Massenerfolg erst möglich durch die sexuelle Revolution der 60er und 70er Jahre. Peter Basch aber blieb ein Grenzgänger – vor der Grenzüberschreitung.

Obwohl er nach eigener Auskunft in seinem Leben „ungefähr hunderttausend Aktfotografien“ gemacht hatte und beispielsweise einer der gefragtesten Foto-Autoren des „Playboy“ war, mochte er die expliziten Körper-Inszenierungen eines Newton nicht mehr. „Ich respektiere sein Können, aber ich schätze nicht, wie er Frauen immer wieder zu Objekten macht.“ Basch selbst war in seinen berühmtesten Bildern – für „Life“, „Vogue“, den „Stern“ oder „Twen“ – ein Meister der verhüllenden Enthüllung. Das war das Geheimnis seiner Verführungen: die niemals völlige Entblößung. Für ihn bedeutete es auch den Unterschied zwischen lichtbildnerischen „Sex-Spielen“ und tatsächlich erotischer Fotografie.

Nicht Objekte waren die Stars vor Baschs Kamera, sondern Schauspielerinnen, deren Vertrauen er auch in intimen Momenten durch die nicht schamhafte, aber auch nie schlüpfrig spekulierende Sicherheit seiner Bildinszenierungen gewann. „Ich habe keine Drogen oder Alkohol eingesetzt“, so hat er uns erzählt. „Ich arbeite intuitiv, spontan und verlasse mich auf die Intelligenz einer ambitionierten Frau, die gefallen will, die ihren Sex-Appeal und ihren emotionellen Charme der Kamera preisgibt.“

Baschs Stil, der ihn auch zum Miterfinder der „Glamour“-Fotografie machte, ist ganz unverkennbar in der Eleganz seiner Licht- Schatten-Arrangements und im ironischen Spiel mit Bettgestängen, drapierten Laken, Badehandtüchern oder High Heels. Die lassen im Verdecken der schönen Formen die Körper, die Lippen, die Augen der Ekberg, Fonda, Bardot oder auch der jungen Hildegard Knef strahlen wie in der Malerei einst die Modelle Tizians oder Renoirs. Und ganz nebenbei ist er so auch zum Schöpfer des in den 60ern von Hollywood bis Rom und Rimini mit Neugier aufgenommenen deutschen „Fräulein-Wunders“ geworden. Zuletzt hatte er in seiner Wohnung an der Westside von Manhattan noch an seinem nächsten Bildband gearbeitet, der heißen sollte: „Maid in Germany“.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false