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Panorama: Ein Tag für Erbsenzähler und Mathematiker

Jeder Tag hat seine Plage. Doch wenn Sie mit dem heutigen Tag nichts anfangen können, dann wundern Sie sich nicht.

Jeder Tag hat seine Plage. Doch wenn Sie mit dem heutigen Tag nichts anfangen können, dann wundern Sie sich nicht. Denn der 29. Februar 2000 ist ein Tag, den Sie allein Launen der Mathematik zu verdanken haben. Ein Schalttag für Erbsenzähler, der exakt alle 400 Jahre einmal in den Annalen erscheint.

Der Mathematiker Christophorus Clavius hat noch allerhand mehr Unheil über die Menschheit gebracht. Stellen Sie sich einmal vor, Ihnen würden plötzlich auf einen Schlag zehn Tage weggenommen. Zum Beispiel: 5. bis 14. Oktober - gibt es in diesem Jahr nicht! Reisen, Geburtstage, Verabredungen - interessieren nicht! Schwupp, zehn Tage aus dem Kalender gerissen! So geschehen im Jahr 1582, als auf den 4. sofort der 15. Oktober folgte.

Clavius hatte damals den Rückhalt des Papstes Gregor, der mit einer päpstlichen Bulle das auf den Weg brachte, was wir seither den gregorianischen Kalender nennen. Man könnte es freilich auch als kläglichen Versuch bezeichnen, das miteinander in ein mathematisch wohl geordnetes Verhältnis zu bringen, was doch bei aller Harmonie der Sphären noch am ehesten in ein solches zu bringen sein sollte: Jahr und Tag.

Pustekuchen! Die Kalendermathematik lässt sich nicht ohne weiteres mit der Natur in Einklang bringen. Denn ein Jahr hat 365,242199... Tage. Um nicht ganz aus dem Ruder zu laufen, fügten die Römer den 365 Tagen im Jahr alle vier Jahre einen Schalttag hinzu. Damit brachten sie es immerhin auf einen Durchschnitt von 365,25 Tagen pro Jahr. Ein wenig zu viel, wie sich im Laufe der Jahrhunderte herausstellte. Und so rutschte das Osterfest langsam aber stetig in die verkehrte Jahreszeit.

Clavius und seine Mathematikerschar waren gewarnt. Für die Kalenderreform zogen sie von den eingefügten Schalttagen alle 100 Jahre wieder einen ab, weshalb dann die Jahre 1700, 1800 und 1900 auch keine Schaltjahre mehr waren. Aber selbst dies war ihnen nicht genau genug. Alle 400 Jahre müsse nun wiederum ein Schalttag hinzukommen - daher also der 29. Februar 1600 und auch der 29. Februar 2000.

Wer meint, damit sei der Kalender nun endlich exakt, der irrt. Der Kalender eilt der Jahreszeit schon jetzt wieder um einige Stunden voraus. Wir steuern sehenden Auges in das Jahr-5000-Problem hinein. Um das Jahr 5000 nämlich wird unser Kalender die Natur um genau einen Tag überholt haben. Die Folgen dürften den diesjährigen Millenniumswechsel in den Schatten stellen!

Seien wir also doch ein wenig dankbar für das vorausschauende Eingreifen der Mathematik und den heutigen Tag!

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