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Panorama: Ein Transportflugzeug für Flugbenzin ist spurlos verschwunden

Kriminelle oder Terroristen entwendeten die Maschine in Angola/US-Botschaft in Nairobi wegen Anschlaggefahr geschlossen/Bush besucht nächste Woche Afrika

Ein seit sechs Wochen spurlos verschwundenes Verkehrsflugzeug beunruhigt weltweit die Sicherheitsbehörden. Am 25. Mai wurde die Boeing 727 vom Flughafen der angolanischen Hauptstadt Luanda entwendet. Seitdem suchen amerikanische und andere Geheimdienste den 46 Meter langen Jet mit Hilfe von Satelliten – vergeblich. Ein Absturz über dem offenen Meer wird ebenso wenig ausgeschlossen wie ein krimineller Hintergrund oder ein geplanter Terroranschlag. Die Maschine war vor einiger Zeit mit Zusatztanks zum Transport von Treibstoffen ausgestattet worden und ließe sich so besonders leicht in eine fliegende Bombe umfunktionieren. Und US-Präsident George W. Bush startet am kommenden Montag einen Staatsbesuch in Afrika, der ihn nach Senegal, Südafrika, Botswana, Nigeria und Uganda führen wird. Die US-Botschaft in Nairobi wurde wegen Terrorgefahr mehrere Tage geschlossen.

Wie der US-Fernsehsender ABC unter Berufung auf Sicherheitskreise meldete, wird die verschwundene Boeing in Zusammenhang mit einem Mann gebracht, der Flugzeuge dieses Typs in Afrika betreibt und dem Beziehungen zu den Taliban nachgesagt werden. Er soll auch Kontakte zu Fasul Abdullah Mohammed unterhalten, der im Zusammenhang mit den Anschlägen auf die US-Botschaften in Nairobi (Kenia) und Dar-Es-Salaam (Tansania) im Jahr 1998 auf der Liste der 22 meistgesuchten Terroristen des FBI steht. In der letzten Zeit hatten sich Hinweise auf einen erneut drohenden Anschlag in Kenia verstärkt.

Die Boeing 727 gehörte zuerst American Airlines. Zugelassen ist die Maschine heute auf eine Flugzeughandelsfirma in Miami, die unter der angegebenen Anschrift aber nicht mehr existiert. Seit gut einem Jahr stand der Jet auf dem Flughafen von Luanda, wo er von einer Luftverkehrsgesellschaft namens Air Angola betrieben werden sollte, aber nie an den Start ging.

Vor einigen Wochen hatte in Angola ein Amerikaner im Namen der Leasingfirma Ansprüche auf die Maschine geltend gemacht, meldete „spiegel-online“ unter Berufung auf den Leiter der angolanischen Zivilluftfahrtbehörde. Bei dem Mann soll es sich um einen Piloten handeln, der in US-Medienberichten als „Cowboy" beschrieben wird, der sein Geld am Steuer von Frachtflugzeugen verdient, die unter abenteuerlichen Bedingungen in exotischen Ländern betrieben werden. Am 25. Mai war die Maschine dann plötzlich ohne Genehmigung gestartet, seitdem sind auch der Amerikaner und sein südafrikanischer Begleiter unauffindbar. In Afrika sei es einfach, selbst ein großes Verkehrsflugzeug verschwinden zu lassen, sagte Tim Würfel, Vizepräsident der deutschen Pilotenvereinigung Cockpit, dem Tagesspiegel. Dort gibt es in den meisten Ländern weder Luftraumüberwachung noch Radar, was immer wieder als Sicherheitsrisiko bemängelt wird. „Dort gibt es riesige Gebiete, wo niemand mitbekommen würde, wenn sie durchfliegen". Landemöglichkeiten bestünden auf zahlreichen, zum Teil privaten Flugplätzen. „Wir glauben nicht an die Theorie einer terroristischen Bedrohung", sagte Würfel. Wahrscheinlicher sei, dass es um Versicherungsbetrug oder kriminelle Machenschaften gehe, der Jet zum Drogen- oder Waffenschmuggel benutzt werden soll. Während weltweit nach der N844AA gefahndet wird, ist die Boeing vielleicht schon längst umlackiert worden und fliegt unter neuem, falschen Kennzeichen.

Rainer W. During

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