zum Hauptinhalt
Ronnie Biggs bei der Vorstellung seines Buches 1994 in Rio de Janeiro. Foto: AFP

© AFP

Panorama: Ein Verbrechen machte ihn zur Legende Postzugräuber Biggs

in London gestorben.

London - Bis zuletzt waren sich die Briten nicht sicher, ob der Postzugräuber Ronnie Biggs ein liebenswerter Gauner oder ein Schwerverbrecher war. Sicher ist, dass er bis zuletzt vom Nachruhm seiner Teilnahme am tollkühnsten Verbrechen der britischen Nachkriegsgeschichte lebte, dem Postzugüberfall von 1963. Er nahm mit den Sex Pistols den Song „Niemand ist unschuldig“ auf und ging auch mit Deutschlands „Toten Hosen“ ins Aufnahmestudio.

Auf seiner Webseite ronniebiggs.com ist die auf Twitter verkündete Todesnachricht zu lesen: „Leider haben wir Ronnie in der Nacht verloren. Sein Timing war bis zuletzt perfekt.“ Gemeint ist, dass Ronnie an dem Tag starb, an dem die BBC eine neue, zweiteilige Dramatisierung des oft verfilmten Postzugraubs ausstrahlt. Der Film, betonte die BBC, lasse keine Zweifel daran, dass die von Bandenführer Bruce Reynolds organisierten 16 Männer, zu denen Biggs gehörte, brutale Kriminelle waren. Der Zugführer Jack Mills hatte sich von dem Schlag mit einer Eisenstange nie mehr erholt.

Biggs war 34 Jahre alt und ein mehrfach vorbestrafter Krimineller, als er Mitglied der Bande wurde, die den Royal- Mail-Zug von Glasgow nach London Euston an einer Eisenbahnbrücke in Buckinghamshire durch Umstellen zweier Signale zum Halten zwang. Bewacht war der Zug nicht. 120 Postsäcke mit 2,6 Millionen Pfund wurden gestohlen – heute wären das 55 Millionen Euro. Fast alle Zugräuber wurden gefasst. Doch das Geld wurde nie gefunden.

Biggs wurde 1964 zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt. Nach 15 Monaten gelang ihm die filmreife Flucht – mit einer Strickleiter über die Gefängnismauer. Mit falschen Pässen und plastischer Chirurgie setzte sich Biggs ab und gelangte über Australien nach Rio de Janeiro, wo er eine Art Touristenattraktion wurde. Nach einem Schlaganfall kehrte Biggs 2001 nach Großbritaninien zurück und kam ins Gefängnis. Erst im August 2009 wurde er nach weiteren Schlaganfällen in ein Pflegeheim entlassen. Sein Wunsch, als freier Mann in ein Pub zu gehen und ein Bitter zu bestellen, ging aber nie in Erfüllung. Dafür war er nach seiner Freilassung zu krank. Matthias Thibaut

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false