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Panorama: Eine Mutmacherin für die Weltausstellung - Expo-Chefin Birgit Breuel gilt in Hannover als Glücksfall

Birgit Breuel passt gut zu Hannover, obwohl sie doch aus Hamburg kommt. Ihre hanseatische Kühle, ihre Distanziertheit und Bescheidenheit macht die 62-Jährige beliebt in der niedersächsischen Landeshauptstadt.

Birgit Breuel passt gut zu Hannover, obwohl sie doch aus Hamburg kommt. Ihre hanseatische Kühle, ihre Distanziertheit und Bescheidenheit macht die 62-Jährige beliebt in der niedersächsischen Landeshauptstadt. Schließlich sehen sich die Hannoveraner selber so: Direkt und ohne Umschweife, zurückhaltend statt angeberisch, eher verschwiegen statt übermäßig redselig. Wer Quasselstrippen und Prahlhälse erleben will, soll lieber in den Süden der Republik fahren.

Die Expo-Chefin liebt es sachlich und klar. Wie oft muss sie gelitten haben, als die Weltausstellung - auch aus ihrem Management heraus - mit blumigen, wolkigen Worten beschrieben wurde, zumeist unverständlich obendrein. Lange war nicht klar, was die Besucher konkret erleben werden in Hannover. Die Versuchung, solche inhaltliche Unsicherheit mit schwammigen Begriffen zu überspielen, war dann groß. Heute würde Breuel wohl nicht zugeben, dass manches in der Kommunikation aus dem Ruder gelaufen ist. Sie stellt sich vor ihre Mitarbeiter und richtet den Blick nach vorn - optimistisch, wie es ihre Art ist.

Die Tochter eines hanseatischen Privatbankiers, die in Hamburg, Oxford und Genf Politik studierte und später den Beruf des Einzelhandelskaufmanns lernte, ist eine Entdeckung des früheren niedersächsischen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht. Er holte sie nach der Landtagswahl 1978 ins Kabinett, zunächst als Wirtschafts-, dann als Finanzministerin. Breuel war bis dahin Wirtschaftsexpertin der Hamburger CDU- Bürgerschaftsfraktion gewesen. In der Zeit der Albrecht-Regierung galt sie, das einzige weibliche Kabinettsmitglied, dann als "der einzige Mann in der Ministerrunde". Denn Breuel konnte knallhart sein. Sie drängte auf Entscheidungen, verabscheute langes Gerede und inhaltsleere Floskeln. Sie setzte eine rigorose Sparpolitik durch - gegen den Widerstand der davon betroffenen Minister.

Ein Arbeitstier ist Breuel seither geblieben. Ob als Ministerin, später als Chefin der Treuhandanstalt oder jetzt an der Spitze der Expo. Sie pflegt es, am Morgen vor ihren Mitarbeitern im Büro anzufangen. Sie will jeden Tag alle Vorgänge abarbeiten, die auf ihrem Schreibtisch liegen. Sie will unnütze Doppelarbeit möglichst vermeiden. Auf ihre Art ist Breuel in den vergangenen Monaten eine Mutmacherin für die Expo gewesen. Kein Wunder, sie war es unter anderem, die in Hannover den Expo-Gedanken aufgriff und durchsetzte - erst in der niedersächsischen Landesregierung, jetzt in der Expo-GmbH. Kürzlich, als eine "Generalprobe" für Journalisten aufgeführt wurde und kräftiger Regen die Veranstaltung in Frage stellte, sagte Breuel nur: ,"Seien sie froh über jeden Tropfen, der vom Himmel fällt - denn je mehr es jetzt regnet, desto besser wird das Wetter zur offiziellen Eröffnung am 1. Juni." So ist Breuel: Hart zu sich selbst, knorrig und unerschütterlich optimistisch.

Solche Eigenschaften sind wohl nötig, um sich durchzusetzen. Die Liste der Manager, die an der Expo gescheitert sind, ist lang. Die ersten beiden Chefs, zwei Unternehmer, warfen das Handtuch - Konrad Heede und Theodor Diener. Sie kamen mit den unterschiedlichen Ansprüchen der verschiedenen Geldgeber und Beteiligten nicht zurecht. Der Bund, das Land, die Landeshauptstadt, die Wirtschaft und die Verbände - jeder wollte seinen Stempel der Expo aufdrücken. Anfangs herrschte die Sorge, die Weltausstellung verkomme zu einer Industrieshow, dann kam mehr und mehr Verärgerung darüber auf, dass die Wirtschaft nicht im erhofften Maße Geld zuschießen wollte. Breuel war in dieser Anfangsphase als "Generalkommissarin" lediglich für die Außenkontakte zuständig. Sie sollte international für die Teilnahme an der Expo werben. Ein erfolgreiches Unterfangen übrigens, wie die Zahl von mehr als 150 Ländern, die in Hannover vertreten sind, belegt.

Mitte 1997, nach Dieners Abgang, geriet die Expo-Gesellschaft in die Krise, Breuel rückte an die Spitze und wurde seitdem zur "Leitfigur" der Weltausstellung. Als ein Jahr später klar war, man würde das Versprechen einer "schwarzen Null" (Expo-Abschluss ohne Verluste) nicht halten können, trat Breuel die Flucht nach vorn an. Der Erfolg war auf ihrer Seite: Weil niemand die Weltausstellung zwei Jahre vor ihrem Beginn stoppen wollte, bewilligten Bund und Land zusätzliche Bürgschaften.

Seit ein paar Wochen wirkt Breuel nun noch siegessicherer als sonst. Jetzt weiß sie, dass die Vorbereitungen gelungen sind. Fast alles ist fertig, und es ist schön. Nun muss nur noch das Wetter mitspielen und die Besucher müssen in Scharen kommen. Sie wünsche sich, sagt Breuel, "eine Mischung aus Freude, Unterhaltung und Nachdenklichkeit". Ob sie irgendwann einmal gezweifelt habe am Erfolg der Ausstellung, wurde Breuel vor kurzem gefragt. "Niemals", lautet ihre knappe Antwort.

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