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Panorama: Eine reine Weste

Dianas Ex-Butler vom Diebstahlsvorwurf freigesprochen

Paul Burrell, Dianas „Fels" und Butler, schien in den letzten Jahren, je mehr über ihn berichtet wurde, zu einem der führenden Bösewichte im an Verrätern nicht armen Diana-Mythos zu werden. Doch gestern verließ er das Londoner Kriminalgericht Old Bailey ohne ein Stäubchen auf seiner weißen Butler-Weste. Der Prozess „Regina gegen Burrell", der wie alle englischen Prozesse im Namen der Königin geführt und von den britischen Klatschzeitungen seit Wochen mit all seinen erstaunlichen Details und Wendungen verfolgt wurde, ist auf dramatische Weise zusammengebrochen. Er wird nun als erstaunliches Kuriosum in die britische Rechtsgeschichte eingehen. Auch die Queen kann sich auf einige Fragen gefasst machen.

Denn offenbar hat niemand anderes als die Queen dem Prozess ein Ende gesetzt. Burrell war angeklagt worden, sich ohne Wissen der königlichen Familie 310 Gegenstände aus dem Nachlass Dianas und dem Besitz von Prinz William angeeignet zu haben. Nun stellt sich heraus, dass die Queen es die ganze Zeit gewusst hatte. In einer Audienz hatte Burrell „dem Lady Boss", wie er sie nannte, in den Wochen nach Dianas Tod berichtet, dass er Dokumente zur „sicheren Verwahrung" in seiner Wohnung habe.

Buckingham Palace unterstrich gestern in einer ungewöhnlich ausführlichen Erklärung, die Queen habe sich nicht in das Verfahren eingemischt - niemand will den Eindruck aufkommen lassen, die Richter ihrer Majestät seien nicht unabhängig. Aber die mysteriöse Prozessunterbrechung und der Abbruch des Prozesses kamen gerade zum rechten Zeitpunkt. Denn Butler Burrell war gerade dabei, selbst in den Zeugenstand zu treten. An Enthüllungen in dem Verfahren war kein Mangel. Doch der diskrete Butler hatte nie eine Miene verzogen und kaum je den Mund aufgemacht. Nun legte er den Kopf auf die Schulter seines Anwalts und schluchzte. „Die Queen hat sich zu mir durchgeschaltet". Die Wende kam offenbar mit der schwarzen Limousine der Königin. Am Freitag fuhr sie mit Prinz Charles zu einem Gedenkgottesdienst für die Bali-Opfer.

Wie es sich so trifft, kam die Rede während der Fahrt in dem schwarzen Bentley auf den Burrell-Prozess. Die Queen erwähnte ihre Audienz mit Burrell. In den Worten der Erklärung der Anklage von gestern hieß es: „Der Prinz von Wales, dessen

Eigentum zusammen mit dem von Prinz William direkt betroffen war, hielt diese Information für möglicherweise relevant für das Verfahren. Nach Rücksprache mit der Königin wurde die Polizei informiert."

Die Queen, so heißt es nun, sei nicht über die Details des Burrell-Prozesses informiert worden. Man wollte nicht den Eindruck aufkommen lassen, die königliche Familie mische sich als Betroffene in die britische Justiz ein. Burrell selbst soll die Unterredung zwar bei der Polizei erwähnt haben, aber mit seiner gewohnten Butler-Diskretion, ohne Details und ohne weiter jemandem davon zu erzählen. Die Polizei ihrerseits fragte bei der Queen nicht nach, vielleicht auch, weil es unmöglich ist, die Queen in den Zeugenstand ihres eigenen Gerichts zu rufen. Das war gestern jedenfalls die offizielle Version.

In jedem Fall wurde das Versagen der Polizei und der Anklage in diesem Prozess klar. Unter anderem konnte Kriminalinspektorin Maxine de Brunner vorgeworfen werden, sie habe Prinz Charles und Prinz William hinters Licht geführt. In der Nacht nach Dianas Tod, wurde behauptet, habe dieser vor Kensington Palace seinen Privatwagen mit Dianas Besitztümern vollgeladen.

Doch weder Charles noch William konnten auf der Liste mit 310 angeblich gestohlenen Objekten vom Micky- Maus-Nachthemd bis zur Indiana-Jones-Peitsche auch nur eines als Diana-Besitz identifizieren. Dabei hatten viele Zeitungen diese Listen in voller Länge als ironische Kommentare zu Dianas Persönlichkeit abgedruckt. Die Polizei behauptete auch, Burrell habe Diana-Souvenirs im Ausland verkauft, und auf seinem Konto seien hohe Geldbeträge eingegangen. Damit wollte sie offenbar die Unterstützung des Thronfolgers für das Verfahren gewinnen. Dass sich nichts davon erhärten ließ, wurde Charles nie mitgeteilt. Man erfuhr im Prozess auch, dass Burrell nach Dianas Tod Erinnerungsgegenstände von ihr mit den Worten ablehnte, „ich halte ihr Andenken in meinem Herzen". Dianas Freundin Rosa Monckton bezeichnete Paul Burrell gestern als „den Inbegriff des loyalen Dieners". Paul Burrell kann nun in seinen Blumenladen in Farndon in der Grafschaft Cheshire zurückkehren.

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