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Eisbär

© dpa

Eisbärenbaby: Alles Knut in Nürnberg: Es ist ein Mädchen

Das Nürnberger Eisbärenbaby ist trotz des Dramas vom Dienstag wohlauf. Jetzt bereitet sich der Zoo mit zusätzlichen Kassen- und Toilettenhäuschen auf einen Besucheransturm vor.

Es ist wohl doch eine kleine Bärin, das hat eine Pflegerin ertastet. Das Nürnberger Eisbärenbaby ist 1700 Gramm leicht - „und putzmunter, kräftig und wohlernährt“. Das teilte Nürnbergs Zoochef Dag Encke gestern in einer im Fernsehen live übertragenen Pressekonferenz mit. „Der Bär trinkt und schläft gut, unter einer wärmenden Infrarotlampe.“ Das Tier bekommt alle vier Stunden die Flasche mit 70 bis 80 Millilitern fetthaltiger Welpenmilch. Nürnbergs Bürgermeister Horst Förther will einen internationalen Namenswettbewerb für die Nachfolgerin von Knut ausschreiben - und ein tägliches Bulletin zum Wohlbefinden des Bären herausgeben. Auch in Nürnberg versteht man es gut, aus dem öffentlich mit größtem Interesse registrierten Tiernachwuchs einen PR-Vorteil zu ziehen.

So sollen bald zusätzliche Kassen- und Toilettenhäuschen aufgestellt werden. Das Tierbaby will man aber erst nach der kritischen Aufzuchtphase von drei bis vier Monaten öffentlich präsentieren. Das Vorhaben des Zoos, ein zweites Bärchen als Gesellen zu bekommen, wird wohl nicht gelingen - in ganz Europa ist kein Nachwuchs in Sicht. Berlins erfolgreichen Ziehvater Thomas Dörflein hat man bereits zurate gezogen, sagte Zoo-Chef Dag Encke dem Tagesspiegel.

Die Kritik am Tiergarten hielt am Mittwoch an. Tierrechtler Frank Albrecht erhob gegen die Nürnberger, die sich erst entschieden gegen Handaufzucht ausgesprochen hatten, Vorwürfe: „Der Tiergarten hat selber alles erdenklich Mögliche getan, um Unruhe vor dem Gehege zu produzieren.“ Und das in der empfindlichen Zeit während der ersten Wochen nach der Geburt. Gestern suchte Bärin Vera noch brüllend nach ihrem Baby.

Das „Drama von Nürnberg“ sei ein weiterer Beleg dafür, dass auf Haltung und Nachzucht von Eisbären in Gefangenschaft verzichtet werden müsse, sagte der Geschäftsführer des Deutschen Tierschutzbundes, Thomas Schröder. In freier Wildbahn haben die Tiere einen Aktionsradius von vielen Kilometern - in der Enge der Zoos „leiden sie oft unter Langeweile und Verhaltensstörungen“. Im Nürnberger Tiergarten habe Eisbärenweibchen Vera eine ruhige, artgerechte Stätte zur Aufzucht gesucht, aber nicht gefunden. Der Tierschutzbund sprach sich gegen die Zucht von Eisbären in Zoos aus. Hierzulande sind die meisten dieser Bären nicht per Hand aufgezogen.

Die Entscheidung sei „schmerzlich“ gewesen, sagte Zoo-Vize Helmut Mägdefrau vor der internationalen Presse, zurück zur Mutter könne das Baby auf keinen Fall. Doch nachdem es so aussah, als ob die Mutter das Baby „zu Tode schleppt“, sah man sich gezwungen, einzugreifen, sagte Encke. Der Tiergarten war dafür kritisiert worden, dass er bei Bärin Vilma nicht früher eingriff - sie fraß ihre Jungen. Zum Vorwurf, der Trubel habe Eisbärin Vera verschreckt, sagte Encke: „Sie können vorm Gehege Karnevalstänze vollführen, die Tiere stört das überhaupt nicht.“ Den Verdacht, ein TV-Team sei über die Absperrung gestiegen, damit ihr „Revier“ eingedrungen und habe sie so erst nervös gemacht, verfolge man nicht weiter, es gebe keine Zeugen. Die Presse habe man weiter weg gebeten, nachdem sich das Tier unruhig verhielt.

Unterdessen wurde bekannt, dass Knut anders als andere zuvor geborene Eisbären auch deshalb gerettet wurde, weil man „wertvolles Wildblut“ für die Zucht haben wollte. Knuts - verhaltensgestörte - Mutter Tosca ist die einzige Eisbärin im Berliner Zoo, die in freier Wildbahn gefangen worden war. Knut und die Nürnbergerin werden wohl später nicht zueinander kommen - man bringt eher natur- und handaufgezogene Bären zusammen.

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