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Eizellspenden: Südkoreas Klonpionier sorgt für Skandal

Der südkoreanische Klonpionier Hwang Woo Suk ist nach den umstrittenen Eizellspenden von allen öffentlichen Ämtern zurückgetreten.

Seoul - Über den südkoreanischen Klonpionier Hwang Woo Suk und seine Arbeit hat sich ein dunkler Schatten gelegt. Sein Eingeständnis, Eizellspenden von zwei untergebenen Mitarbeiterinnen für die eigene Forschung benutzt zu haben, hat die südkoreanische Forschergemeinschaft wie ein Schlag getroffen. Schwerer noch als die Einsicht des Forschers, gegen internationale Ethikstandards verstoßen zu haben, könnte aus der Sicht von Experten noch die Tatsache wiegen, dass Hwang über den Vorfall gelogen und damit seine Glaubwürdigkeit untergraben hat.

Dagegen galt der 52-jährige Tiermediziner Hwang bis vor kurzem in seiner Heimat noch als Volksheld, dem nach Meinung vieler seiner Landsleute der erste wissenschaftliche Nobelpreis für einen Koreaner gebührt. Für schwer kranke Patienten ist er trotz aller Vorwürfe gegen ihn nach wie vor ein Hoffnungsbringer, weil er die Tür zu neuen Methoden in der Transplantationsmedizin durch seine erfolgreiche, wenn auch zuvor schon stark umstrittene, Stammzellenforschung weit aufgerissen zu haben schien.

Die Nachricht im Mai dieses Jahres, dass es Hwangs Team auch erstmals gelungen war, Embryonen mit dem Erbgut schwer kranker Menschen zu klonen, wurde auch international als ein Durchbruch gewertet. Über seine moralische Integrität als Forscher wollte Hwang selbst niemals Zweifel aufkommen lassen. Stets entgegnete er auf die wiederholten Fragen nach seinen wahren Forschungszielen, dass es ihm nie um das Klonen kompletter Menschen gehe und dass diesem reproduktiven Klonen ein gesetzlicher Riegel vorgeschoben werden müsse.

Auch für Hwang selber schien die Welt bis vor wenigen Tagen noch in Ordnung zu sein. Sein Projekt einer Welt-Stammzellenbank, die er in Zusammenarbeit mit internationalen Kollegen im Oktober auf den Weg gebracht hatte, ist erfolgreich angelaufen. Tausende schwer kranker Patienten hatten sich bereits registrieren lassen. Auch wusste er stets die Mehrheit seiner Landsleute und die eigene Regierung hinter sich und seiner Forschung.

Als jedoch in der vergangenen Woche sein amerikanischer Fachkollege Gerald Schatten von der Universität Pittsburgh seine Mitarbeit mit Hwang beendete, sah sich der Südkoreaner plötzlich einer Flut von Vorwürfen ausgesetzt. Schatten hatte sich öffentlich besorgt über die Herkunft von Eizellspenden für Hwangs Forschung geäußert. Wenige Tage später wurde außerdem enthüllt, dass Eizellspenderinnen bezahlt wurden.

Kommentatoren in Südkorea waren sich einig, dass der Fall Hwang noch lange Diskussionen über die Forschungspraxis und die Einhaltung international geltender Ethikstandards in dem Land nach sich ziehen wird. Die Medien sprechen nach dem Vorfall von einem «Skandal» und warnen davor, dass dieser auch auf die wissenschaftliche Forschung des Landes negativ abfärben könnte.

«Die koreanische Genforschung wird für den Skandal einen Preis bezahlen», kommentierte die auflagenstärkste, konservative Zeitung «Chosun Ilbo». In einer gemeinsamen Erklärung sprachen mehrere Bürgerverbände von einem «beschämenden Vorfall», der unabhängig von der ethischen Debatte in die Geschichte der koreanischen Wissenschaft eingehen werde. Ein Rückschritt für die koreanische Stammzellforschung ist der Vorfall aus der Sicht Hwangs jedoch nicht. Seine Forschungsarbeit werde er jedenfalls fortsetzen, erklärte er. (tso/dpa)

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