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Gäste. Spaniens Prinzessin Cristina (rechts), Fürstin Marie aus Liechtenstein. Foto: dpa

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Panorama: Ende einer Epoche

In der Kaisergruft unter der Wiener Kapuzinerkirche findet Otto von Habsburg seine letzte Ruhe

Wien - Bunte Fahnen flattern vor dem Dom, Gruppen von Uniformierten repräsentieren unterschiedliche Phasen der österreichischen Geschichte. In Wien wurde die Trauerfeier für Otto von Habsburg am Samstag zu einem symbolträchtigen Abschied nicht nur von einer Persönlichkeit, sondern von einer ganzen Epoche. Es war auch eine Versöhnung mit einer Zeit, mit der sich das Land lange schwertat.

Touristen und Passanten wird an diesem heißen Sommertag im imperialen Wien ein einzigartiges Schauspiel präsentiert. Im Stephansdom versammeln sich die Ehrengäste beim Requiem für den letzten Thronfolger Otto von Habsburg: Die Familie Habsburg, europäischer Hochadel mit König Carl XVI. Gustaf von Schweden und Königin Silvia, Fürst Hans-Adam II. von Liechtenstein und seiner Frau Marie, dazu Spitzenpolitiker wie der Präsident des Europäischen Parlaments Jerzy Buzek.

Vor dem Dom nehmen Fahnenabordnungen von Traditionsverbänden, Kameradschaften in historischen Uniformen, Verbindungen und Schützenverbänden Aufstellung. „Fast kurios“ nennt der Militärhistoriker Christian Ortner die sichtbaren Symbole: Auf Uniformen und Fahnen geben Doppeladler und andere Motive der Kaiserzeit neben republikanischen Zeichen einen bildhaften Abriss der österreichischen Geschichte.

„Doppeladler und die Habsburger – das ist Österreich“, schwärmt ein Uniformierter von der Königlich Eisenstädter Schützengesellschaft. Die 74-jährige Alena Groulik aus Budweis erklärt: „Ich bin seiner kaiserlichen Hoheit mehrmals persönlich begegnet. Er hat die Länder Europas wieder vereinigt. Wir verdanken ihm viel.“ Ein Wissenschaftler, der nahe dem Dom wohnt, schlägt kritische Töne an: „Er war ein Erzreaktionär“, meint der hagere Mann. „Aber er ist zu einem sympathischen Menschen geworden. Und er ist eine historische Figur.“

„Es ist eine Frage des Respekts, heute hier zu sein“, rechtfertigt der österreichische Bundeskanzler Werner Faymann im Rundfunksender ORF seine Teilnahme am Requiem im Stephansdom. Er wehrt sich damit gegen die Kritik, die Trauerfeier werde mit großer staatlicher Beteiligung und militärischen Ehren als Quasi-Staatsbegräbnis begangen.

Nach dem Requiem wurde der Sarg Habsburgs in einem langen Trauerzug zur Kapuzinergruft gefahren. Dort schirmt nach der Tradition die „Anklopf-Zeremonie“ die zahlreichen in der Familiengruft liegenden Kaiser von Neuankömmlingen ab: Ein Geistlicher fragt an der Pforte „Wer begehrt Einlass?“, woraufhin der Zeremonienmeister die adeligen Titel referiert. Daraufhin antwortet der Geistliche „Wir kennen ihn nicht.“ Auch die Aufzählung aller Ehrungen und Auszeichnungen hilft nicht weiter. Erst wenn der Zeremonienmeister den einstigen Kronprinzen beim dritten Versuch als „sterblichen, sündigen Menschen“ vorstellt, heißt es „So komme er herein.“

Habsburg, der am 4. Juli im Alter von 98 Jahren in Bayern gestorben war, war der Erstgeborene des letzten in Österreich regierenden Kaisers Karl I. und seiner Frau Zita. Irmgard Rieger (dpa)

Irmgard Rieger (dpa)

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