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Panorama: Energie aus dem Mittelalter

Die Unesco hat das sogenannte Oberharzer Wasserregal zum Weltkulturerbe erklärt

Kaum einer kennt diese Wasserlandschaft und ihre historische Einzigartigkeit, umso überraschender ist die Entscheidung gewesen. Das Unesco-Welterbekomitee hat das sogenannte Oberharzer Wasserregal einstimmig in die Liste des Kultur- und Naturerbes aufgenommen.Der Anruf aus Brasilia erreichte den Harzer Chef-Planer Professor Reinhard Roseneck nachts um 4.30 hr. Nachdem das seit dem 25. Juli in Brasiliens Hauptstadt tagende Unesco-Gremium noch am Wochenende mehrfach die Tagesordnung umgeworfen und die Spannung zusätzlich erhöht hatte, wirkte die Nachricht wie eine Befreiung. „Die Entscheidung der Unesco ist einfach großartig für den Oberharz und die gesamte Region“, sagte Roseneck. „Sie ist ein Schatz, der gehoben werden muss.“

Mit besonderer Genugtuung vernahmen die Verantwortlichen im Harz, dass das Votum ohne Gegenstimme fiel. Nach den Querelen im Vorfeld, als heftig um einen gemeinsamen Managementplan und mögliche Stiftungsformen gestritten wurde und sogar ein blauer Brief der Unesco aus Paris ins Haus geflattert war, hatte sich etwa Goslars Landrat Stephan Manke zuletzt eher verhalten optimistisch geäußert. Er freute sich am Sonntag umso mehr. „Der Unesco-Status ist eine hohe Auszeichnung und zugleich eine riesige überregionale Werbung für den Harz“, sagte der Landrat.

Das System der Oberharzer Wasserwirtschaft besteht aus zahlreichen miteinander verbundenen Teichen, Gräben und Stollen. Es gilt als mit Abstand größtes und bedeutendstes vorindustrielles Energieversorgungssystem der Welt. Das Wasser im Oberharz hat bereits vor 800 Jahren als entscheidende Kraftquelle die Wasserräder der Bergwerke und Hütten angetrieben. Bis ins späte 19. Jahrhundert war es für den Abbau von Silber, Blei und Kupfer die einzige Energiequelle. Bereits im 13. Jahrhundert verfügten die Mönche im Kloster Walkenried am südlichen Harzrand über ein kleines, aber voll funktionsfähiges Wasserversorgungssystem.

Das Oberharzer Wasserregal schufen Bergleute in der Zeit vom 16. bis zum 19. Jahrhundert, um damit Wasserräder und Pumpen anzutreiben. Im heute niedersächsischen Teil des Oberharzes legten die Bergmänner insgesamt rund 150 Teiche, 500 Kilometer Gräben sowie 160 Kilometer unterirdische Wasserläufe an. Noch heute sind mehr als 100 Teiche erhalten. Auf diese Weise wurde das Wasser zu den Verbrauchern hin- und später wieder abgeleitet. Von den 31 Kilometern wie Tunnel durch die Berge getriebenen sogenannten Wasserläufen sind alle erhalten und viele davon auch für Besucher erschlossen.

Von der Unesco wurden auch bedeutende ehemalige Nutzer des Wassersystems in die Ausweisung einbezogen. Dazu zählen drei Schachtanlagen aus dem 19. Jahrhundert, darunter die Grube Samson in St. Andreasberg. Dort befindet sich die letzte erhaltene sogenannte Fahrkunst, eine Anlage zur Beförderung von Bergleuten, der Welt. mit ddp

Frank Heine[Clausthal]

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