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Entführung: Flugpirat mit Draht zu Gott

Entführung dank göttlicher Eingebung: Es begann mit einer Schrecksekunde für die Passagiere des Flugs AM 576, führte zeitweilig zu landesweiter Terrorangst – und löste sich am Ende in belustigte Erleichterung auf.

Planmäßig hatte der Flug der Linie Aeromexico am Mittwoch um 11.38 Uhr in Cancun abgehoben. An Bord waren 104 Passagiere, die meisten von ihnen Urlauber, die sich einige Tage am Karibikstrand gegönnt hatten.

Während des Fluges erhob sich ein stämmiger Mann mit weißem T-Shirt und Bibel in der Hand, lief durch den Flieger und sagte der Stewardess, er habe drei Komplizen und eine Bombe an Bord und wolle mit Präsident Felipe Calderon reden. Der Flieger solle siebenmal über Mexiko-Stadt kreisen und dann landen – was der Kopilot wegen Treibstoffmangels ablehnte. Zugang zum Cockpit bekam der Entführer nicht. Der Flug wurde planmäßig fortgesetzt, die Passagiere bekamen nichts mit, und der Entführer plauderte mit der Crew.

Nach der Landung wurde der Flieger von einem Sondereinsatzkommando inklusive Kampfhubschraubern umstellt – live übertragen von sämtlichen mexikanischen Radio- und TV-Stationen. Die Passagiere stiegen unversehrt die Gangway hinunter – dann stürmten die Sicherheitskräfte den Flieger, führten einige Männer in Handschellen ab, und jagten ein verdächtiges Gepäckstück vor laufenden Kameras in die Luft. Wie sich später herausstellte, handelte es sich lediglich um erdgefüllte Blechdosen.

Die gefesselten Männer wurden nach eingehendem Verhör als unschuldige Passagiere freigelassen – bis auf einen. Jose Marc Flores Pereira alias Josmar aus dem bolivianischen Santa Cruz stellte sich anschließend lächelnd und kaugummikauend der Presse. Der 44-Jährige, der seit 17 Jahren in Mexiko lebt, sagte, er sei einer göttlichen Eingebung gefolgt und habe den Präsidenten vor einem Erdbeben warnen wollen. Pereira, der den mexikanischen Behörden als alkohol- und drogenabhängig sowie als Angehöriger einer protestantischen Sekte bekannt ist, erklärte, die Umkehrung des Datums 9.9.2009 sei 666 – eine Zahl, mit der viele den Teufel in Verbindung bringen. Seine drei Komplizen seien der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

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