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Ein Rettungshubschrauber bringt Decken, Lebensmittel und Zelte in das abgelegene Dorf Bhogteni im Distrikt Gorkha. Nepal benötigt dringend mehr Hubschrauber, um die abgelegenen Regionen des Landes nach dem Erdbeben zu versorgen.

© AFP

Update

Erdbeben im Himalaya: Nepal braucht mehr Hubschrauber

In Nepal fehlen Hubschrauber, um Verletzte zu retten und Zehntausende von Bedürftigen aus der Luft zu versorgen. In der Touristenregion Langtang wurden 52 Leichen geborgen. Im Internet macht derweil ein Foto von zwei Kindern in Nepal die Runde - aber dieses wurde in Vietnam aufgenommen.

Hungernde und Verletzte warten in Nepals abgelegenen Dörfern dringend auf Hilfe aus der Luft. Die Regierung suche händeringend weitere Hubschrauber, sagte der Sprecher des Innenministeriums am Montag. Während sich die Situation in der Hauptstadt Kathmandu neun Tage nach dem Erdstoß der Stärke 7,8 entspannt hat, warten in abgelegenen Regionen weiter zehntausende Menschen auf Rettung oder Unterstützung. Eigentlich müssen Verletzte geborgen, Zelte und Nahrungsmittel verteilt werden.

Bei dem Erdbeben am 25. April kamen nach neusten Angaben mehr als 7.200 Menschen ums Leben, Zehntausende wurden verletzt. Nach Angaben der Tourismusbehörde sind mindestens 57 Ausländer unter den Toten, 52 seien verletzt worden. 109 Touristen würden noch vermisst.

„Wir haben nicht genügend Helikopter, um beides gleichzeitig zu bewerkstelligen: Rettung und Versorgung“, sagte der Sprecher, Laxmi Dhakal. Der Regierung stünden nur 13 Hubschrauber zur Verfügung, darunter sieben private. Indien helfe mit weiteren 14 Hubschraubern aus. Die USA hätten am Sonntag vier Osprey-Flugzeuge eingeflogen, die vertikal starten und landen können. China habe am Montag drei Hubschrauber geschickt. „Aber das reicht noch nicht. Wir brauchen mindestens doppelt oder dreimal so viele, wie wir bislang haben“, sagte der Sprecher.

Die schwer getroffenen Regionen nördlich von Kathmandu waren schon vor dem Beben teilweise nur durch Tagesmärsche zu erreichen. Die wenigen vorhandenen Straßen sind teils durch Erdrutsche verschüttet.
In vielen Dörfern sind nach Behördenangaben 95 Prozent der Häuser eingestürzt oder schwer beschädigt. Viele Menschen leben nach Angaben des Sprechers auf offenem Feld. Ihre Vorräte sind zerstört oder aufgebraucht.
Das Gelände sei teils so gebirgig und unwegsam, dass selbst Hubschrauber dort nicht landen könnten. Hubschrauber sollten wenigstens Zelte und Lebensmittel aus der Luft abwerfen.

BKA schickt Identifizierungsspezialisten nach Nepal

In der Touristenregion Langtang in Nepal sind unter einem riesigen Erdrutsch bis Montag 52 Leichen geborgen worden, unter ihnen sieben Ausländer. „Es kann gut sein, dass dort mehr als 200 Menschen verschüttet wurden, darunter viele Ausländer“, sagte der Distriktbeamte Gautam Rimal am Montag. Die Behörden konnten zunächst nur einen Franzosen und einen Inder identifizieren. In der Region werden auch zwei 20-Jährige aus Lehrte bei Hannover vermisst.

Zur Identifizierung möglicher deutscher Opfer entsendet das Bundeskriminalamt (BKA) zehn Experten nach Kathmandu. „Ziel des Einsatzes ist es, die Situation vor Ort im Hinblick auf deutsche Opfer weiter aufzuklären, um Angehörigen möglichst schnell Gewissheit zu verschaffen“, teilte die Behörde am Montag in Wiesbaden mit. Nach dem verheerenden Erdbeben mit Tausenden Toten am 25. April in Nepal werden weiter auch zahlreiche Deutsche vermisst. Ein Professor aus Göttingen kam bei der Naturkatastrophe ums Leben.

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Unterdessen hat die Europäische Kommission die finanzielle Unterstützung für Nepal auf 22,6 Millionen Euro erhöht. Der zuständige EU-Kommissar Christos Stylianides kündigte am Montag nach einem Besuch in der Krisenregion an, die Soforthilfe für Nahrungsmittel, Notunterkünfte und Arzneimittel von drei auf sechs Millionen Euro zu verdoppeln. Weitere 16,6 Millionen Euro an Aufbauhilfe sollen der nepalesischen Regierung bis Ende der Woche zur Verfügung stehen. „Wir werden so lange da sein, wie es notwendig ist“, sagte Stylianides über die Unterstützung der Europäischen Union. Einschließlich der Gelder einzelner Mitgliedstaaten habe die EU bereits rund 40 Millionen Euro mobilisiert.

Foto von Kindern wird falsch zugeordnet

Vor allem in den sozialen Netzwerken Twitter und Facebook hat das Bild von zwei sich umarmenden Kindern die Runde gemacht. "Zweijährige Schwester beschützt Bruder in Nepal" steht beispielsweise in den Bildunterschriften. Wie sich herausgestellt hat, wurde das Bild jedoch in Nordvietnam aufgenommen.

Der Fotograf Na Son Nguyen hat das Foto im Jahre 2007 in dem Dorf Ha Giang gemacht. Wie die BBC berichtet, hatte Nguyen das Foto auf seinen privaten Blog gestellt. Bereits vor drei Jahren wunderte er sich darüber, das Bild im Internet zu finden - mit dem Untertitel "Opfer des Bürgerkrieges in Syrien". "Es handelt sich vielleicht um eines der meistgeteilten Fotos - leider in einem falschen Kontext", sagt Nguyen.

UN kritisieren mangelhafte Zusammenarbeit in Nepal

Die Vereinten Nationen werfen verschiedenen Akteuren in Nepal vor, nach dem Erdbeben vor über einer Woche nicht zusammenzuarbeiten. Nicht nur kleinere Nichtregierungsorganisationen versuchten, „ihr eigenes Ding zu machen“, sondern auch viele Staaten wollten „ihre eigene Hilfe leisten, ihre eigene Flagge zeigen“. Das sagte UN-Nothilfekoordinator Albrecht Beck am Montag im Deutschlandfunk in Köln. Auch nepalesische Missionen seien auf derartige Katastrophen vorbereitet, aber nicht abgestimmt gewesen. Das nationale Interesse stehe oftmals vor der eigentlichen Hilfeleistung, so Beck. Auch sei es problematisch, wenn Organisationen ohne konkrete Anforderung nach Nepal flögen. „Es waren viele Akteure bereit zu helfen, was sehr positiv ist“, sagte er. Künftig müssten sie jedoch besser organisiert werden. Bei Krisen müssten alle versuchen, international abgestimmte Systeme einzuhalten und gemeinsam vorzugehen.

Indiens Premier ruft zu Mitgefühl für Nepal auf

Zum buddhistischen Vesakfest hat Indiens Premierminister Narendra Modi den Opfern des Erdbebens in Nepal gedacht. „Jetzt ist der Zeitpunkt, Buddhas Botschaft des Mitgefühls durch die Hilfe für die Menschen in Nepal mit Leben zu erfüllen“, sagte Modi laut indischen Medienberichten am Montag bei der offiziellen Feier des höchsten buddhistischen Feiertags in Neu Delhi. Zuvor hatten die Teilnehmer im Talkatora-Stadion eine Schweigeminute für die Erdbebenopfer eingelegt. Der hinduistische Regierungschef erinnerte daran, dass Buddha vor mehr als 2.500 Jahren als Prinz Siddhartha Gautama in Nepal geboren wurde. Das Vesakfest erinnert an die Geburt und die Erleuchtung des Buddha Siddhartha Gautama. (dpa, AFP, rok)

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