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Panorama: Erdbeben: Von Helden und Trittbrettfahrern

Nach sechstägigem Einsatz in der vom Erdbeben zerstörten Stadt Bhuj in Indien sind die 30 deutschen Helfer des Technischen Hilfswerks (THW) am Freitag auf dem Frankfurter Flughafen eingetroffen. "Wir haben Indien mit einem lachenden und einem weinenden Auge verlassen", sagte Einsatzleiter Hans-Joachim Gerhold.

Nach sechstägigem Einsatz in der vom Erdbeben zerstörten Stadt Bhuj in Indien sind die 30 deutschen Helfer des Technischen Hilfswerks (THW) am Freitag auf dem Frankfurter Flughafen eingetroffen. "Wir haben Indien mit einem lachenden und einem weinenden Auge verlassen", sagte Einsatzleiter Hans-Joachim Gerhold. Während ihres Einsatzes war es den Experten gelungen, einen 51-jährigen Mann und ein 13-jähriges Mädchen lebend aus den Trümmern zu befreien. Doch in der Erdbebenregion gebe es noch immer viel Not und Elend, sagte Gerhold. Unzählige Menschen seien obdachlos. Vor allem die Versorgung mit Wasser und Strom sei noch nicht gewährleistet.

Viele Angehörige der Helfer waren zum Flughafen gekommen, um die 4 Frauen und 26 Männer zu begrüßen. Die Retter stammen aus Hessen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland und aus Nordrhein-Westfalen. Ein vierköpfiges Team des THW befindet sich noch in Indien, es soll prüfen, wie Wasserversorgung und Infrastruktur wieder aufgebaut werden kann. 15 Helfer des Landesverbandes Baden-Württemberg bereiten sich derzeit auf einen baldigen Einsatz in Bhuj vor.

Unterdessen hat die indische Regierung die Zahl der Todesopfer nach unten korrigiert. Bei dem Beben der Stärke 7,7 seien am Freitag mindestens 10 593 Menschen ums Leben gekommen. Angesichts Tausender Vermisster schätzten die Behörden die Zahl der Todesopfer aber auf 35 000. Verletzt wurden nach offiziellen Angaben rund 62 000 Menschen. Schätzungsweise 600 000 Menschen wurden durch das Beben obdachlos. Auch am Freitag kam es zu sieben größeren Nachbeben. Die Helfer vor Ort bereiten sich auf einen langfristigen Einsatz vor.

Das Deutsche Rote Kreuz, das in Bhuj für die Trinkwasserversorgung einer Zeltklinik zuständig ist, stellte eine hohe Belastung des Wassers aus einem Teich mit Fäkalien fest. Über 700 000 Kinder unter 14 Jahren seien dringend auf internationale Hilfe angewiesen, berichtete das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, UNICEF. Die Welthungerhilfe verstärkt derzeit mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes ihre Aktivitäten in den schwer betroffenen ländlichen Gebieten. In insgesamt 50 Dörfern würden rund 20 000 Familien mit Reis, Mehl, Decken, Kochutensilien und Planen für provisorische Notunterkünfte versorgt, hieß es. Der Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln ließ am Freitag ein Transportflugzeug mit insgesamt 1 450 Familienzelten ins Erdbebengebiet fliegen. Die Zelte seien für die Obdachlosen in der Region um die Stadt Bhachau bestimmt. 15 Ärzteteams seien im Einsatz, um den Überlebenden medizinische und psychologische Hilfe zu leisten. Daneben seien Hunderte von Freiwilligen damit beschäftigt, Essen, Decken und Hygieneartikel an die Menschen zu verteilen.

Unterdessen warnte das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) vor "Trittbrettfahrern" bei Spendenaktionen. Das Motto laute "richtig spenden", wie die Organisation am Freitag in Berlin meldete. Vorsicht sei bei "übertriebener Dringlichkeit" des Spendenaufrufs angebracht. Seriöse Hilfswerke hätten für Katastrophen Mittel zurückgelegt, um eine erste Hilfe ohne Rücksicht auf den Spendeneingang sofort starten zu können.

Spender sollten sich nach dem Rat des DZI davon überzeugen, dass die Organisation ihrer Wahl auch tatsächlich ausreichend kompetent ist, um wirksam Not- und Wiederaufbauhilfe zu leisten. Bei Unsicherheit sollte sich der Spender beim DZI nach der Organisation erkundigen.

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