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Erfolgreich. Professor Mats Brännström (rechts), der die Transplantation durchführte, mit Teammitgliedern im Jahr 2012.

© dpa

Update

Erfolg in Schweden: Weltweit erstes Baby nach Gebärmutter-Transplantation

Eine 36-jährige Schwedin hat als erste Frau weltweit nach einer Gebärmuttertransplantation ein gesundes Kind bekommen, teilten ihre Ärzte von der Universitätsklinik Göteburg mit. Der Uterus war eine Organspende einer 61-jährigen Freundin der Familie.

Der erste Schrei des kleinen Jungen – 1775 Gramm schwer und 40 Zentimeter groß – war selbst für gestandene Forscher unwirklich. „Wir konnten es nicht glauben“, sagt Mats Brännström von der Universität von Göteborg in Schweden. „Es war ein bisschen wie bei der Geburt des eigenen Kindes“, sagt seine Kollegin Liza Johannesson.

Denn was sich im September in diesem Kreißsaal abspielte, war kein normaler Kaiserschnitt. Die 36-jährige Mutter hatte erst im Jahr 2013 einen Uterus transplantiert bekommen, eine 61-jährige Freundin der Familie hatte das Organ gespendet. Die Schwedin ist die erste Frau weltweit, die nach einer solchen Operation ein gesundes Kind zur Welt gebracht hat.

Erfolg nach 15 Jahren Forschung

Für die Brännström und seine Kollegen ist es ein großer Erfolg nach etwa 15 Jahren Forschung, den sie im Fachblatt „Lancet“ beschreiben. Für die Mutter war bereits die Schwangerschaft ein Wunder. Durch das genetisch bedingte Rokitansky-Syndrom wuchs sie ohne Vagina und Gebärmutter auf. Während die Vagina geformt werden konnte, war der Wunsch nach einem eigenen Kind trotz funktionsfähiger Eierstöcke für sie unerfüllbar. Bis ihr die Studie der Universität Göteburg Hoffnung machte.

Die schwedischen Forscher haben insgesamt neun Frauen eine Gebärmutter eingepflanzt. Sieben Mal ging es gut – auch bei der damals 35-Jährigen. Sie bekam bereits 43 Tage nach der Transplantation erstmals eine Periode, ein Jahr danach war sie schwanger. Ihr wurde einer von elf Embryonen eingesetzt, die schon vor der Operation durch eine künstliche Befruchtung entstanden waren und seitdem auf Eis lagen.

"Man kann also Frauen, die keine Gebärmutter haben, behandeln"

Die Schwangerschaft verlief bis zur 31. Woche weitgehend normal. Drei Mal gab es leichte Abstoßungsreaktionen, die die Ärzte jedoch gut behandeln konnten. Der Fötus wurde über Nabelschnur gut versorgt und entwickelte sich wie jeder andere. Als die Frau wegen einer Präeklampsie ins Krankenhaus musste, wurde der Kaiserschnitt von der 34. auf die 31. Woche vorverlegt. Ob die Komplikation mit der Transplantation zu tun hat, ist unklar.

Mutter und Kind geht es mittlerweile gut. Der Junge konnte nach zehn Tagen die Frühchenstation verlassen. „Man kann also Frauen, die keine Gebärmutter haben, behandeln“, sagt Brännström. „Unsere Patientin hat sogar die Möglichkeit, es ein zweites Mal zu probieren.“ Danach wird das Organ wieder entfernt, damit sie nicht lebenslang Medikamente nehmen muss, die eine Abstoßung vermeiden.

Bevor diese Technik jungen Frauen mit einem Kinderwunsch zugute kommen kann, die entweder eine Erbkrankheit haben oder denen zum Beispiel wegen einer Krebsbehandlung die Gebärmutter entfernt wurde, muss zumindest die ganze Studie beendet sein. "Wir brauchen mehr Daten", sagt Brännström. "Routine wird die Operation auch in vielen Jahre nicht sein."

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